Ein Ritt auf dem Pony bringt Freude
Biggi Zimmermann aus Emershofen verschenkt Zeit mit ihren Tieren. Sie will dabei Familien mit Kindern, die wenig Geld oder andere Sorgen haben, Gutes tun
Isabella genießt den kleinen Ausritt sichtlich. Ganz ruhig trabt Letti, das schwarzweiße Pony, auf dem die Siebenjährige sitzt, auf einem Feldweg Richtung Wald. Biggi Zimmermann führt das Tier, neben ihr läuft Jaqueline Straß mit Pony Sabah an der Leine. Angst? Bei der kleinen Isabella keine Spur. Sie ist zwar ein großer Pferdefan, wie ihre Mutter Jessica Füller erzählt. Aber die große Verunsicherung und der fehlende Mut hemmten das Mädchen bislang sehr.
Die Emershoferin Biggi Zimmermann, die mit ihrem Mann in der Pferderanch Ritter insgesamt fünf Pferde und Ponys im Stall hält, führt die Siebenjährige aus Vöhringen behutsam an die Tiere heran – und das, ohne Geld dafür zu verlangen. Die 47-Jährige verschenkt Zeit mit ihren Ponys.
Über Facebook hat Zimmermann die Aktion bekannt gemacht, mit der sie in der Vorweihnachtszeit
Auch eine gemeinsame Waldweihnacht ist geplant
ausgewählten Familien mit Kindern etwas Gutes tun möchte. Die Idee dazu hatte sie von einer Freundin im Allgäu, die ebenfalls Zeit mit ihren Tieren anbietet. Die Emershoferin will denjenigen damit eine Freude machen, die Unterstützung nötig haben. Familien etwa, die es sich nicht leisten können, mit ihren Kindern auf einen Ponyhof zu gehen. Oder die ganz andere Sorgen haben, wie zum Beispiel Krankheiten oder Todesfälle in der Familie.
Bei Geld oder Kleiderspenden, sagt Zimmermann, wisse sie nie genau, ob die Gabe überhaupt ankommt oder wie viel davon am Zielort eintrifft. Mit ihrer Aktion kann sie direkt helfen. Viel Leid und Probleme gibt es auch in der Region, wie sie anhand der zahlreichen Reaktionen auf ihren Eintrag in dem Online-Netzwerk erfahren hat. „Da herzzerreißende Geschichten“, sagt die 47-Jährige, die als Friseurin arbeitet.
Dann erzählt sie von einer Mutter von Zwillingen, die sich durchs Leben kämpfen muss, seit ihr Mann bei einem Unfall tödlich verunglückte. Sie müsse ein Haus abbezahlen, könne sich keine Weihnachtsgeschenke für die Kleinen leisten. „Da fühlt sich keiner zuständig“, sagt Zimmermann. Oder das kleine Mädchen, das einen unheilbaren Tumor hat und dessen größter Traum es ist, Zeit auf einem Ponyhof zu verbringen. Oder die alleinerziehende Mutter, deren acht- jähriger Bub einen Unfall hatte. Eine Therapie mit Pferden könnte ihm vielleicht helfen. Aber wer bezahlt das?
Auch Jessica Füller hatte sich schon über solche Therapien informiert, die ihrer Tochter Isabella vielleicht helfen könnten, die Angst zu verlieren. „Aber als alleinerziehende Mutter kann ich mir das nicht leisten“, sagt sie. Und sie bezweifelt, dass ein Antrag bei der Krankenkasse Aussicht auf Erfolg hat. Isabella ist die Erste, der Biggi Zimmermann Zeit mit den Ponys schenkte. Gemeinsam haben sie ein Tier geputzt, es gestriegelt und ausgeführt – Jessikamen ca Füller hätte nie gedacht, dass ihr Kind so schnell an Mut gewinnt. Letti ein Leckerli nach dem Austritt zu geben, das traut sich die Siebenjährige allerdings noch nicht.
Ausgehend von den Zuschriften, die Zimmermann erhält, hat sie schon einige Termine vereinbart. Sie möchte aber gerne noch mehr Kindern und deren Eltern eine Freude bereiten. Und kurz vor dem großen Fest will die Emershoferin mit allen eine Waldweihnacht feiern. Natürlich mit Ponys. Biggi Zimmermann hat die Telefonnummer 0170/8192227.