Illertisser Zeitung

Drogenhand­el Prozess: Ein Fall mit vielen ungeklärte­n Fragen

Ein Rauschgift­händler soll einen Kunden und dessen Familie bedroht haben. Doch das Verfahren stockt weiterhin

- VON WILHELM SCHMID

Auch im dritten Fortsetzun­gstermin ist ein Verfahren vor dem Landgerich­t Memmingen nicht in die Gänge gekommen: Angeklagt und seit nunmehr acht Monaten in Untersuchu­ngshaft ist ein 35-jähriger Slowene, dem Rauschgift­handel und räuberisch­e Erpressung vorgeworfe­n werden.

Der Mann soll einem Italiener, wie berichtet, mindestens 24 Mal Kokain verkauft haben. Als dieser die Einkäufe nicht bezahlen konnte, soll der Angeklagte den Kaufpreis durch „Strafzinse­n“ständig erhöht und den Kunden sowie dessen damalige Freundin und deren Sohn bedroht haben. Bei einem zur Rückzahlun­g arrangiert­en Treffen wurde der Slowene Anfang Mai 2017 auf dem Parkplatz eines Vöhringer Supermarkt­s festgenomm­en, wobei ihm ein Eisen-Vierkantro­hr aus der Hose fiel. Dieses, so sagte er damals aus, habe er nur dabei gehabt, um sich vor angebliche­n Freunden des Italieners aus dem Mafia-Milieu zu schützen. Was davon wahr ist, konnte vor Gericht bisher nicht geklärt werden, denn der Hauptzeuge hatte sich vor Beginn des Prozesses in seine Heimat bei Neapel abgesetzt und weigert sich seither, als Zeuge vor Gericht zu erscheinen. Andeutunge­n des Staatsanwa­lts lassen die Vermutung zu, dass diesem hierzuland­e eine Strafverfo­lgung wegen Rauschgift­und Verkehrsde­likten droht. Was nach bisherigen Zeugenauss­agen festzusteh­en scheint, ist, dass der Angeklagte mit dem Italiener in Streit geraten war, als es um die Rückzahlun­g von Schulden ging. Der Angeklagte soll diesem dabei eine Ohrfeige verpasst haben. Alles andere – vom Rauschgift­handel über die angebliche­n Strafzinse­n bis hin zu der von der Ex-Freundin als Zeugin angeführte­n Drohung des Slowenen gegen den Italiener, es wäre doch schade, wenn deren Sohn nicht mehr von der Schule heimkäme – erscheint zumindest bislang als zweifelhaf­t. Auch der Angeklagte sowie dessen Verteidige­r Uwe Böhm tragen nicht zur Klärung des Falls bei. Denn der Slowene verweigert auf Anraten seines Anwalts jegliche Aussage. Nun soll die Ex-Freundin des Italieners nochmals als Zeugin geladen werden, denn wie Richter Hasler andeutete, habe sie am Tag vor dem vierten Prozesster­min bei der Kripo eine neue Aussage gemacht. Diese soll nun beim fünften Verhandlun­gstag am 25. Januar vorgetrage­n werden. Außerdem soll der Italiener am 8. Februar vor dem Landgerich­t aussagen – nämlich im Rahmen einer Videokonfe­renz von seiner Heimat aus. Ob er das tut, ist fraglich, denn wie Verteidige­r Böhm andeutete, habe ein KripoBeamt­er dem Zeugen am Telefon bereits mitgeteilt, dass er wegen der anderweiti­gen Ermittlung­en, die offenbar gegen ihn laufen, ein Aussagever­weigerungs­recht habe.

Auf die Frage Böhms, warum sein Mandant weiter in Untersuchu­ngshaft bleiben müsse, hatte Richter Hasler drei Antworten: Zum einen sei bei den angebliche­n Geldgeschä­ften unklar, ob es dabei um Drogen oder um Mietschuld­en ging. Zweitens seien die Vorwürfe schon bei der Vernehmung des Angeklagte­n vor der Haftrichte­rin nicht entkräftet worden. Außerdem, so Hasler, begründete­n sowohl die Aussage der Ex-Freundin des Italieners als auch die Briefe des Angeklagte­n aus der Haft, die beim vergangene­n Verhandlun­gstermin verlesen wurden, die Fortdauer der Haft.

 ?? Foto: A. Kaya ?? Der Drogenhand­el Prozess um einen 35 Jahre alten Mann aus Slowenien gibt weiter Rätsel auf.
Foto: A. Kaya Der Drogenhand­el Prozess um einen 35 Jahre alten Mann aus Slowenien gibt weiter Rätsel auf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany