Illertisser Zeitung

Baum angesägt: Das hätte übel ausgehen können

Hohe Birke stürzt in Gannertsho­fen nahe einer viel befahrenen Straße um. Wer dahinterst­eckt, ist unklar

- VON JENS CARSTEN

Von der mächtigen Birke sind nur noch Stücke übrig: Fein säuberlich zerteilt liegt der Baum in einer Wiese am Ortseingan­g von Gannertsho­fen. Der Sturm „Burglind“hatte ihn vor einigen Tagen umgeworfen. Doch es war wohl nicht allein die Kraft des Orkans, die den etwa 15 Meter hohen Baum fällte: Ein Unbekannte­r hatte zuvor die Säge angesetzt und den Stamm angeschnit­ten. Da ist sich Anwohnerin Christina Sailer sicher. Ihr gehört das Grundstück, auf dem die Birke seit etwa 20 Jahren gestanden hat. Unweit der viel befahrenen Straße zwischen dem Bucher Ortsteil und Tiefenbach: „Nicht auszudenke­n, was hätte passieren können, wenn der Baum nachts in der Dunkelheit auf die Fahrbahn gefallen wäre“, sagt Sailer. Dass der Stamm angesägt wurde, steht für sie außer Frage. Deutlich sei das an der Bruchstell­e zu erkennen. Und so haben es die Polizeibea­mten nach einem Besuch vor Ort in ihrem Bericht vermerkt. Wer sich an der Birke vergangene­n hat – und warum, das ist unklar.

Die Ermittler gehen davon aus, dass sich der Täter den Baum bewusst ausgesucht hat, denn zufällige Beschädigu­ngen ereigneten sich meistens nur im öffentlich­en Raum, sagt Jürgen Salzmann, Pressespre­cher der Illertisse­r Polizei. Es handele sich dann oft um markante Bäume an stark besuchten Orten. „Es ist eher unwahrsche­inlich, dass jemand ungezielt an ein Privatgrun­dstück herangeht“, sagt Salzmann. Aber auch ein sogenannte­r „Dummer-Jungen-Scherz“sei möglich. Vielleicht gebe es auch eine „Vorgeschic­hte“.

Wie die allerdings aussehen soll, kann sich Baumbesitz­erin Sailer nicht vorstellen. Ihre Familie wohne seit vielen Jahren im Ort, es gebe keine Streitigke­iten, man habe keine Feinde. Sailer kann sich noch daran erinnern, wie die Bäume damals gepflanzt wurden. Und wie sie die Stämmchen in den Jahren danach in der Zeit um den 1. Mai herum bewachte. Inzwischen seien die Birken jedoch zu groß geworden, um im Zuge der Brauchtums­pflege zur Beute zu werden. Warum jemand den kräftigen Stamm mit einer Handsäge malträtier­te – darauf hat Sailer keine Antwort. „Da war sich jemand der Tragweite seines Handelns wohl nicht bewusst.“Denn die Birke stand in einer Gruppe Bäume, die im Sommer Spaziergän­gern Schatten spenden. Einmal hat Sailer eine Familie samt Baby angetroffe­n, die am Fuße der Stämme ein Picknick machte. Es war ebenjene Stelle, auf die der Baum nun gestürzt ist. Für Sailer eine schrecklic­he Vorstellun­g – auch wenn wohl niemand auf die Idee gekommen wäre, sich bei einem Sturm unter die Birken zu setzen. Aber auch Schafe weideten dort regelmäßig. Und außerdem: „Das ist schon ein rücksichts­loser Umgang mit der Natur“, empört sich die Gannertsho­ferin.

Glück im Unglück: Der Baum stürzte weg von der Straße. Auch wenn Sailer nicht davon ausgeht, dass der Vandale gefunden wird – sie hofft, dass er über seine Tat nachdenkt. Und ein schlechtes Gewissen bekommt.

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Foto: caj Gut 15 Meter hoch war die Birke, die auf diese Wiese in Gannertsho­fen gestürzt ist. Der Baum wurde angesägt – und hätte auf die nahe Straße fallen können.

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