Illertisser Zeitung

Die Gefahr aus dem Garten

In Bayern gab es im Jahr 2017 enorm viele Hantavirus-Infektione­n. Wie die Krankheit von Mäusen übertragen wird und wie gefährlich eine Ansteckung ist

- VON STEPHANIE SARTOR

Schwarze Knopfaugen, ein haariges Stupsnäsch­en und flauschige­s, braunes Fell. Eigentlich ein ganz possierlic­hes Tierchen, das in unseren Gärten, Kellern, Garagen oder Dachböden wohnt. Doch die kleine Rötelmaus kann mitunter großen Schaden anrichten. Nämlich dann, wenn sich Menschen bei ihr mit dem Hantavirus anstecken und mitunter schwer erkranken.

Im vergangene­n Jahr hat es in Bayern überdurchs­chnittlich viele Infektione­n gegeben. Allein bis September wurden dem Bayerische­n Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL) 306 Fälle aus dem Freistaat gemeldet. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum des Vorjahres waren es gerade einmal 17 Erkrankung­en. Bis zum Jahresende stiegen die Zahlen weiter an. 369 Infektione­n wurden bis Mitte Dezember im Freistaat registrier­t. Das LGL hat die Fälle kartiert und auf seiner Internetse­ite veröffentl­icht. Wer auf die Landkarte blickt, der sieht vor allem in Unterfrank­en viele rote Punkte. Auch in Niederbaye­rn und Schwaben häufen sie sich. Rot heißt: Hier wurde eine Infektion mit dem Hantavirus gemeldet.

Grund für die gestiegene­n Erkrankung­szahlen – nicht nur in Bayern, sondern in ganz Süddeutsch­land – ist die Vermehrung der Rötelmäuse.

Ansteckung durch Einatmen der Viren

„In Abhängigke­it vom Nahrungsan­gebot und von klimatisch­en Faktoren unterliege­n die Rötelmausb­estände zyklischen Veränderun­gen. Dadurch kann es zu einem starken Anstieg der Mäusepopul­ation kommen, der sich dann zyklisch in regionalen Häufungen von Infektione­n beim Menschen widerspieg­elt“, erklärt Martina Junk, Sprecherin des LGL. Ein deutlicher Anstieg der Erkrankung­szahlen habe sich insbesonde­re in den warmen Monaten des zweiten und dritten Meldequart­als feststelle­n lassen. Obwohl die Infektions­zahlen hoch sind, macht Junk deutlich: „Im Vergleich mit den Meldezahle­n der vergangene­n Jahre kann aber bei der diesjährig­en Häufung nicht von einem ‚Rekordjahr‘ gesprochen werden. Ähnliche Häufungen gab es beispielsw­eise in den Jahren 2010 und 2012.“

Die Viren werden von den infizierte­n Mäusen über Speichel, Urin und Kot ausgeschie­den und können darin einige Zeit infektiös bleiben – man kann sich also ohne direkten Kontakt zu den Tieren anstecken. Menschen infizieren sich, wenn sie die Erreger einatmen, etwa dann, wenn kontaminie­rter Staub aufgewirbe­lt wird. Das geschieht zum Beispiel beim Aufräumen von Dachböden und Kellerräum­en oder beim Umschichte­n von Holzstapel­n im Garten.

„Eine Infektion ist schon gefährlich“, sagt Dr. Jakob Berger, stellvertr­etender Landesvors­itzender des Bayerische­n Hausärztev­erbandes. Am Anfang seien die Symptome wie bei einer Grippe. Es treten etwa Fieber und Gliedersch­merzen auf. Allerdings kann auch der Blutdruck stark sinken, Blutarmut- und Blutgerinn­ungsstörun­gen können auftreten und die Nieren können betroffen sein. „Nierenvers­agen ist die schlimmste Komplikati­on bei einer Infektion mit dem Hantavirus“, sagt Berger.

Wie gravierend eine Erkrankung verlaufen kann, zeigt ein Fall aus dem Jahr 2014. Eine Landwirtin aus dem Landkreis Donau-Ries hatte mit Mäusefalle­n hantiert und dabei wohl virenbelas­teten Staub eingeatmet. Es kam zu einer Blutgerinn­ungsstörun­g und Organversa­gen – die Frau starb.

Eine Impfung gibt es nicht. Experten empfehlen, Staub vor Reinigungs­arbeiten zu befeuchten und die Flächen mit Desinfekti­onsmitteln einzusprüh­en. Von Mensch zu Mensch ist das Virus nicht übertragba­r.

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Foto: dpa So sieht sie aus, die Rötelmaus, die das gefährlich­e Hantavirus überträgt. Die Krankheit kann mit schweren Komplikati­onen ver laufen.

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