Kollegsschüler sagen Danke
50 Briefe schrieben die Jugendlichen an Menschen, deren Arbeit selten gewürdigt wird. Ihre Nachrichten überbrachten sie selbst – und erlebten manche Überraschung
Weil Dankbarkeit leicht in Vergessenheit gerate, haben sich Kollegsschüler der 9. und 10. Klassen in Illertissen genau dieses Themas angenommen. Während der vergangenen Tage waren die Schüler unterwegs, verschenkten ihre Freizeit und selbstgefertigte Briefe, um anderen Danke zu sagen. Insgesamt 50 Adressen besuchten sie: Unter anderem das Seniorenheim, die Polizeiinspektion, das Krankenhaus oder die Müllabfuhr. Allesamt Einrichtungen oder Personen, bei denen die Jugendlichen vermuteten, dass schwere Arbeit geleistet wird, die wenig Würdigung erfährt. Die besondere Aktion war ihr Beitrag zum Advent, den sie im Religionsunterricht bei Pater Christian mit Unterstützung von Lehrerin Gerlinde Höppler erarbeitet hatten.
Zu zweit oder zu dritt zogen die Schüler los, um ihre handgeschriebenen Briefe mit anerkennenden Worten für die Leistungen der jeweiligen Empfänger persönlich abzugeben. Wie ihre unangekündigte Charmeoffensive bei wildfremden Menschen ankommt, darüber waren sie selbst sehr gespannt.
Eleni Vizzutti und Teresa Börsing etwa machten sich auf den Weg zu Emma Altvater im Seniorenwohnheim. Ihrem Dankesbrief hatten sie noch einen selbst gebastelten Stern und eine Kerze hinzugefügt, um der Seniorin, die gerade erst im Heim eingezogen war, etwas mehr mitzubringen. Die Überraschung war gelungen – und die Seniorin sprachlos. Nachdem sie sich wieder gefasst hatte, bat sie die Schülerinnen, Platz zu nehmen. Die Kerze wolle sie am gemeinsamen Mittagstisch anzünden, im Zimmer sei das aus Sicherheitsgründen verboten, sagte Altvater.
Ganz anders erlebten Angelina Gehnke, Joana Rapp und Julia Ott ihren Besuch auf der Polizeiinspektion Illertissen. Nach wortreichen Erklärungen an der Pforte hieß es fürs Erste: warten. Dann wurden die Drei hereingebeten und Inspektionsleiter Franz Mayr nahm sich Zeit für ein Gespräch: Warum sie die Polizei ausgewählt hätten und ob sich eine von ihnen für den Beruf des Polizisten interessiere. Dies wurde bejaht, während Mayr den Brief öffnete und las, dass ihm und seinen Kollegen dafür gedankt wurde, dass sich die Bürger jederzeit sicher auf der Straße bewegen könnten. „Wofür wir rund um die Uhr im Einsatz sind“, ergänzte Mayr ernst. Und er staunte, dass jemand ohne Anlass die Arbeit der Polizei würdigte: „Das habe ich so auch noch nicht erlebt“, sagte er erfreut. Dennoch, die Polizei bekäme schon mal Dankesworte zu hören. Ihren Dienst würden sie gerne erfüllen. Gewiss gehörten auch schwere Momente dazu, die einem nahegingen: Zum Beispiel, wenn sie jemandem eine Strafe verpassen müssten, von dem sie wüssten, dass es ihm sowieso nicht gut gehe. Der Besuch endete mit interessanten Einblicken in die Polizeiarbeit.
Franca Hausmann und Vincent Fink wollten den Mitarbeitern der Illertalklinik für ihre Arbeit danken, die viel Engagement abverlange, wie sie glauben. Auf die Idee waren sie gekommen, weil Francas Vater Arzt ist. Doch den Dankesbrief nahm Pflegedienstleiterin Kerry Radojevic entgegen. Sie versprach, den Dank an alle Mitarbeiter in der Illertalklinik weiterzureichen. Obwohl die Leiterin schon wieder anderweitig im Haus erwartet wurde, nahm sie sich die Zeit, den Brief mit einem Lächeln im Gesicht durchzulesen. Von den Patienten komme Dank zurück, sagte sie. Gerade in der Weihnachtszeit seien alle Kollegen bemüht, den Schwerkranken auch an ihr Bett etwas Freude zu bringen. Die Idee der Schüler beeindrucke sie, weil ihre Arbeit im Krankenhaus nun auf besondere Weise öffentlich gewürdigt werde.
Auch die Austrägerinnen unserer Zeitung erhielten einen persönlichen Dankesbrief für ihren allmorgendlichen Einsatz. Die Klasse 9b schrieb: „Außerdem sind Sie bei Wind und Wetter unterwegs, was besonderen Dank verdient. Auch wissen wir sehr zu schätzen, dass Sie sich morgens für uns bei Dunkelheit in Gefahr bringen.“
Auch Zeitungsausträger bekamen Post