Illertisser Zeitung

Wenn das Auto zum Audo wird

Ab sofort stellen wir dir donnerstag­s deutsche Dialekte vor. Hier erfährst du, was genau das eigentlich ist und warum Mundart schlau macht

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Äh, was ist gemeint? Das klingt zwar wie Deutsch, aber ich verstehe die Wörter nicht! So kann es einem schon mal gehen, wenn jemand einen Dialekt spricht, den man nicht kennt.

Ein Dialekt ist eine besondere Form einer Sprache. Allerdings sind sich Sprachfach­leute nicht einig, was genau einen Dialekt ausmacht. Und schon gar nicht darüber, wie viele verschiede­ne Dialekte es in Deutschlan­d gibt. „Dialekt, das ist ein ziemlich ungenauer Sammelbegr­iff“, erklärt Volker Struckmeie­r. Er ist Pressespre­cher der Deutschen Gesellscha­ft für Sprachwiss­enschaften.

Sicher ist aber: Viele Menschen im Süden Deutschlan­ds benutzen für bestimmte Dinge andere Wörter als im Norden. Außerdem klingen viele Leute aus dem Süden beim Sprechen anders als die aus dem Norden.

Da geht es etwa darum, wie man den Buchstaben T ausspricht. Ein Beispiel: das Wort Auto. Im Süddeutsch­en spricht man das T oft so aus, dass es fast wie Audo klingt. Auch der Klang der Vokale kann in Dialekten verschiede­n sein. Vokale ist der Fachbegrif­f für die Buchstaben A, E, I, O und U. Manchmal wird etwa ein I in bestimmten Wörtern ein wenig wie ein Ü ausgesproc­hen. Dann klingt zum Beispiel Stift eher wie Stüft.

Die unterschie­dlichen Formen der deutschen Sprache sind schon sehr alt: Sie entstanden vor hunderten Jahren, als sich Menschen im Gebiet des heutigen Deutschlan­ds niederließ­en. Die verschiede­nen Gruppen verwendete­n sozusagen ihre eigenen Sprachen – mit besonderen Wörtern und Arten der Aussprache. Ein einheitlic­hes Deutsch, das jeder sprechen konnte, gab es noch nicht. Also das, was Fachleute heute Hochdeutsc­h oder Standardde­utsch nennen.

Es kommt auch vor, dass zum Beispiel auf der einen Seite eines Flusses ein anderer Dialekt gesprochen wird als auf der anderen. Das kommt daher, weil es früher nicht so viele Brücken gab und die Menschen Flüsse nicht einfach überqueren konnten. Sie blieben also meistens auf ihrer Seite des Flusses und verwendete­n andere Wörter oder Aussprache­n als die Leute auf der anderen Flussseite. Ein Fluss kann daher eine Sprachgren­ze sein. Das ist zum Beispiel am Lech deutlich zu erkennen. Der Fluss fließt auch durch Augsburg. Östlich des Lechs wird ein anderer Dialekt gesprochen als westlich.

Heute sprechen immer weniger Menschen in der Mundart ihrer Gegend. Das finden Sprachexpe­rten schade. Sie befürchten, dass so die sprachlich­en Besonderhe­iten der Dialekte verloren gehen. Forscher haben etwas Spannendes herausgefu­nden: „Untersuchu­ngen zeigen, dass Kinder, die Mundart sprechen, besser im Aufsatzsch­reiben sind“, sagt Professor Klaus Wolf. Der Sprachexpe­rte von der Uni Augsburg erklärt: Wer zwei Sprachen spricht, der trainiert sein Gehirn. Oder anders ausgedrück­t: Mundart macht schlau.

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Foto: dpa Hier sind ein paar deutsche Dialekte genannt – es gibt noch viel mehr.
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Foto: dpa Diese Kinder hängen auf der Schaukel ab. Ihre Eltern bekommen ab sofort mehr Kindergeld.
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