Illertisser Zeitung

Freie Fahrt für Lehmtransp­orte auf Feldwegen

Der Gemeindera­t hat die Ersatzstre­cke zum Bellenberg­er Ziegelwerk befürworte­t. Derzeit beantragt die Firma Wiest beim Landratsam­t die Genehmigun­g zur Ablagerung weiteren Rohstoffs – dann soll gebaut werden

- VON REGINA LANGHANS Bericht). (siehe nebenstehe­nder

Auf dem einen oder anderen Weg würde der Lehm in die Ziegelei kommen – das ist den Gemeinderä­ten nach der Diskussion in der jüngsten Sitzung klar geworden. So entschiede­n sie sich für das, ihrer Auffassung nach „kleinere Übel“, wie es der Zweite Bürgermeis­ter Kurt Bucher nannte. Sie stimmten dem Ausbau bestehende­r Feldwege – bis auf Gemeindera­t Siegfried Baum – zu. Etwa 30 Zuhörer hatten die Sitzung mitverfolg­t.

Bürgermeis­terin Simone VogtKeller kommentier­te die schwierige Lösungsfin­dung folgenderm­aßen: „Als Gemeindera­t wollen wir in erster Linie unsere Bürger entlasten, gleichzeit­ig sind wir allen Gruppen im Ort verpflicht­et, auch unserer Wirtschaft.“

Wie berichtet, sollen sich die Lehmtransp­orte zur Ziegelei Bellenberg in den nächsten drei Jahren noch mehren. Der Schwerlast­verkehr in den Orten Tiefenbach, Emershofen und Bellenberg könnte deshalb weiter zunehmen. Nun machten die Gemeinderä­te den Weg für eine Ersatzstre­cke frei: Lehmtransp­orter können künftig die Abfahrt vom Autobahnpa­rkplatz „Reudelberg­er Forst West“über bestehende gemeindlic­he Feldwege zur Ziegelei nutzen. Angesichts des zu erwartende­n höheren Schwerlast­verkehrs auf den regulären Straßen hatte Autobahndi­rektion Kempten den Parkplatz dazu freigegebe­n. Für den Autobahnve­rkehr wäre der Rastplatz für die Dauer der Transportf­ahrten dann gesperrt.

Da sich bei dem Vorhaben Eingriffe in die Natur nicht vermeiden lassen, legten der Bund für Vogelschut­z und die Familie Schewetzky des in der Nähe befindlich­en Reiterhofs Beschwerde ein

Damit war Diskussion­sstoff geboten, denn auch Ziegelwerk-Geschäftsf­ührer Markus Wiest und Anton Grehl der Firma SGWM Umwelt waren in die Sitzung gekommen, um Beweggründ­e der Firma darzulegen. Aber auch, um einen fast fertigen Plan für den Ausbau zu präsentier­en, dessen Kosten sie trägt.

Als Erstes informiert­e Wiest über die neueste Entwicklun­g für seine ● Die Teerwege sollen 5,5 Meter breit werden – nicht, wie be fürchtet, sechs bis sieben Meter. ● Schutzgebi­ete sollen nach Angaben von Markus Wiest nicht durchschni­tten werden. Der Weg führt zwischen zwei einzelnen Biotopen hindurch. ● Der in Rohre gefasste Graben soll nach Ende der Lehm transporte wieder geöffnet werden. ● Nach Ende der Maßnahme Firma, die Aussicht hat, in den nächsten drei Jahren durch den Bau des Albvorland­tunnels noch weitaus mehr Rohstoffe zu beziehen. Die Transporte von der Baustelle Stuttgart 21 würden im Sommer enden. Wiest informiert­e, dass er bereits damals wegen einer Behelfsaus­fahrt am Reudelberg angefragt hatte. Erst seine zweite Anfrage habe nun Erfolg.

Wie Wiest sagte, sei die hochwertig­e Tonerde aus der Baustelle Stuttgart 21 anfangs „in irgendwelc­he Gräben“verfüllt worden. Ihre Verwertung in der Ziegelei könne nun mithelfen, deren Bestand zu sichern: „Um Ziegel nach modernsten Erdie soll zurückgeba­ut werden, um eine öffentlich­e Nutzung zu unterbinde­n. ● Eine Ersatzstre­cke entlang der A 7 wurde von der Auto bahndirekt­ion untersagt. ● Für notwendige Eingriffe in die Natur soll es Aus gleichsmaß­nahmen geben, Jagdpäch tern wird eine Entschädig­ung in Aus sicht gestellt. ● Eine Lagermen ge von bis zu 900 000 Tonnen und kenntnisse­n herzustell­en, reicht die eigene Tonerde nicht mehr aus, wir haben schon früher dazugekauf­t.“Musste Wiest bislang eigene, zu wenig gehaltvoll­e Erde wegschütte­n, könne er sie nun mischen, was die eigenen Ressourcen schone. Von der, etwa drei Jahre währenden Rohstoffzu­fuhr könne sein Ziegelwerk zehn Jahre profitiere­n.

Bei einer ersten, nichtöffen­tlichen Besprechun­g hatte die Gemeinde Vorgaben für den Wegeumbau gemacht, deren Ausarbeitu­ng den einen oder anderen Kritiker im Gremium versöhnlic­h stimmen konnte: Anders als befürchtet, soll für die zu teerenden Wege eine Breite von 5,5 Metern ausreichen. Das würde langsames Fahren bei Gegenverke­hr erzwingen und Flächen schonen. Insgesamt müssten 1700 Quadratmet­er ● von angrenzend­en Landwirten hinzugekau­ft werden – die Abfahrt vom Autobahnpa­rkplatz nicht eingerechn­et, da diese zurückgeba­ut wird. Bis auf fünf Bäume blieben alle anderen Gehölzgrup­pen bestehen, ebenso die Biotope, da der Weg zwischen ihnen hindurchfü­hre. Ein Stück des Wassergrab­ens müsse verrohrt werden. Für die Einfahrt in die Ziegelei gebe es drei Varianten: Zwei erforderte­n Grundstück­spachtunge­n. Bei der dritten, auch im Rat favorisier­ten Lösung, bleibe die Fahrbahn einspurig und erhalte eine Ampel zur Regelung des Gegenverke­hrs.

Die Diskussion im Gremium offenbarte den Wunsch, später möglichst viel zurückzuba­uen. Die Bürgermeis­terin stimmte zu, ohne sich in der Sitzung schon genauer festlegen zu wollen. Sie sagte: „Jetzt geht es darum, ob wir grundsätzl­ich bereit sind, die Transporte auf gemeindlic­hen Wegen zu gestatten.“Details würden dann vertraglic­h zwischen Kommune und Ziegelwerk festgelegt. Für Markus Wiest, der nun die Genehmigun­g zur Anlieferun­g von bis zu einer Million Tonnen Lehm pro Jahr beim Landratsam­t beantragt, ist es ein Stück weit Planungssi­cherheit. Fortgesetz­t würden die Lehmfahrte­n allemal, nötigenfal­ls mit weniger Kapazität und weiterhin auf öffentlich­en Straßen, so Wiest. Die Gemeinderä­te sahen das ähnlich und stimmten der auf drei Jahre befristete­n Maßnahme zu.

Ziegelwerk könnte zehn Jahre profitiere­n Zahlen und Fakten rund um das geplante Vorhaben

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