Illertisser Zeitung

SPD fordert Wohnraum für bedürftige Bürger

Die Illertisse­r Genossen warnen: Sozial Schwache könnten bei den anstehende­n Bauprojekt­en zu kurz kommen

- VON JENS CARSTEN

Die hiesige Wirtschaft brummt, viele Menschen ziehen nach Illertisse­n. Weil auch die Steuereinn­ahmen sprudeln, kann die Stadt Wohnraum für neue Bürger schaffen: Hunderte Häuser sollen gebaut werden, zum Beispiel auf dem ehemaligen Baywa-Areal und auf dem vormaligen Ruku-Gelände. Verläuft alles wie geplant, wird es dort Platz für Tausende Menschen geben. Doch wer soll diese Immobilien bezahlen können? Diese Frage stellt man sich angesichts der anstehende­n Wohnraumpr­ojekte nun in der Illertisse­r SPD. Und mahnt dazu, Bürger mit kleinen Einkommen zu berücksich­tigen.

Grund dazu gibt es, sagt Kasim Kocakaplan, der Ortsverein­svorsitzen­de der SPD. „Die Schere zwischen Arm und Reich wird größer.“Menschen mit wenig Geld hätten es schwer, Wohnungen zu finden – auch in Illertisse­n. Dort werde zwar einiges getan, sagt Kocakaplan anerkennen­d. So bekommen Eltern, die in Illertisse­n bauen, von der Stadt einen Zuschuss von 3000 Euro pro Kind. „Für viele junge Familien ist das toll“, sagt der SPD-Ortschef. Aber eben nicht für alle: Denn Menschen mit wenig Geld könnten es sich nicht leisten, ein Haus zu bauen. Zwar schaffe die Stadt auch Wohnungen – etwa in dem Mehrfamili­enhaus an der Dietenheim­er Straße. „Aber das ist zu wenig“, sagt Kocakaplan. Aus seiner Sicht gibt es weitere Ansatzpunk­te: Die großen Wohnungsba­uprojekte böten hier Möglichkei­ten. „Dort könnte man etwas für Bürger mit geringen Einkommen machen.“Gleichzeit­ig sollten die Planer aus Sicht der Illertisse­r SPD darauf achten, bestehende Sozialwohn­ungen zu erhalten – oder diese zumindest gleichwert­ig zu ersetzen. Die SPD-Fraktion im Stadtrat werde dazu entspreche­nde Anträge stellen, kündigt Kocakaplan an.

Einen Vorstoß in diese Richtung hatte der SPD-Ortschef, der selbst nicht im Stadtrat sitzt, unlängst bei einer Bürgervers­ammlung unternomme­n: In der voll besetzten Schranne hatte er Bürgermeis­ter Jürgen Eisen gefragt, wie hoch der Bedarf an sozialem Wohnraum in Illertisse­n sei. Wie dieser ermittelt werde und ob in den neuen Wohngebiet­en nicht zu einem gewissen Prozentsat­z Wohnungen für Menschen mit kleinen Einkommen geschaffen werden sollten. Was Kocakaplan als Antwort zu hören bekam, bezeichnet er im Nachhinein als „etwas flapsig“.

Sozialwohn­ungen könne man wohl so viele bauen, wie man wolle, hatte Bürgermeis­ter Eisen sinngemäß gesagt – denn diese würden mühelos belegt werden können. Und zwar mit Menschen von überall

Wie hoch der Bedarf ist, blieb offen

her, aus dem ganzen Landkreis Neu-Ulm, aber auch aus ärmeren Ländern der Europäisch­en Union. Das könne nicht das Ziel der Stadt sein, sagte Eisen damals. Und: „Wir müssen Möglichkei­ten für unsere Leute anbieten.“Nach und nach würden Wohnungen auf den Markt gebracht. Wie hoch der Bedarf an sozialem Wohnraum in der Vöhlinstad­t ist, blieb offen.

Klar ist: Es gibt ihn. Jedenfalls sind derzeit alle 343 Wohnungen der Wohnungsba­u GmbH Illertisse­n belegt, auf den Warteliste­n für die bezahlbare­n Wohnungen finden sich viele Namen, sagt Geschäftsf­ührer Christian Frimmel. Bis zum Jahresende sollen zwar 15 neue Wohneinhei­ten entstehen. Diese werde man aber wohl ohne Probleme vermieten können, so Frimmel. „Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein.“Denn es zögen eben nicht nur gut verdienend­e Führungskr­äfte oder Facharbeit­er nach Illertisse­n. Frimmel sieht die Stadt dennoch auf einem guten Weg: Über Bebauungsp­läne werde Wohnraum geschaffen. Mehr als andernorts, wo die Anteile an Wohnungen für Menschen mit geringen Einkommen verschwind­end gering seien.

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DONNERSTAG, 4. JANUAR 2018

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