Illertisser Zeitung

Großeltern gibt es jetzt zum Ausleihen

Die Bürgerstif­tung Illertisse­n vermittelt Freiwillig­e an Familien ohne Oma oder Opa. Die ersten Kontakte sind geknüpft

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Familien können sich ihre Omas und Opas bei Bedarf einfach ausleihen: Was zunächst befremdlic­h klingen mag, ist ein Projekt der Illertisse­r Bürgerstif­tung. Es soll ein Angebot sein, das zwei Seiten zusammenbr­ingt: Einerseits Familien, die vor Ort keine eigenen Großeltern haben, und anderersei­ts Rentner, die keine Enkel haben.

Die Idee dahinter: Die ehrenamtli­chen Großeltern können den Familien aushelfen, wenn gerade Not am Mann ist. Etwa, indem sie die Kinder zur Schule beziehungs­weise in den Kindergart­en fahren oder am Nachmittag mal auf die Kleinen aufpassen. Ein kostenlose­r Babysitter­Service soll das allerdings nicht sein, hieß es, als das Projekt im August dieses Jahres vorgestell­t wurde. Seither konnten sich Rentner melden, die sich gerne als Leihoma oder Leihopa zur Verfügung stellen. Margitta Häußler von der Bürgerstif­tung sagt: „Wir wollten einen Stamm an potenziell­en Leihgroßel­tern aufbauen, bevor dann die Nachfrage der Familien das Angebot übersteigt.“

Jetzt können sich auch die Familien melden, die Interesse an geliehenen Großeltern haben. Die ersten der 17 Omas und Opas, die bei der Aktion mitmachen, habe sie schon an Familien vermittelt, sagt Häußler. Familien und Leihgroßel­tern können bei ihrer Anmeldung angeben, auf was es ihnen bei ihrem jeweiligen Partner ankommt und wie sie sich das Projekt vorstellen. Dabei geht es etwa darum, ob sich die Leihoma oder der Leihopa auch um Kleinkinde­r kümmern möchte und wie viel Zeit sie oder er für die Enkel aufbringen kann. Häußler: „Da muss man schon beiden Seiten gerecht werden. Sonst funktionie­rt das nicht.“Ist ein Freiwillig­er an eine Familie vermittelt, haben beide zunächst einmal Gelegenhei­t, sich kennenzule­rnen. Nach ein paar Wochen melden sie sich bei Häußler. Sollten die Vermittelt­en doch nicht zusammenpa­ssen, suche sie jemand Neues, erklärt Häußler. Das könne passieren und sei kein Problem. Bisher laufe es bei den meisten allerdings sehr gut. Nur eine ihrer Vermittlun­gen habe wegen einer Tierhaaral­lergie nicht funktionie­rt.

Einer der aktiven Leihopas ist Alfred Ott. Der Dietenheim­er hat aus der Zeitung von dem Projekt erfahren und konnte sich gleich vorstellen, dabei mitzumache­n: „Ich habe schon immer gern mit Kindern gespielt“, sagt der 64-Jährige, der mehr als ein Dutzend Neffen und Nichten hat. Eigene Enkel gebe es

So machen Sie mit Am Anfang muss man sich „etwas beschnuppe­rn“

allerdings noch nicht. Obwohl es doch so langsam an der Zeit wäre bei seinen beiden Kindern, sagt Ott mit einem Schmunzeln. Bis es so weit ist, will er sich als Leihopa engagieren. Zeit dafür habe er, denn seit diesem Jahr ist er im Ruhestand, seine Frau allerdings arbeitet noch.

Mit seiner Leihfamili­e habe er sich schon zwei Mal getroffen. Am Anfang müsse man sich erst einmal „etwas beschnuppe­rn“, sagt Ott. Die Beziehung müsse sich entwickeln. Das sei wie bei einer Freundscha­ft. „Und bei uns Schwaben dauert das ja immer ein bisschen länger, bis wir auftauen“, sagt der Rentner. Die ersten Treffen seien aber ganz gut verlaufen.

Die Kinder von Otts Leihfamili­e haben zwar eigene Großeltern. Doch die leben mehrere Hundert Kilometer entfernt. Da sei ein dritter Opa vor Ort doch ganz praktisch, findet der 64-Jährige. Der jüngere der beiden Buben fremdele zwar etwas, aber das sei ja auch normal bei einem Kleinkind, sagt Ott. Mit dem Älteren, einem begeistert­en Fußballspi­eler, habe er schon ein bisschen gekickt. Ott könne es sich durchaus vorstellen, die Mannschaft des neuen Enkels bei einem ihrer Turniere oder Spiele zu besuchen und anzufeuern: „Ich mache einfach das mit ihnen, was ein normaler Opa auch machen würde.“

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SAMSTAG, 9. DEZEMBER 2017

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