Illertisser Zeitung

Illertisse­r Etat: Investitio­nsstopp gibt es nur auf dem Papier

Die Vöhlinstad­t will im nächsten Jahr 6,5 Millionen Euro für Grunderwer­b und Bauten ausgeben – das ist die Hälfte der Summe von 2017. Warum trotzdem keine Flaute herrscht

- VON JENS CARSTEN

Die Wirtschaft brummt, viele Bürger haben Jobs: Das beschert der Stadt Illertisse­n steigende Einnahmen. Im kommenden Jahr sollen erstmals mehr als zehn Millionen Euro aus der Einkommens­teuer in die Stadtkasse fließen. Das ist die bisherige Bestmarke eines seit 2010 anhaltende­n Trends, sagt Kämmerer Markus Weiß, der die Vöhlinstad­t finanziell solide aufgestell­t sieht: „Wir stehen gut da.“Das geht aus dem Haushaltsp­lan für 2018 hervor, den der Finanzexpe­rte gestern Abend in einer Sitzung des Stadtrats vorgestell­t hat – zur Zufriedenh­eit der Zuhörer. „Wir haben die Chance, viel zu machen“, sagt Weiß über den Etat. Und das muss die Stadt auch: Mit den Einnahmen steigen die Ausgaben, auch dank sozialer Projekte und Kinderbetr­euung. Zudem dürfte die Situation Wünsche wecken.

Dennoch wird der finanziell­e Spielraum im kommenden Jahr gar nicht voll ausgeschöp­ft – das könnte man zumindest beim Blick in den denken. Denn für Investitio­nen sind „nur“6,5 Millionen Euro vorgesehen – damit ist dieser Posten gerade einmal halb so groß wie heuer. 2019 soll er dann wieder auf etwa zwölf Millionen Euro wachsen. Tatsächlic­h werden im kommenden Jahr nicht so viele neue Projekte begonnen, wie zuvor. Von einer „finanziell­en Verschnauf­pause“spricht Kämmerer Weiß. Das bedeute aber nicht, dass die Mitarbeite­r des Rathauses weniger zu tun haben: Mehrere Vorhaben aus diesem Jahr konnten nicht umgesetzt werden und beschäftig­en die Stadtverwa­ltung in den nächsten zwölf Monaten weiter. Weil die Gelder allerdings bereits bereitgest­ellt wurden, schlagen sich die Ausgaben nicht in der Bilanz für 2018 nieder.

Arbeit gibt es reichlich: Die sogenannte­n „Haushaltsr­este“machen zum Jahresende eine Summe von rund 16,5 Millionen Euro aus. Dazu gehören unter anderem Baugebiete an der Rudolf-Diesel-Straße und in Jedesheim, der Hauptkanal am Saumweg, der Bau der Aussegnung­shalle in Illertisse­n und der Kauf einer neuen Drehleiter für die Feuerwehr. Auch wenn die Summe für Investitio­nen im kommenden Jahr vergleichs­weise klein erscheint: „Im Hintergrun­d läuft einiges“, sagt Kämmerer Weiß. Einen „Knick“gebe es nicht.

Ob die Stadt weitere Mitarbeite­r einstellt, um künftig alle Projekte abzuarbeit­en, ist offen. Aktuell untersucht eine Firma die Organisati­onsstruktu­r im Rathaus. Die Studie soll Vorschläge zur Optimierun­g geben. Ob diese umgesetzt werden, muss dann der Stadtrat entscheide­n. Die Frage laute, welchen Service man den Bürgern bieten will, sagt Weiß. Illertisse­n sei zuletzt stetig gewachsen.

Für den laufenden Betrieb (hier schlagen sich zum Beispiel Personalko­sten nieder) rechnet der Kämmerer mit Einnahmen und Ausgaben in Höhe von 40,5 Millionen Euro – in etwa so viel wie 2017 (39,4 Millionen). Kredite wird die Stadt nicht aufnehmen müssen – und auch nicht ins Ersparte greifen. Im Gegenteil: 2018 sollen 2,8 Millionen in die Rücklagen fließen. Hier hat IllertisHa­ushaltspla­n sen aktuell ein Polster: Rund 9,2 Millionen Euro liegen Ende 2017 auf dem Sparbuch. „Das ist ordentlich“, sagt Kämmerer Weiß. Und zugleich eine trügerisch­e Sicherheit: Denn nach dem kommenden Jahr wird kräftig investiert, mit Feuerwehrh­aus, Wohngebiet „BaywaAreal“und Kollegssan­ierung stehen sehr große und teure Projekte an. Eine Folge: Bis Ende 2021 sollen die Ersparniss­e laut Schätzunge­n weitgehend aufgebrauc­ht sein.

Auch wenn vieles schon läuft, einige neue Vorhaben stehen 2018 doch auf dem Programm. Für Bauten sollen 4,8 Millionen ausgegeben werden, zum Beispiel 700000 Euro für eine Krippe mit Kindergart­en in der Mozartstra­ße. Mit der Sanierung der Vöhlinstra­ße startet ein umfangreic­hes Straßenbau­projekt, hierfür sind 680000 Euro vorgesehen. Kämmerer Weiß ist mit dem Haushaltsp­lan zufrieden: „Wir können fast aus dem Vollen schöpfen.“

Einen Beschluss zum Etat für 2018 fassten die Stadträte in der Sitzung gestern nicht, der soll im Februar erfolgen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany