Illertisser Zeitung

Was 2018 auf den Arbeitsmar­kt zukommt

Im Winter ist die Zahl der Arbeitslos­en in Bayern zwar leicht gestiegen, aber weniger stark als im Vorjahr. Während manche Experten glauben, dass es dieses Jahr so weitergeht, sind andere skeptisch. Sie sehen ein großes Hindernis

- (dpa, afp)

Zumindest in einem Punkt sind die Experten einer Meinung: Deutschlan­ds Jobboom wird 2018 weitergehe­n. Die Frage ist nur, wie schnell. Manche blicken positiv ins neue Jahr, andere sehen das Ende erreicht, nachdem die Arbeitslos­enzahlen längst auf ein Rekordtief gesunken sind.

Denn auch im Winter waren die Nachrichte­n vom Arbeitsmar­kt gut. Zwar ist die Zahl der Arbeitslos­en in Bayern leicht gestiegen – aber längst nicht so stark wie im Vorjahr. Im Dezember waren im Freistaat rund 213600 Männer und Frauen ohne Job – rund 5100 mehr als im Vormonat. Dennoch war die Arbeitslos­enquote mit aktuell 2,9 Prozent um 0,4 Prozentpun­kte niedriger als vor einem Jahr, teilte die Regionaldi­rektion der Bundesagen­tur für Arbeit mit. Der bayerische Arbeitsmar­kt zeige eine „konstant gute Entwicklun­g“, die sich im Geschäftsk­lima der Wirtschaft spiegele, sagte der Chef der Regionaldi­rektion, Ralf Holtzwart.

Doch so positiv wie er sind nicht alle gestimmt. So sind etwa die Forscher des Nürnberger Instituts für Arbeitsmar­ktforschun­g (IAB) er- staunlich zurückhalt­end mit ihrer Prognose. Jahrelang gehörten sie zu den Optimisten, nun reihen sie sich bei den Skeptikern ein. Nach drei Boomjahren mit einer geradezu stürmische­n Entwicklun­g rechnen die Nürnberger für 2018 mit einer Verschnauf­pause auf dem Arbeitsmar­kt. Sie gehen davon aus, dass die Arbeitslos­enquote nicht mehr so stark sinken wird wie noch 2017.

Dagegen sehen einige Ökonomen von Großbanken die deutsche Wirtschaft in so guter Verfassung, dass sie ihr eine Senkung der deutschlan­dweiten Arbeitslos­igkeit im Jahresschn­itt um bis zu 150000 auf bis zu 2,4 Millionen zutrauen (Jahresmitt­el 2017: 2,553 Millionen).

Das Wachstum sei begrenzt, weil die Beschäftig­ung schon sehr hoch ist, sagen die Nürnberger Forscher. Allein 2018 dürfte die Zahl der Erwerbstät­igen nach IAB-Prognose auf den Rekordwert von 44,83 Millionen Menschen in Deutschlan­d steigen, das wären 545000 mehr als 2017. Und das könnte für sie zum Problem werden.

So sieht etwa die Deutsche Bundesbank das Problem, genügend Arbeitskrä­fte bereitzust­ellen. Denn den in Rente gehenden Beschäftig­ten folgen weniger junge nach. Aus den EU-Ländern erwarten Fachleute kaum noch in nennenswer­tem Umfang Arbeitskrä­fte. Und auch bei vielen Langzeitar­beitslosen sehen die Forscher nicht ausreichen­d Potenzial. Viele seien nicht genügend qualifizie­rt für die gefragten Tätigkeite­n, heißt es. Dazu kommt eine andere, positive Nachricht: Auch die Zahl der Langzeitar­beitslosen sinkt. So sagte Holtzwart: Im Lauf des vergangene­n Jahres sei die Zahl der Langzeitar­beitslosen in Bayern um 11,7 Prozent auf nun 50980 gesunken – ein überdurchs­chnittlich­er Wert. Auch wenn im Dezember 2017 nur jeder Zehnte aus der Langzeitar­beitslosig­keit herausgefu­nden hat. Diese Ausgangsla­ge könnte dazu führen, dass mancher Unternehme­r nicht in Maschinen investiert, weil ihm die Fachkräfte fehlen, befürchtet die Deutsche Bundesbank.

Unterdesse­n läuft eine andere Debatte: Die Rufe nach einer Senkung des Beitrags zur Arbeitslos­enversiche­rung werden lauter. Grund für die Diskussion sind die vollen Kassen der Bundesagen­tur für Arbeit. Der Überschuss beläuft sich Schätzunge­n zufolge für das vergangene Jahr auf 5,5 Milliarden Euro.

Deshalb fordern neben dem Bund der Steuerzahl­er nun auch das Deutsche Institut für Wirtschaft und die CDU/CSU eine Senkung der Beiträge. Das würde helfen, die Lohnnebenk­osten zu senken und höhere Löhne zu zahlen, sagte DIW-Chef Marcel Fratzscher. Die SPD sowie der Deutsche Gewerkscha­ftsbund sehen die Forderunge­n skeptisch.

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