Ein Herz für den ganzen Landkreis
Kommunalpolitiker aus Weißenhorn wollen eine „Charmeoffensive“starten, um die Abspaltung Neu-Ulms zu verhindern. Dafür suchen sie kreative Unterstützer
Die Pläne Neu-Ulms, sich vom Rest des Landkreises abzuspalten, will der Weißenhorner Jürgen Bischof nicht einfach so hinnehmen. Der langjährige Vorsitzende des TSV Weißenhorn und Kreisrat der Freien Wähler findet drastische Worte: „Mit Neu-Ulm wird das Herz des Landkreises herausgebrochen.“Durch den Nuxit, ist er überzeugt, würden beide Seiten nur verlieren. Und die Region dadurch geschwächt. Mit dem ÖDP-Stadtrat Ulrich Hoffmann und dem FDPKreisvorsitzenden Michael Zimmermann hat Bischof zwei Weißenhorner gefunden, die seine Meinung teilen. Gemeinsam wollen sie nun eine „Charmeoffensive“für den jetzigen Landkreis starten und damit auf die Neu-Ulmer Bürger und Stadträte zugehen. Es ist ein Appell an das Gemeinschaftsgefühl – für eine harmonische Heimat.
Hoffmann hat als Ehe- und Familienseelsorger schon von Berufs wegen ein Interesse daran, Trennungen zu verhindern. Er war überrascht davon, dass es so ruhig geblieben ist im Landkreis, als NeuUlm seine Pläne für die Kreisfreiheit publik gemacht hatte. „Die Stadt hat das Recht dazu“, sagt Hoffmann. „Aber die Überlegungen scheinen aus der Zeit gefallen zu sein.“Zwar könne der Landkreis auch ohne seine bisherige Kreisstadt überleben. Doch für die Zukunft sei ein Miteinander besser. „Wir müssen dafür werben, als Kreis zusammenzubleiben“, betont der Vorsitzende des Heimatund Museumsvereins Weißenhorn.
Dabei sollen kreative Köpfe helfen. Die Weißenhorner wollen bewusst kein parteipolitisches Bündnis schaffen, sondern auch Akteure etwa aus dem kulturellen Bereich mit einbinden. Ein gemeinsames Sportturnier, eine Postkarten-Aktion, ein Platzkonzert einer Musikkapelle aus dem Landkreis mitten in Neu-Ulm – es seien viele Aktionen denkbar, sagt Kreisrat Bischof. Er kann sich das Motto „Starke Stadt in starkem Landkreis“gut vorstellen und hat schon erste Skizzen mit Herzen und dem Neu-Ulmer Wasserturm angefertigt. Zum Auftakt veranstaltet das Trio ein Treffen am 1. Februar zu dem Interessierte kommen können.
Bischof, Hoffmann und Zimmermann wollen es jedenfalls nicht allein dem Neu-Ulmer Stadtrat überlassen, über die Kreisfreiheit zu entscheiden. Denn diese werde Auswirkungen auf den restlichen Landkreis haben. Das Neu-Ulmer Gremium steht dem Nuxit mehrheitlich positiv gegenüber: „Über die Folgen gibt es bis heute kein Gutachten“, kritisiert Zimmermann, des- sen Tochter Christina die FDP im Kreistag vertritt. Und nach einem Systemwechsel sei es schwierig, Dinge wieder zum Laufen zu bringen. Auch Bischof ist überzeugt, dass der Nuxit nicht nur Folgen für viele Lebensbereiche der Neu-Ulmer, sondern aller Bürger im Landkreis haben wird. Als Beispiele nennt er die Krankenhäuser, die dadurch weiter geschwächt würden, und die Schullandschaft, die zerlegt werde, sowie wirtschaftliche Konsequenzen. „Die Pro-Kopf-Verschuldung des Landkreises wird massiv ansteigen“, sagt Bischof. Elchingen und Nersingen würden geografisch betrachtet an den Rand gedrängt.
Vielen Bürgern des Landkreises sei nicht wirklich klar, was die Abspaltung für sie bedeuten würde, ergänzt Hoffmann. Als einzige Chance, den Nuxit noch zu stoppen, sehen die Kommunalpolitiker einen Bürgerentscheid. Für diesen setzt sich, wie berichtet, eine Initiative um den Neu-Ulmer Grünen Klaus Rederer ein. Die Weißenhorner wollen mit dieser Gruppe zusammenarbeiten. „Es braucht den Bürgerentscheid“, sagt Bischof. „Wir wollen die Neu-Ulmer Bürger dazu aufrufen, das Bürgerbegehren dafür zu unterstützen und – wenn es zu einem Bürgerentscheid kommt – für den Verbleib im Landkreis zu stimmen.“Die Weißenhorner haben einen anderen Blick auf die außerordentlich positive Entwicklung der Stadt Neu-Ulm, die Oberbürgermeister Gerold Noerenberg als Argument für die Kreisfreiheit anführt. Nur in Verbindung mit dem Landkreis sei der Aufstieg möglich gewesen. „Der Kreis Neu-Ulm ist ein Erfolgsmodell“, sagt Bischof. Dem fügt Hoffmann hinzu: „Es ergibt keinen Sinn, ein starkes Team zu verändern.“
Sie sind für einen Bürgerentscheid