SPD fordert Wohnraum für bedürftige Bürger
Die Illertisser Genossen warnen: Sozial Schwache könnten bei den anstehenden Bauprojekten zu kurz kommen
Die hiesige Wirtschaft brummt, viele Menschen ziehen nach Illertissen. Weil auch die Steuereinnahmen sprudeln, kann die Stadt Wohnraum für neue Bürger schaffen: Hunderte Häuser sollen gebaut werden, zum Beispiel auf dem ehemaligen Baywa-Areal und auf dem vormaligen Ruku-Gelände. Verläuft alles wie geplant, wird es dort Platz für Tausende Menschen geben. Doch wer soll diese Immobilien bezahlen können? Diese Frage stellt man sich angesichts der anstehenden Wohnraumprojekte nun in der Illertisser SPD. Und mahnt dazu, Bürger mit kleinen Einkommen zu berücksichtigen.
Grund dazu gibt es, sagt Kasim Kocakaplan, der Ortsvereinsvorsitzende der SPD. „Die Schere zwischen Arm und Reich wird größer.“Menschen mit wenig Geld hätten es schwer, Wohnungen zu finden – auch in Illertissen. Dort werde zwar einiges getan, sagt Kocakaplan anerkennend. So bekommen Eltern, die in Illertissen bauen, von der Stadt einen Zuschuss von 3000 Euro pro Kind. „Für viele junge Familien ist das toll“, sagt der SPD-Ortschef. Aber eben nicht für alle: Denn Menschen mit wenig Geld könnten es sich nicht leisten, ein Haus zu bauen. Zwar schaffe die Stadt auch Wohnungen – etwa in dem Mehrfamilienhaus an der Dietenheimer Straße. „Aber das ist zu wenig“, sagt Kocakaplan. Aus seiner Sicht gibt es weitere Ansatzpunkte: Die großen Wohnungsbauprojekte böten hier Möglichkeiten. „Dort könnte man etwas für Bürger mit geringen Einkommen machen.“Gleichzeitig sollten die Planer aus Sicht der Illertisser SPD darauf achten, bestehende Sozialwohnungen zu erhalten – oder diese zumindest gleichwertig zu ersetzen. Die SPD-Fraktion im Stadtrat werde dazu entsprechende Anträge stellen, kündigt Kocakaplan an.
Einen Vorstoß in diese Richtung hatte der SPD-Ortschef, der selbst nicht im Stadtrat sitzt, unlängst bei einer Bürgerversammlung unternommen: In der voll besetzten Schranne hatte er Bürgermeister Jürgen Eisen gefragt, wie hoch der Bedarf an sozialem Wohnraum in Illertissen sei. Wie dieser ermittelt werde und ob in den neuen Wohngebieten nicht zu einem gewissen Prozentsatz Wohnungen für Menschen mit kleinen Einkommen geschaffen werden sollten. Was Kocakaplan als Antwort zu hören bekam, bezeichnet er im Nachhinein als „etwas flapsig“.
Sozialwohnungen könne man wohl so viele bauen, wie man wolle, hatte Bürgermeister Eisen sinngemäß gesagt – denn diese würden mühelos belegt werden können. Und zwar mit Menschen von überall
Wie hoch der Bedarf ist, blieb offen
her, aus dem ganzen Landkreis Neu-Ulm, aber auch aus ärmeren Ländern der Europäischen Union. Das könne nicht das Ziel der Stadt sein, sagte Eisen damals. Und: „Wir müssen Möglichkeiten für unsere Leute anbieten.“Nach und nach würden Wohnungen auf den Markt gebracht. Wie hoch der Bedarf an sozialem Wohnraum in der Vöhlinstadt ist, blieb offen.
Klar ist: Es gibt ihn. Jedenfalls sind derzeit alle 343 Wohnungen der Wohnungsbau GmbH Illertissen belegt, auf den Wartelisten für die bezahlbaren Wohnungen finden sich viele Namen, sagt Geschäftsführer Christian Frimmel. Bis zum Jahresende sollen zwar 15 neue Wohneinheiten entstehen. Diese werde man aber wohl ohne Probleme vermieten können, so Frimmel. „Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein.“Denn es zögen eben nicht nur gut verdienende Führungskräfte oder Facharbeiter nach Illertissen. Frimmel sieht die Stadt dennoch auf einem guten Weg: Über Bebauungspläne werde Wohnraum geschaffen. Mehr als andernorts, wo die Anteile an Wohnungen für Menschen mit geringen Einkommen verschwindend gering seien.