Von Torfstechern und Gefängniszellen
Der Historische Verein Babenhausen hat den sechsten Band mit „Beiträgen zur Geschichte“herausgegeben. Allerlei Hintergründe und kuriose Begebenheiten sind darin zu erfahren
Ein Marienweg rund um Babenhausen, Torfstecher, die Glocken von St. Andreas, Spannendes zu Hopfen und Malz, aber auch zur Nagelung eines Wehrzeichens – das sind nur einige der Themen, denen sich der neueste Band des Historischen Vereins zur Babenhauser Geschichte widmet.
Auf rund 200 Seiten werden Episoden und Geschichten aus der Vergangenheit des Fuggermarktes – reichlich bebildert – wieder lebendig. Schwerpunktmäßig handelt es sich dabei um Beiträge aus den internen Veröffentlichungen des Historischen Vereins. Autoren sind auch dieses Mal Heimatforscher Dieter Spindler und die Vorsitzende des örtlichen Historischen Vereins, Barbara Kreuzpointner.
Eine historische Ansicht der Wintergasse, heute Fürst-Fugger-Straße, ziert den Umschlag des in zartem Graugrün gehaltenen Buches und zieht die Blicke potenzieller Leser an. Schlagen diese ein paar Seiten um, stoßen sie auf ein Kapitel, das den „Marienweg um Babenhausen“beschreibt und damit direkt zum Nachwandern einlädt. Die Tour, die an der Friedhofskapelle beginnt und endet, führt an zahlreichen Marienbildern vorbei, etwa in der Aspenkappel, im Olgishofer Kirchlein, in der neuen Fuggerkapelle, der Kirchhaslacher Marienwallfahrtskirche oder den anschließenden Rosenkranzkapellen.
Auf handwerklichen Spuren befinden sich die Leser dagegen in den Kapiteln über das Babenhauser Hirtenwesen samt Hirtenhaus, die Torfstecher oder die längst der Vergangenheit angehörende Zunft der Strumpfstricker im Fuggermarkt. Auch ein Porträt der Familie Weinhart, eine seit Jahrhunderten bestehende Schlosserfamilie, ist enthalten. Am Beispiel von Joseph Fah- einem aus Babenhausen stammenden Soldaten und späteren „Corporal“, werden die napoleonischen Kriege aus Babenhauser Sicht durchleuchtet, ebenso die damit verknüpfte Geschichte des „Mauerbäcks“in der Wintergasse. Nicht fehlen darf unter dem Motto „Hop- fen und Malz, Gott erhalt’s“– auch vor dem Hintergrund des 500-jährigen Bestehens des Bayerischen Reinheitsgebots – eine historische Betrachtung des Babenhauser Brauwesens. Zwar steht dabei die Fuggerbrauerei im Mittelpunkt, jedoch können die Leser auch erstaunt festrenschon, stellen, wie viele Brauereien es in früheren Jahrhunderten in Babenhausen gegeben hat. Dazu passt auch die umfassende Geschichte über den Gasthof Pflug, bei welchem oftmals die Besitzer wechselten in der über mehre Jahrhunderte hinweg dokumentierten Geschichte. Seit mehr als 125 Jahren befindet sich der Gasthof im Besitz der Familie Götzfried, wobei heute die Urenkelin des „Privatiers und vormaligen Oekonoms“, der damals die Wirtschaft erworben hatte, die Traditionsgaststätte betreibt.
Rund um den Marktplatz drehen sich Geschichten um Mauerfunde in der Ruine des Alten Rathauses im Jahr 1947 oder um das Amtshaus, in dem schon Pfarrer Sebastian Kneipp wegen Kurpfuscherei angeklagt gewesen war und in dem sich später die Bayerische Landespolizei samt Gefängniszellen befunden hatte. Doch auch die Glocken der Pfarrkirche St. Andreas, welche großteils die Wirren der beiden Weltkriege überlebten beziehungsweise nicht wie vorgesehen eingeschmolzen wurden, „erklingen“aufs Neue.
Seitens des Hauses Fugger befassen sich die Autoren mit der Nagelung eines Wehrzeichens, initiiert durch Nora Fürstin Fugger. Mit dem Erlös wurden Kriegskosten gesenkt. Aber auch die Spurensuche nach Sigismund Joseph Fugger beschreibt das Buch. Auf dem künstlerischen Sektor geht es um die neu geschaffene Jochum-Büste und den Barockmaler Philipp Jakob Herz.
Barbara Kreuzpointner überreichte Heimatforscher Dieter Spindler das erste, druckfrische Exemplar des Babenhauser Geschichtsbuches als Geburtstagsgeschenk. Und da Weihnachten vor der Tür steht, wird es vielleicht noch weitere Male als Geschenk dienen.
Auch Babenhausens Brauwesen wird beleuchtet
Zu kaufen gibt es das Buch in der Papeterie Dilger beziehungsweise „Bei Elke“, Auf der Wies, für 15 Euro. Außer dem können Interessierte dort auch die älteren Exemplare erstehen. Lediglich der erste Band ist vergriffen.