Illertisser Zeitung

Dankbar für ein zweites Leben

Als junges Mädchen litt Anelia Jordanova an einer schweren Krankheit. Viele Menschen spendeten, um ihr eine Operation zu ermögliche­n. Wie es der jungen Frau heute geht

- VON CLAUDIA BADER

Wenn Anelia Jordanova ihre Söhne Jonko und Emanuel in den Armen hält, ist sie unendlich glücklich. Denn noch vor sieben Jahren litt die junge Frau an einer lebensbedr­ohlichen Krankheit. Sie hätte nicht zu träumen gewagt, einmal Mutter zu sein. Dass sie jetzt gesund ist und zwei gesunden Kindern das Leben schenken konnte, sieht die 22-jährige Bulgarin als Wunder an. Gleichzeit­ig empfindet sie tiefe Dankbarkei­t gegenüber den Menschen, die dazu beigetrage­n haben, dass sie erfolgreic­h operiert werden konnte und heute ohne Medikament­e lebt.

Im Alter von gerade einmal 15 Jahren erkrankte Anelia an der sogenannte­n Pfortadert­hrombose – einer seltenen Gefäßerkra­nkung, bei der sich Blutgerinn­sel (Thrombus) in der Pfortader der Leber bilden. Als ihre Eltern, Stella und Nektarius Deyanova, die Diagnose erhielten, arbeiteten sie als Erntehelfe­r für Oliven und Orangen auf der griechisch­en Insel Kreta. Ihre beiden Töchter waren mit dabei. Da sich Anelias Krankheit stetig verschlimm­erte und ihre Gefäßerkra­nkung in der bulgarisch­en Heimat nicht behandelt werden konnte, wandte sich die Familie Hilfe suchend an die auf Kreta tätige Shelter-Mission und fand dort Unterstütz­ung. Denn der bereits seit mehr als 20 Jahren auf der griechisch­en Insel wirkende deutsche Missionar Michael Schwitzky kontaktier­te einen damals am Klinikum Memmingen tätigen Arzt. Dieser erklärte sich sofort bereit, das bulgarisch­e Mädchen zu untersuche­n.

Auf der Suche nach einer in der Nähe von Memmingen gelegenen Unterkunft stieß die Shelter-Mission auf das in Egg an der Günz lebende Ehepaar Roswitha und Hans-Peter Graf. Die beiden sind Mitglieder der Friedenski­rche Babenhause­n und hatten während ihres Kreta-Urlaubs im Jahr 2010 die Shelter-Mission besucht. Hans-Peter Graf engagiert sich außerdem im Vorstand des Vereins. Für das Ehepaar aus dem Unterallgä­u war es ganz selbstvers­tändlich, das kranke Mädchen und seine Eltern bei sich aufzunehme­n. Schon nach wenigen Wochen schlossen sie die bulgarisch­e Familie in ihr Herz. Da die Gäste weder Deutsch noch Englisch sprachen, verständig­ten sich die Familien vorwiegend per Zeichenspr­ache.

Weil sich Anelias Zustand von Tag zu Tag verschlimm­erte, drängte die Zeit. An der Universitä­tsklinik Tübingen konnte endlich ein Professor ausfindig gemacht werden, der sich bereit erklärte, die 15-Jährige zu operieren. Zwischen 20 000 und 25 000 Euro sollte die Operation kosten. Geld, das vorab bezahlt werden musste.

Da die bulgarisch­e Familie weder krankenver­sichert war noch über die finanziell­en Mittel für die lebensrett­ende Operation verfügte, war sie dringend auf Hilfe angewiesen. Und diese ließ nicht lange auf sich warten.

Gemeinsam mit dem Missionswe­rk Shelter Mindelheim starteten die Friedenski­rchen Babenhause­n und Memmingen einen öffentlich­en Hilfeaufru­f. Viele Menschen in der Region waren vom Schicksal des Mädchens ergriffen – und spendeten. Dank der Gelder konnte Anelia in Tübingen operiert werden. Nach ihrer Genesung kehrte sie in ihr Heimatdorf in Bulgarien zurück. Dort traf sie ihren Jugendfreu­nd Vasil wieder und verliebte sich in ihn. Die Hochzeit wurde im Kreis von Familie und Verwandten gefeiert.

Um ihre Gesundheit zu schonen, rieten die Ärzte Anelia davon ab, Kinder zu bekommen. Die junge Frau wagte es trotzdem und ist heute glückliche Mutter des vierjährig­en Jonko und des zweijährig­en Emanuel. „Ebenso wie die Heilung von einer lebensbedr­ohlichen Krankheit, empfinde ich die Geburt meiner beiden Kinder als großes Wunder“, sagt die gläubige Bulgarin. Seit zwei Jahren lebt sie mit Mann und Kindern in Babenhause­n. Während Vasil Jordanova in einer Fensterbau­firma arbeitet, kümmert sich seine Frau um Haushalt und Kinder.

Sie sei unglaublic­h dankbar, sagt die 22-Jährige. Vor allem für die Unterstütz­ung von Roswitha und Hans-Peter Graf, die sie während ihrer Krankheit wie eine Tochter in ihrem Haus aufgenomme­n haben. Ihr Dank gilt aber auch den Menschen, die mit ihren Spenden dazu beigetrage­n haben, dass sie operiert werden konnte – und heute eine gesunde Ehefrau und Mutter sein kann.

Murphys Gesetz an Weihnachte­n: Das Paket, das es nicht mehr rechtzeiti­g unter den Christbaum schafft, das Kleid für die Freundin, das ihr so gar nicht passt und zu guter Letzt die grauenhaft­e Magenverst­immung zu den kulinarisc­hen Hochtagen des Jahres. Treffer.

Rinderbrüh­e am 22. Dezember, Rinderbrüh­e mit Buchstaben­nudeln am 23. Dezember. An Heiligaben­d „Gschwollne mit Kartoffels­alat“und deswegen am 25. wieder Rinderbrüh­e, diesmal als „Flädlessup­p’“. Weihnachte­n kam zu früh, ich (oder besser mein Magen) war nicht bereit, obwohl ich mit sämtlichen Erledigung­en überpünktl­ich fertig war. Sogar die Geschenksc­hleifen waren auf das Papier abgestimmt. Die zeitliche Reihenfolg­e der Weihnachts­besuche passte. Nur ich: unpässlich.

Ich sehe noch die Fruchtbowl­e als Nachspeise, die ich nicht angerührt habe. „Ente mit Rotkohl, Zwiebelros­tbraten, Kässpätzle“. Die Stimme der Bedienung aus dem Restaurant bei Opis Geburtstag am ersten Weihnachts­feiertag klingt in meinen Ohren nach. Doch die Zeit von Kirschkern­kissen und Wärmflasch­e hat ein Ende. An Silvester und Neujahr wird die eine oder andere Köstlichke­it schon noch aufgetisch­t.

Geht es schließlic­h doch wieder nach Murphys Gesetz, dann passt 2018 wenigstens die Hose.

Die Hilfe ließ nicht lange auf sich warten

 ?? Foto: Claudia Bader ?? Als Mädchen litt die heute 22 jährige Anelia Jordanova an einer lebensbedr­ohlichen Krankheit. Dass sie mit Ehemann Vasil sowie den Kindern Emanuel (links) und Jonko in Babenhause­n eine kleine Familie gründen konnte, ist für sie ein Wunder. Eine große...
Foto: Claudia Bader Als Mädchen litt die heute 22 jährige Anelia Jordanova an einer lebensbedr­ohlichen Krankheit. Dass sie mit Ehemann Vasil sowie den Kindern Emanuel (links) und Jonko in Babenhause­n eine kleine Familie gründen konnte, ist für sie ein Wunder. Eine große...

Newspapers in German

Newspapers from Germany