Gähnende Leere im Briefkasten
Mehrere Bürger aus dem südlichen Landkreis beschweren sich darüber, dass Sendungen mit großer Verspätung eintreffen. Was die Post zu diesem Problem sagt
Nichts – das ist es, was mehrere Bürger im Süden des Landkreises in diesen Tagen beim Blick in ihre Briefkästen finden. Beschwerden über nicht regelmäßig zugestellte Post kamen, wie berichtet, aus Buch, Altenstadt und Illerberg. Und auch in Betlinshausen wächst der Frust mancher Adressaten: „Die Post kam zuletzt häufchenweise“, stellt Frank Müller fest, der in der St.-Johannisstraße wohnt. Tagelang sei der Briefkasten leer geblieben, dann seien plötzlich alle Sendungen auf einen Schlag eingetroffen. Der Höhepunkt: Nach einer Anfrage Müllers bei der Rentenversicherung seien der Eingangsbescheid und die Beantwortung der Frage am selben Tag in Betlinshausen angekommen – obwohl der erste Brief der Versicherung sicher einige Tage vor dem zweiten abgeschickt worden sei. „Mal zwei Tage zu warten ist ja kein Drama, aber das hat sich gehäuft“, sagt Müller. Gerade in der Zeit vor Weihnachten – in der bei der Post ohnehin Hochbetrieb herrscht. Aber auch schon davor, im Herbst, hat Müller ausbleibende Lieferungen beobachtet. Nachbarn hätten Ähnliches gemeldet.
Die Probleme gibt es: Das räumt man bei der Post auf Anfrage unserer Zeitung ein: „Wir haben seit Ende Dezember einen unerwartet hohen Krankenstand in unserem Zustellstützpunkt in Illertissen“,
Ersatzpersonal ist nicht immer zu finden
teilt Carolin Gruber von der Pressestelle der „Deutsche Post/DHL Group“in München schriftlich mit. Grundsätzlich stehe zwar immer eine Ersatzkraft für erkrankte Kollegen zur Verfügung. Aber bei „sehr kurzfristigen Personalausfällen“sei es nicht immer möglich, eine zu finden. In solchen Fällen sprängen Kollegen ein, die in Nachbarbezirken eingesetzt sind. Diese stellten dann zusätzlich zur Post im eigenen Bereich auch die im Bezirk des erkrankten Kollegen zu, oder zumindest in Teilen. Dabei könne es vorkommen, dass die Mitarbeiter innerhalb ihrer der täglich zulässigen Höchstarbeitszeit nicht alle Sendungen ausliefern könnten und sie abbrechen müssten, so Gruber. Werde eine Tour deshalb unterbrochen, seien die Kollegen gehalten, am nächsten Tag dort mit der Zustellung anzufangen, wo sie am Vortag gestoppt haben. So solle ausgeschlossen werden, dass Kunden an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen keine Post bekommen.
In dem Bezirk, zu dem der Illertisser Ortsteil Betlinshausen gehört, sei jeden Tag eine Zustellkraft im Einsatz gewesen, so Gruber. Eine Ausnahme sei der 30. Dezember gewesen. Zuletzt haben sich allerdings wohl durchaus Engpässe ergeben: „An wenigen Tagen in der vergangenen Woche konnten wir wegen sehr hohen Sendungsmengen und mehreren kurzfristigen Personalausfällen nur ganz wenige Sendungen ausliefern“, schreibt die Pressesprecherein.
Damit könnten die Betroffenen vielleicht leben, sagt Müller. Ihn ärgere viel mehr, wie die Post mit Beschwerden umgehe. Er habe als Anrufer zunächst 20 Minuten in einer Warteschleife zugebracht, die Eingabe des Problems über einen Mitarbeiter habe dann noch einmal 20 Minuten gedauert. Das Fazit des Betlinshausers: „Das tut man sich kein zweites Mal an.“
Auch aus Sicht von Brigitte Mün- zinger aus Bellenberg lässt das Krisenmanagement der Post zu wünschen übrig: Obwohl die Briefkästen zuletzt augenscheinlich nur alle paar Tage gefüllt worden seien – eine Mitteilung darüber hätten die Betroffenen nicht erhalten. „Solange es keine Beschwerden gibt, macht man wohl nichts.“Auffällig gewesen sei das Ausbleiben kurz vor Weihnachten, Briefe trafen teilweise mit neun Tagen Verspätung ein, so Münzinger. Die Probleme hätten sich Anfang Januar fortgesetzt. Der Gipfel aus Sicht der Bellenbergerin: Freunde aus Weilheim hätte an Münzinger adressierte Weihnachtspost zurückbekommen, mit dem Vermerk der Empfänger sei nicht bekannt. „Darüber habe ich mich aufgeregt.“
Ebenso wie ein Mann aus Gannertshofen, der zuletzt auf ein wichtiges Anwaltsschreiben warten musste. Auch Bürger aus Buch und aus Altenstadt hatten Verspätungen beobachtet und sich beschwert.
Bei der Post gibt man sich reumütig: „Selbstverständlich bedauern wir die Unannehmlichkeiten und entschuldigen uns dafür“, schreibt Pressesprecherin Gruber. Und: „Um unseren Kunden in Illertissen wieder eine regelmäßige und rückstandsfreie Postzustellung bieten zu können, werden wir alle möglichen Maßnahmen ergreifen.“
Diese dürften die Betroffenen mit Interesse verfolgen. Etwas mehr als „nichts“denn doch in ihren Briefkästen.