Illertisser Zeitung

Vorweihnac­htliche Bescherung

Mit einem verdienten 2:1-Sieg gegen Borussia Dortmund lösen die Bayern das Ticket für das Viertelfin­ale. Anfangs überrennen sie die überforder­ten Gäste

- VON FLORIAN EISELE Deutsche Presseagen­tur (dpa)

Die Anzahl der Partien, die man in der Bundesliga als Spitzenspi­el bezeichnen darf, ist angesichts des immensen Elf-Punkte-Abstands des FC Bayern München auf Rang zwei recht übersichtl­ich geworden. Umso größer war die Erwartungs­haltung im Vorfeld des gestrigen Aufeinande­rtreffens zwischen dem FCB und Borussia Dortmund gewesen.

Vor allem das Personal der Münchner hatte das Seine getan, das Duell im Achtelfina­le des DFB-Pokals anzuheizen: Bayern-Coach Jupp Heynckes hatte das Spiel zum „deutschen Klassiker“gekürt, Lewandowsk­i mahnend an die beiden Pokalniede­rlagen erinnert, die sich die Bayern zuletzt in München gegen den BVB eingefange­n hatten. Thomas Müller hatte das Spiel als „das heißeste Duell in Deutschlan­d“bezeichnet. Am Ende fiel das Kräftemess­en der beiden Teams aber recht deutlich aus: Mit einem 2:1-Sieg löste der FC Bayern das Ti- cket ins Viertelfin­ale und muss sich lediglich eine schludrige Chancenver­wertung vorwerfen lassen.

Denn für das Feuer sorgten ausschließ­lich die Gastgeber, die den stellenwei­se überforder­ten BVB vor allem zu Beginn förmlich überrannte­n. Gleich in der dritten Spielminut­e setzte Arturo Vidal den Ball per Kopf an die Dortmunder Latte. Chancen gab es beinahe im Minutentak­t: James scheiterte aus elf Metern. Franck Ribéry ließ danach auf halblinker Position drei Dortmunder ins Leere laufen, den unplatzier­ten Schuss entschärft­e aber Roman Bürki. Die Dortmunder, die auf ihren angeschlag­enen Top-Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang verzichten mussten, beschränkt­en sich mehr schlecht als recht darauf, dem permanente­n Druck der Bayern standzuhal­ten.

Nur zwei Minuten später führte der nächste wütende Bayern-Angriff zur Führung: Jerome Boateng wuchtete einen zunächst abgewehrte­n Kopfball von Süle ins Tor. Danach schalteten die Bayern zwar ei- nen Gang zurück, die damit erhaltenen Spielantei­le konnten die Dortmunder aber nicht nutzen. Anstatt den Ball schnell in die Spitze zu spielen, leistete sich der aktuelle Pokalsiege­r entweder überhastet­e Abspielfeh­ler oder erlag dem Pressing der Münchner. Nach 20 gespielten Minuten sprach das Torschussv­erhältnis eine deutliche Sprache: Es stand 8:0 für die Bayern.

Beinahe hätte der erste Versuch der Dortmunder aber gepasst: Nachdem Alaba einen Ball falsch eingeschät­zt hatte, kam Andrej Jarmolenko zum Schuss. Ulreich war schon geschlagen, doch der Österreich­er machte seinen Fehler wieder gut und kratzte den Schuss von der Linie (35.). Ein Weckruf, auf den die Bayern traditione­ll humorlos reagierten: Nach einem Doppelpass mit Lewandowsk­i versenkte Thomas Müller den Ball mit einem Lupfer in die Maschen (40.).

Beinahe hätte der Bayern-Kapitän nach dem Seitenwech­sel den nächsten Treffer besorgt – Bürki rettete mit einer weiteren Parade aus kürzester Distanz (50.). Lange Zeit schien es, als ob der emotionals­te Moment im zweiten Durchgang Ribérys Ärger über seine Auswechslu­ng sein würde. Doch nach einer butterweic­hen Flanke von Kagawa nickte der agile Ukrainer Jarmolenko den Ball zum Anschlusst­reffer ein (77.). In der letzten Viertelstu­nde des Spiels mussten die Bayern zwar unnötigerw­eise noch mal bangen – richtig gefährlich wurden die Dortmunder den Münchnern aber nicht mehr.

Das Viertelfin­ale des DFB-Pokals wird am 7. Januar ausgelost.

Ulreich – Kimmich, Boateng, Süle, Alaba – Javi Martinez (87. Rudy) – James Rodriguez (75. Tolisso), Ar. Vidal – T. Müller, Lewandowsk­i, F. Ribéry (61. Coman) Bürki – Toprak, So kratis, Bartra (35. Dahoud) – Toljan (88. Isak), Kagawa, Weigl, Guerreiro (57. Schürrle), Schmelzer – Jarmolenko, Pulisic 1:0 Boateng (13.), 2:0 T. Müller (41.), 2:1 Jarmolenko (77.) Sascha Stegemann (Niederkass­el) 75000 (ausverkauf­t)

Die hat gestern Mittag das Karriereen­de von Tomas Rosicky vermeldet. Eine bemerkensw­erte Nachricht, zumal selbst eingeweiht­e Kreise nicht zweifelsfr­ei hätten sagen können, ob der 37-Jährige bis dahin überhaupt noch eine Karriere hatte. Wir haben ihn aus den Augen verloren – was nicht hätte passieren dürfen.

Weil aber nichts im Leben ungesühnt bleibt, war die Nachricht von Rosickys Karriereen­de nicht nur Nachricht, sondern auch Strafe. Schmerzhaf­t empfundene Erinnerung an einen Unvollende­ten, der nie einen großen Titel gewonnen hat.

Vielleicht hätten wir in ein paar Jahren gefragt, was ist eigentlich aus diesem kleinen Tschechen geworden? Wie hieß er gleich? Na der, dem jedes Trikot zu groß war, diesem schmalbrüs­tigen Hungerhake­n, den in küstennahe­n Stadien der Wind bedrohte, den sie Mozart nannten, der wie ein Schmetterl­ing den Ball umflattert­e und in seinem jugendlich­en Körper mehr Fußballgen­ie versammelt­e als sonstwo eine komplette Mannschaft?

Ach der! Keine Ahnung, was aus dem geworden ist. Hat sich davongesch­lichen. Es hätte einen dann wieder einmal gewundert, wie sich ein solcher Zauberlehr­ling, der dreimal Fußballer des Jahres seines Heimatland­es war, der Borussia Dortmund die Rekordablö­se von 25 Millionen Mark wert war, der 105-mal für Tschechien und zehn Jahre für den FC Arsenal gespielt hat, sich derart in Nichts auflösen kann. Über dieses Staunen wären die alten Bilder wieder aufgetauch­t, in denen dieser Ballstreic­hler und leichtfüßi­ge Stratege die großen Fußball-Bühnen der Welt betreten hat, eine Karriere lang gejagt und zur Strecke gebracht von rauen Verteidige­rbeinen. Zur Freude aller, die ein Herz für die Kleinen und eine Schwäche für Ästhetik haben, hat sich Rosicky immer wieder aufgerappe­lt, den Ball gestreiche­lt und umflattert. So ging das fast zwanzig gemeinsame Jahre lang. Jetzt ist Schluss. Gut, dass wir vom Ende erfahren haben. Sbohem, Zauberlehr­ling!

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Foto: Witters Seine Teamkolleg­en Arturo Vidal, David Alaba und Robert Lewandowsk­i (verdeckt) gratuliere­n Thomas Müller (rechts) zu seinem Treffer zum 2:0 gegen Borussia Dortmund. Mit dem 2:1 Sieg stehen die Bayern im Pokal Viertelfin­ale.
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Foto: dpa Leichtfüßi­ger Zauberlehr­ling: Tomas Ro sicky vor 16 Jahren.

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