Großeltern gibt es jetzt zum Ausleihen
Die Bürgerstiftung Illertissen vermittelt Freiwillige an Familien ohne Oma oder Opa. Die ersten Kontakte sind geknüpft
Familien können sich ihre Omas und Opas bei Bedarf einfach ausleihen: Was zunächst befremdlich klingen mag, ist ein Projekt der Illertisser Bürgerstiftung. Es soll ein Angebot sein, das zwei Seiten zusammenbringt: Einerseits Familien, die vor Ort keine eigenen Großeltern haben, und andererseits Rentner, die keine Enkel haben.
Die Idee dahinter: Die ehrenamtlichen Großeltern können den Familien aushelfen, wenn gerade Not am Mann ist. Etwa, indem sie die Kinder zur Schule beziehungsweise in den Kindergarten fahren oder am Nachmittag mal auf die Kleinen aufpassen. Ein kostenloser BabysitterService soll das allerdings nicht sein, hieß es, als das Projekt im August dieses Jahres vorgestellt wurde. Seither konnten sich Rentner melden, die sich gerne als Leihoma oder Leihopa zur Verfügung stellen. Margitta Häußler von der Bürgerstiftung sagt: „Wir wollten einen Stamm an potenziellen Leihgroßeltern aufbauen, bevor dann die Nachfrage der Familien das Angebot übersteigt.“
Jetzt können sich auch die Familien melden, die Interesse an geliehenen Großeltern haben. Die ersten der 17 Omas und Opas, die bei der Aktion mitmachen, habe sie schon an Familien vermittelt, sagt Häußler. Familien und Leihgroßeltern können bei ihrer Anmeldung angeben, auf was es ihnen bei ihrem jeweiligen Partner ankommt und wie sie sich das Projekt vorstellen. Dabei geht es etwa darum, ob sich die Leihoma oder der Leihopa auch um Kleinkinder kümmern möchte und wie viel Zeit sie oder er für die Enkel aufbringen kann. Häußler: „Da muss man schon beiden Seiten gerecht werden. Sonst funktioniert das nicht.“Ist ein Freiwilliger an eine Familie vermittelt, haben beide zunächst einmal Gelegenheit, sich kennenzulernen. Nach ein paar Wochen melden sie sich bei Häußler. Sollten die Vermittelten doch nicht zusammenpassen, suche sie jemand Neues, erklärt Häußler. Das könne passieren und sei kein Problem. Bisher laufe es bei den meisten allerdings sehr gut. Nur eine ihrer Vermittlungen habe wegen einer Tierhaarallergie nicht funktioniert.
Einer der aktiven Leihopas ist Alfred Ott. Der Dietenheimer hat aus der Zeitung von dem Projekt erfahren und konnte sich gleich vorstellen, dabei mitzumachen: „Ich habe schon immer gern mit Kindern gespielt“, sagt der 64-Jährige, der mehr als ein Dutzend Neffen und Nichten hat. Eigene Enkel gebe es
So machen Sie mit Am Anfang muss man sich „etwas beschnuppern“
allerdings noch nicht. Obwohl es doch so langsam an der Zeit wäre bei seinen beiden Kindern, sagt Ott mit einem Schmunzeln. Bis es so weit ist, will er sich als Leihopa engagieren. Zeit dafür habe er, denn seit diesem Jahr ist er im Ruhestand, seine Frau allerdings arbeitet noch.
Mit seiner Leihfamilie habe er sich schon zwei Mal getroffen. Am Anfang müsse man sich erst einmal „etwas beschnuppern“, sagt Ott. Die Beziehung müsse sich entwickeln. Das sei wie bei einer Freundschaft. „Und bei uns Schwaben dauert das ja immer ein bisschen länger, bis wir auftauen“, sagt der Rentner. Die ersten Treffen seien aber ganz gut verlaufen.
Die Kinder von Otts Leihfamilie haben zwar eigene Großeltern. Doch die leben mehrere Hundert Kilometer entfernt. Da sei ein dritter Opa vor Ort doch ganz praktisch, findet der 64-Jährige. Der jüngere der beiden Buben fremdele zwar etwas, aber das sei ja auch normal bei einem Kleinkind, sagt Ott. Mit dem Älteren, einem begeisterten Fußballspieler, habe er schon ein bisschen gekickt. Ott könne es sich durchaus vorstellen, die Mannschaft des neuen Enkels bei einem ihrer Turniere oder Spiele zu besuchen und anzufeuern: „Ich mache einfach das mit ihnen, was ein normaler Opa auch machen würde.“