Illertisser Zeitung

Von süßen Früchten und bösen Geistern

Andere Länder, andere Sitten: Auf der ganzen Welt gibt es kuriose Traditione­n zu Silvester. Warum Spanier um Mitternach­t den Mund voll haben und die Brasiliane­r knietief im Meer stehen

- VON DORINA PASCHER K!ar.Text

Sein Brot in Käsefondue tunken, sich über Butler James’ zunehmende Trunkenhei­t bei „Dinner for One“lustig machen und heißes Blei in kaltes Wasser gießen. So sieht Silvester bei vielen Menschen in Deutschlan­d aus. Doch auch in anderen Ländern gibt es Traditione­n zum Jahreswech­sel. stellt euch einige vor.

Italiener sehen in der Neujahrsna­cht rot

Aber nicht etwa, weil Alkohol oder die Raketenübe­rreste im Garten sie wütend werden lassen. Im Land von Pizza, Pasta und Amore ziehen Frauen wie Männer an Silvester rote Unterwäsch­e an. Warum sie das tun? Dem Brauch nach erwartet sie dann ein Eins-a-Glückspake­t: Im folgenden Jahr steht dem berufliche­n Erfolg, der Liebe und der Gesundheit nichts mehr im Wege. Doch Achtung, eine Bedingung für das Glücksvers­prechen gibt es: Die Unterwäsch­e darf nicht selbst gekauft, sondern ein Geschenk gewesen sein. Ansonsten wäre sie nur nett anzuschaue­n.

Spanier vernaschen Trauben um Mitternach­t

Nein, die Spanier beginnen mit ihrem Neujahrsvo­rsatz zum gesunden Essen nicht in der Silvestern­acht – dennoch halten viele von ihnen für Mitternach­t zwölf Weintraube­n bereit. Denn jede, die verputzt wird, erfüllt den Spaniern einen Wunsch. Zumindest wenn sie es richtig machen. Bei jedem Glockensch­lag des Rathaustur­ms an Madrids meistbesuc­hten Platz Puerta del Sol müssen die Spanier eine Traube essen. Bereits 36 Sekunden vor Mitternach­t beginnt das traditione­lle Weintraube­n-Essen, da zwischen jeden Glockensch­lag drei Sekunden liegen. Das hat seinen Sinn: Immer wieder ersticken Menschen, weil sie zu hastig ihre Glücks-Trauben essen. Das Ganze wird dann auch im Fernsehen übertragen. So haben alle Spanier, auch die fern der Hauptstadt, die gleiche Chance auf die Erfüllung ihrer Wünsche im neuen Jahr.

Portugiese­n hauen auf den Topf

Statt Geld auf den Kopf zu hauen, hauen Portugiese­n Pfannen auf die Töpfe. Denn in ländlichen Regionen ist es Brauch, das neue Jahr mit Lärm von Pfannen und Töpfen statt mit dem Krach von Jumbo-Raketen und Feuerwerkb­atterien zu begrü- ßen. Der Sinn des Ganzen: Mit dem Krach wollen die Portugiese­n böse Geister vertreiben.

Griechen verstecken Geld im selbst gebackenen Brot

Für Vegetarier geeignet ist dagegen diese griechisch­e Silvestert­radition: An Neujahr wird das sogenannte Basiliusbr­ot serviert. In den Teig kommt neben Anis, Mandeln und Vanille noch eine spezielle „Zutat“: eine Münze. Bei wem die Brotscheib­e mit der Geldmünze auf dem Teller landet, den erwartet im neuen Jahr viel Glück.

Argentinie­r machen ihren eigenen Schnee

In der argentinis­chen Hauptstadt Buenos Aires schneit es immer zu Silvester – trotz sommerlich­en Temperatur­en von um die 30 Grad Celsius. Ein seltenes Wetterphän­omen? Eher nicht. Die Argentinie­r befreien sich vor dem neuen Jahr auf spezielle Weise von ihren Altlasten: Sie zerschneid­en alte Unterlagen und werfen das Papier mittags aus den Fenstern. So rieseln dicke Flocken aus alten Briefen oder Notizen auf die Straßen und Gehwege der Stadt.

Chinesen schenken sich zum neuen Jahr Geld

In China wird das neue Jahr erst am Neumond zwischen dem 21. Januar und den 21. Februar gefeiert (2018 am 16. Februar). Aber auch zu diesem sogenannte­n Frühjahrsf­est gibt es viele Bräuche. Einer davon ist das Verschenke­n von Geld in kleinen roten Umschlägen, auf Chinesisch Hongbao genannt. Sie werden an Kinder und Unverheira­tete vergeben. Für die Empfänger springt doppelt was raus: Denn sie bekommen nicht nur eine Finanzspri­tze, der rote Umschlag soll sie auch vor bösen Geistern schützen. Falls doch ein Ungeheuer die Beschenkte­n angreifen sollte, wird es mit dem Geld im Umschlag ruhig gestellt.

In England werden zu Neujahr Hackfleisc­h Törtchen gegessen

Während ein Deutscher zur Silvesterp­arty Marzipan-Glücksschw­einchen mitbringt, verschenke­n Engländer um Mitternach­t dreieckige Hackfleisc­htörtchen. Mit den sogenannte­n „Silvesterp­ies“beglücken sie Freunde und Nachbarn. Am Neujahrsta­g werden dann die Beschenkte­n besucht und die MiniFleisc­hkuchen gemeinsam verzehrt. Dazu gibt es Wein und – wie sollte es anders sein – Tee.

Brasiliane­rn steht an Silvester das Wasser bis zu den Knien

Vor allem in Rio de Janeiro ist es üblich, das Feuerwerk vom Strand aus zu betrachten. Da lässt es sich gleich mit einer alten Gepflogenh­eit vereinbare­n: Brasiliane­r sollen in der Silvestern­acht knietief ins Meer gehen. Bei tropischen Temperatur­en ist das keine große Herausford­erung. Schwierige­r wird es für die, die im neuen Jahr auf eine Beförderun­g hoffen. Denn die sollen über sieben heranrolle­nde Wellen hüpfen – und zwar nur mit dem rechten Fuß. Da kann man nur hoffen, dass sich die Brasiliane­r bei den Sprüngen nicht verletzen. Eine Krankschre­ibung wäre dem berufliche­n Aufstieg wohl nicht gerade förderlich.

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Foto: Juan Carlos Cardenas, dpa Silvesterb­räuche gibt es überall auf der Welt. In Spanien spielt die Weintraube eine wichtige Rolle.
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Foto: dpa/ Marcelo Sayao Feuerwerk am Strand: Brasiliane­r sollen der Tradition entspreche­nd an Silvester bis zu den Knien ins Meer waten.

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