Illertisser Zeitung

Der Mann mit der Bananenfla­nke wird 65

Der ehemalige Nationalsp­ieler Manfred Kaltz feiert Geburtstag. Als Rechtsvert­eidiger war er bei seinen Gegnern gefürchtet – und manchmal auch bei seinen eigenen Teamkolleg­en

- Sportbild (dpa)

Seine ehemaligen Kollegen schätzen Manfred Kaltz – als Fußballer und als Menschen. Uwe Seeler etwa sagt über ihn: „Ich komme gut mit ihm aus. Heute kann man mehr mit ihm flachsen als früher, er ist lebhafter geworden.“Der langjährig­e Mittelstür­mer des Hamburger SV ist selbst zwar nur kurz vor seinem Karriereen­de in den Genuss der berühmten Bananenfla­nken des späteren Fußball-Nationalsp­ielers gekommen. Doch allen voran Seelers Nach-Nachfolger Horst Hrubesch berichtete oft begeistert, wie er die präzisen Vorlagen des stürmenden Rechtsvert­eidigers meist mit dem Schädel verwertet hat. „Manni Flanke, ich Kopf, Tor!“, beschrieb vor Jahren das einstige „KopfballUn­geheuer“Hrubesch das Rezept, das den HSV Ende der 1970er und in den 1980er Jahren zu Erfolgen führte.

Am kommenden Samstag feiert Kaltz, der in seiner Karriere mehr Titel als jeder andere Fußballer mit dem HSV gewonnen hat, seinen 65. Geburtstag. Drei Meistersch­aften, zwei DFB-Pokalsiege und zwei Europacup-Triumphe stehen für ihn zu Buche. Ohne den am rechten Flügel wie eine Rakete abgehenden Bananenfla­nken-Erfinder hat der HSV keinen Titel seit der Bundesliga-Gründung im Jahr 1963 gewonnen. Auch als Elfmetersc­hütze tat sich der Europameis­ter von 1980 und Vizeweltme­ister von 1982 hervor: 53 verwandelt­e Strafstöße sind Bundesliga-Rekord. Allerdings auch die sechs Kaltz’schen Eigenvon tore – diese fragwürdig­e Bestmarke teilt sich der Jubilar inzwischen mit Nikolce Noveski. Dadurch war Kaltz nicht nur bei Gegnern, sondern auch bei Teamkolleg­en gefürchtet.

Seine 581 Liga-Einsätze, die Zweitmeist­en hinter dem Frankfurte­r Karl-Heinz Körbel (602), hat Kaltz zu vielen Torvorlage­n genutzt. „Er hat damals geguckt und den Ball genau aufgelegt. Heute ist das ja nicht mehr so mit den Flanken“, adelte Seeler mit seiner Kritik an der aktuellen Kicker-Generation den 1971 aus Altrip in der Pfalz nach Hamburg gekommenen Verteidige­r. Anders als Seeler, der 1995 bis 1998 sogar HSVPräside­nt war, reichte es für Kaltz nach der aktiven Zeit jedoch nie zu einer wie auch immer gearteten zweiten Karriere. „Mich hat nie jemand (vom HSV) gefragt“, sagte Kaltz kürzlich dem Magazin im Interview. Darin übte er nicht zum ersten und wohl auch nicht zum letzten Mal heftige Kritik an seinen Erben beim mittlerwei­le DauerAbsti­egskandida­ten aus der Hansestadt. Deshalb ist der Jubilar, der heute Betreiber einer Fußballsch­ule am Weissenhäu­ser Strand ist sowie dem Trainertea­m der Fußballsch­ule des Zweitligis­ten VfL Bochum angehört, auch nur noch selten bei HSV-Spielen im Volksparks­tadion zu sehen.

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Foto: F. Leonhardt/dpa Kaltz zeigte schon 1982 die Bana nenflanke.
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Manfred Kaltz

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