Zum Schreien
Den Jahresabschluss gegen Schott Mainz vergeigen die Ulmer Spatzen komplett. Nach dem Spiel richtet Trainer Tobias Flitsch kritische Worte an seine Mannschaft
Ob die Zwei-Kilo-Säcke Kartoffeln die Zuschauer besänftigen konnten, die am Ausgang des Donaustadions als Geschenk auf das Publikum warteten? Schwer zu glauben bei dem, was sich zuvor im Inneren des Stadions abgespielt hatte. Von allen Seiten der Tribünen hallten Pfiffe und wütende Schreie in Richtung Spatzen-Kicker, die zuvor gegen den TSV Schott Mainz mit 1:2 (1:1) verloren hatten. Doch es war nicht unbedingt die Niederlage, die die Zuschauer erboste, es war die Art und Weise, wie sie zustande kam.
Vor der Partie hatten die Offiziellen um Trainer Tobias Flitsch und dem sportlichen Leiter Lutz Siebrecht drei Punkte gefordert gegen den Tabellenvorletzten der Regionalliga Südwest, der vor der Saison aus der Oberliga in die vierthöchste Spielklasse aufgestiegen war. Es wäre ein versöhnlicher Jahresabschluss mit sechs Punkten aus den letzten drei Spielen geworden. Dass daraus nichts wurde, hatten sich die Spatzen selbst zuzuschreiben. Nach der frühen Führung durch Ardian Morina in der 10. Minute sah alles noch danach aus, als wären die Ulmer auf Kurs. Nach einem Freistoß von der rechten Seite durch Christian Sauter landete der Klärungsversuch der Mainzer an der Strafraumgrenze vor den Füßen von Morina, der den Abpraller verwertete.
Danach spielten die Ulmer ganz gut nach vorne, vor allem über die rechte Seite von Verteidiger Tino Bradara und Rechtsaußen Steffen Kienle lief viel. Zählbares entstand daraus aber nicht. Im Gegenteil: In der 28. Minute traf Mainz. Ilias Soultani profitierte davon, dass die Spatzen-Abwehr schon im Winterschlaf zu stecken schien und den Ball nach einem Solo von Gür Necmi nicht einfach klärte. Stattdessen landete der Ball bei Soultani, der ungestört verwandeln konnte. „Wenn ich an das 1:1 denke, ist das Wahnsinn“, sagte hinterher ein völlig enttäuschter Tobias Flitsch. Das dürfe einfach nicht passieren, vor allem „wenn ich 1:0 beim Tabellenvorletzten führe“.
Die Spatzen brachte das Gegentor total aus dem Konzept. Nach vorne ging nichts mehr und kurz nach dem Anpfiff zu Hälfte zwei sollten sie die Quittung dafür bekommen. Abermals war es Soultani, der nach einer Kopie des Ulmer Treffers zum 2:1 aus Sicht der Mainzer traf (46.). Wenn das 1:1 der Nackenschlag für die Ulmer war, dann war das 1:2 der Todesstoß. Jetzt ging gar nichts mehr. Stattdessen machten die Mainzer das Spiel und hätten locker noch ein, zwei Tore mehr erzielen können.
„Uns war nicht klar, dass wir im Abstiegskampf stecken“, sagte auf einer Pressekonferenz nach dem Spiel. „Ich weiß nicht, warum wir das nicht erkennen. Wir haben heute ganz wichtige Punkte gegen den Abstieg verloren.“Es waren neue Töne des Coaches, der die Mannschaft seit Mitte August trainiert. Nach den letzten verloreFlitsch nen Spielen gegen Topteams wie Saarbrücken oder Offenbach – gegen die Ulm sehr gut mithalten konnte – lobte er seine Spieler und verwies auf deren gute Entwicklung in den vergangenen Monaten.
Nach der Begegnung mit Schott Mainz klang das anders. „Ich kann nach diesem Spiel nicht über die Entwicklung der vergangenen Wochen sprechen“, sagte er. „Das macht ein bisschen kaputt, was wir uns die letzte Zeit aufgebaut haben.“Die Qualität seines Ulmer Teams infrage stellen wollte er aber nicht: „Die Mannschaft ist in der Lage, die Klasse zu halten.“
Betz – Bradara (76. Celiktas), Reichert, Schindele, Nierich lo – Morina, Rathgeber, Kienle (55. Mi chel), Sauter (46. Kammerbauer) – Bagce ci, Braig.
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