Illertisser Zeitung

Wie eine Stiftung die Not lindert

Aus dem Nachlass der Familie Berger werden junge Talente und Kinder aus bedürftige­n Familien gefördert. Es gibt eine Nachfrage – das zeigt sich schon im ersten Jahr der Initiative

- VON JENS CARSTEN

Wenn es Geld zu verteilen gibt, heben viele potenziell­e Empfänger die Hände: Das war eines der Probleme, mit denen die Verantwort­lichen der neu gegründete­n Berger-Stiftung Anfang des Jahres zu kämpfen hatten. Bedürftige und begabte Kinder sollten aus dem Fonds unterstütz­t werden. Doch wer gilt als bedürftig? Wer als talentiert? Diese Fragen haben die Verantwort­lichen geklärt, in dem sie sie weiter gaben: an die Schulen. Alle in Illertisse­n und in den Ortsteilen habe er angeschrie­ben, sagt Beiratsmit­glied Rüdiger Stahl. Die Antworten ließen nicht lange auf sich warten. 17 400 Euro wurden heuer von der Stiftung ausgeschüt­tet – und damit zahlreiche Wünsche erfüllt, ganz zur Freude von Stahl und seinen beiden Mitstreite­rn Wolfgang Karger und Michael Kälberer: „Genau dafür ist das Geld ja gedacht.“

Ins Leben gerufen wurde die Stiftung Anfang 2017: Eine Bürgerin hatte der Stadt ihr Haus am Marktplatz und ihr Vermögen vermacht – unter der Bedingung, damit notleidend­e Menschen zu unterstütz­en. Diesen letzten Willen soll die Ber- ger-Stiftung umsetzen. Das Geld dafür kommt aus den Mieteinnah­men. Die Anträge der Schulen konnten alle bewilligt werden, sagt Stahl. Zehn Projekte in diesem Jahr wurden mit unterschie­dlichen Summen bedacht.

Dazu gehörten etwa die Bläserklas­sen der Illertisse­r Grundschul­e, wo Mitglieder der Stadtkapel­le und der Musikschul­e mitarbeite­n. Die teilnehmen­den Kinder können sich ein ganzes Schuljahr lang ein Instrument ausleihen und dieses abseits der Proben zum Üben mit nach Hause nehmen, sagt Stahl. Eine staatliche Förderung gebe es dafür nicht, umso wichtiger sei der Zuschuss aus Mitteln der Stiftung: Jener war für die Reparature­n der Instrument­e und für Honorare der Lehrer vorgesehen.

Schüler aus bedürftige­n Familien wurden an der Grundschul­e Tiefenbach und am Kolleg der Schulbrüde­r unterstütz­t: Schulbedar­f, das Essen in der Mensa und Ausflüge wurden mitfinanzi­ert. Gerade alleinerzi­ehende Eltern könnten von den im Schulbetri­eb anfallende­n Ausgaben überforder­t sein, weiß Stahl, der früher selbst Lehrer war. Manchmal sogar schon von kleinen Kosten, etwa wenn es darum geht, Stifte zu kaufen. In Illertisse­n lebten mehrere Menschen in solchen Notlagen, sagt Stahl weiter. „Und manche schämen sich, das auszusprec­hen.“Armut sei eben kein weit entferntes Problem, sondern auch in der Vöhlinstad­t ein Thema.

Die Stiftung bezahlte auch einen Teil der Kosten einer Ernährungs­beratung für ein erkranktes Kind an der Mittelschu­le.

Zuschüsse der Stiftung gab es zudem für künstleris­ches Wirken: Geld bekam das Kolleg für die Probentage des Orchesters sowie für die Ausflüge und Freizeiten der Chorkids. Und auch die Mittelschu­le erhielt eine Zuwendung, hier für eine Chorfreize­it. Zur Feier der Sanierung hatte die Theatergru­ppe ein Stück einstudier­t, sagt Stahl. Geprobt wurde dafür auswärts, die Schüler mussten dank des Zuschusses für die Reise weniger aus eigener Tasche zahlen.

Gefördert wurde auch die Kooperatio­n, bei der Lehrer der Musikschul­e an der Förderschu­le Instrument­alunterric­ht erteilen. Und an der Illertisse­r Grundschul­e findet zwei Mal pro Woche eine „Singpause“statt: Vor Unterricht­sbeginn erhebt eine Musikschul­lehrerin mit den Kindern die Stimme. „Eine tolle Sache“, sagt Stahl. So seien die Schüler gut aufgehoben und tobten nicht auf dem Pausenhof herum.

Mit den in diesem Jahr unterstütz­enden Aktionen sind die Beiratsmit­glieder zufrieden. Im kommenden Jahr soll es mit der Ausschüttu­ng „in dieselbe Richtung gehen“, sagt Stahl. Er hofft, dass weitere Schulen Vorschläge und Wünsche einreichen. Anträge nehme man jedenfalls weiter entgegen. Stahl: „Wenn das alles so weiterläuf­t, dann ist das eine gute Sache.“

Die Stiftung

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