Vom Nahen Osten ins Unterallgäu
Eine Gruppe aus Israel ist in dieser Woche zu Gast in Babenhausen. Was sie bei ihrem Besuch erleben und wie sich hin und wieder kulturelle Unterschiede bemerkbar machen
Bei der Weißwurst gelangte der kulturelle Austausch kurzzeitig an seine Grenzen. „Die hat mir nicht so gut geschmeckt. Wegen der Petersilie“, sagt Charbel Tobia auf Englisch. Der 15-Jährige hat die bayerische Spezialität dennoch gekostet. Am Abend werden er und seine Mitschüler für die anderen eine Mahlzeit aus ihrer Heimat zubereiten: Falafel.
19 Zehntklässler sind am Sonntag mit ihren Lehrern aus dem Nahen Osten nach Babenhausen gereist, um sich mit den dortigen Jugendlichen auszutauschen. Sie verbringen eine Woche im Fuggermarkt – zuerst in der Jugendbildungsstätte, später in Gastfamilien. Im April werden die Unterallgäuer dann einen Gegenbesuch antreten: Es geht nach Shef’Amr, einer Stadt rund 20 Kilometer von Nazareth entfernt.
Das Programm, das die Schüler in Deutschland gemeinsam unternehmen, ist umfangreich: Die Gruppe besichtigte unter anderem bereits das Fuggerschloss, Rathaus und Schulzentrum und wurde von Bürgermeister Otto Göppel begrüßt.
Vor allem die Turnhalle begeisterte die Gruppe
Am Mittwoch fahren die Schüler und Lehrer nach München, um etwa den Bayerischen Landtag zu besuchen, am Freitag zum Schloss Neuschwanstein. Auch Unterrichtseinheiten und Workshops sind vorgesehen. Einen Teil des Programms organisiert das Team der Jubi.
Die Anton-Fugger-Realschule ist eine der ersten Realschulen in Schwaben, welche die Idee des Israel-Austauschs in die Tat umsetzt. Sechs weitere Schulen seien ebenfalls interessiert, wie Lehrerin Claudia Gebele sagt. Die Initiative für den Jugendaustausch sei vom Bezirksjugendring Schwaben ausgegangen. Daraus sollen sich Partnerschaften mit Bildungseinrichtungen entwickeln, etwa mit der Greek Chatholic School in Shef’Amr. Im vergangenen Mai ist bereits eine kleine Delegation aus Israel nach Babenhausen gereist, um sich besser kennenzulernen. Wie berichtet, war auch Realschulleiter Martin Rister im Nahen Osten, um sich zu informieren
Das Babenhauser Schulzentrum – vor allem die Turnhalle – beeindruckte die Gastschüler nun sehr. „Die Schule ist so riesig und neu“, sagt Charbel Tobia, der schon zweimal mit seiner Familie in Europa war. Gebele, die katholische Religion und Englisch unterrichtet, erklärt, dass die israelischen Schüler eine Turnhalle oder einen Musiksaal dieser Art nicht kennen. „Die Kul- turen treffen manchmal aufeinander“, sagt sie. So seien die Unterallgäuer prompt in ein kleines Fettnäpfchen getreten, als sie die Gäste mit einer israelischen Fahne begrüßt hatten. Denn diese seien arabische Christen und hätten eher wenig Bezug der Flagge. Es sei manchmal für Außenstehende schwierig, die komplexe Situation im Nahen Osten zu durchblicken, da dort viele verschiedene Menschen aufeinandertreffen, erklärt Gebele. „Man merkt schon manchmal, dass das kein Austausch mit einem europäischen Land ist.“Gerade das mache es aber auch spannend – man erfahre viel Neues. Auch die Familien in Babenhausen und umliegenden Gemeinden seien sehr offen und interessiert.
„Am Abend redet man darüber, wie es bei den anderen so ist und wie sich die Kulturen unterscheiden“, erzählt Lukas Hack aus Kirchhaslach. Die Schüler hätten auch per Whatsapp Kontakt. Mit dem Englischen klappe es ganz gut. „Wir können uns gut verständigen. Und alle sind hilfsbereit“, sagt der 14-Jährige.