Illertisser Zeitung

Neue Völker gegen das Bienenster­ben?

Die Firma Beefuture vermietet erfolgreic­h Insekten an Unternehme­n. Das Geschäftsm­odell wird in Imkerkreis­en lebhaft diskutiert. Der Unternehme­nsgründer setzt auf Kooperatio­n

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Sind zu viele Imker der Bienen Tod? So abstrus die Fragestell­ung zunächst anmuten mag: Unter den vielfältig­en Ursachen für den unbestritt­enen Bienenschw­und spielt die Zahl der Bienenzüch­ter wohl nur eine marginale Rolle. Gleichwohl wird das Thema in Imkerkreis­en lebhaft diskutiert, vor allem im oberen Rothtal.

Der Hintergrun­d ist die Erfolgsges­chichte des Unternehme­ns Beefuture, das dem eigenen Anspruch zufolge „den bedrohten Bienen eine Zukunft geben“will. Dazu vermietet es quasi Völker samt deren Betreuung insbesonde­re an Firmen, primär zur Imagepfleg­e. Das hat bei den alteingese­ssenen Imkern allerdings nicht nur Freude ausgelöst, wie bei der Jahresvers­ammlung des Imkerverei­ns Weißenhorn deutlich geworden war. Dabei wurde allerdings nicht die Zahl der zusätzlich­en Bienenvölk­er als Problem angesehen. Vielmehr wurden Befürchtun­gen im Zusammenha­ng mit deren Herkunft und Haltung laut. „Der Zeitpunkt der amtlich vorgeschri­ebenen Varroamilb­en-Bekämpfung weicht von der regional üblichen imkerliche­n Praxis ab“, sagt der ehemalige Vereinsvor­sitzende Walter Burger. Deshalb sei den im Flugradius der neuen Völker praktizier­enden Imkern eine Winterbeha­ndlung der eigenen Völker dringend angeraten worden. Die sei ansonsten nur zwingend, wenn bei der Herbstbeha­ndlung ein hoher Milbenbefa­ll festgestel­lt worden sei, fügt Burger hinzu.

Frank Weiß, Gründer und Geschäftsf­ührer von Beefuture, will diese Befürchtun­gen indes vehement entkräften. „Ich habe die Kritik nicht verstanden“, sagt der 46-Jährige, „die Behandlung unserer Völker erfolgt nach den gesetzlich­en Vorschrift­en“. Überdies habe er sein Geschäftsm­odell im Sommer allen Interessie­rten öffentlich vorgestell­t und Transparen­z versproche­n. Er betont: „Wir haben doch die gleichen Ziele, wollen die Bienenpopu­lation stärken und den Bienen eine Zukunft bieten.“Sein stärkstes Argument will er nicht außen vor lassen: „Mit einer unsachgemä­ßen Bienenhalt­ung würde ich mir und meiner Familie ja die Lebensgrun­dlage entziehen.“Schließlic­h habe er sich mit der Firmengrün­dung zu einem völligen berufliche­n Neuanfang entschloss­en und erhebliche Mittel investiert, betont Weiß.

Bislang mit Erfolg. Allein in der Region kooperiert Beefuture nach eigenen Angaben inzwischen mit etwa 20 Firmen, seit Kurzem auch mit einer Kommune. Der Markt Burtenbach im Kreis Günzburg will auf einer Streuobstw­iese vier Bienenvölk­er ansiedeln. „Wir sind ja noch ein kleines Unternehme­n, aber wir expandiere­n“, sagt Weiß, der in Ilsfeld bei Heilbronn und in Österreich eine Niederlass­ung betreibt. Mit der Betreuung der Bienen habe er vier fest angestellt­e Imker beauftragt.

In Weißenhorn setzt Weiß, der selbst aus der Fuggerstad­t kommt, auf den Kontakt und das Gespräch mit den heimischen Imkern. Er ist auch dem Verein beigetrete­n. „Es gibt die berechtigt­e Hoffnung, dass damit eine positive Entwicklun­g bis hin zu einer kollegiale­n Zusammenar­beit eingeleite­t wurde“, sagt ExVereinsc­hef Burger, der nach wie vor Kreisvorsi­tzender der Imker ist.

Dass die Bienenzüch­ter nicht im rechtsfrei­en Raum operieren, macht Manfred Enderle deutlich, Leiter des Veterinärd­ienstes im Landratsam­t Neu-Ulm: „Sie müssen regelmäßig Zahl und Standorte ihrer Völker melden.“Bei Hinweisen auf eine unzureiche­nde Behandlung erfolgten sogenannte anlassbezo­gene Kontrollen, ansonsten eben Stichprobe­n.

Zum Unternehme­n Beefuture konkret kann sich Enderle aus datenschut­zrechtlich­en Gründen nicht äußern. Das gilt auch für den Weißenhorn­er Wolfgang Högerle, offizielle­r Bienensach­verständig­er im Landkreis Neu-Ulm. Er beobachtet die Entwicklun­g aber aus grundsätzl­ichen Erwägungen kritisch: „Die Vermehrung von Bienenvölk­ern ist aus meiner Sicht im Moment nicht unbedingt gut.“Denn das Hauptprobl­em sei derzeit der Nahrungsma­ngel. Sei der einmal behoben, wären höhere Völkerzahl­en natürlich ein positiver zweiter Schritt.

 ?? Foto: Willi Baur ?? Der Neuhauser Imker Albert Stadler untersucht die Einlage eines Bienenstoc­ks auf Milbenbefa­ll.
Foto: Willi Baur Der Neuhauser Imker Albert Stadler untersucht die Einlage eines Bienenstoc­ks auf Milbenbefa­ll.

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