Nach Angriff auf Ex Freundin: Familienvater vor Gericht
Ein 30-Jähriger muss sich wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Er stand wohl unter Drogen
Im Drogenrausch soll ein 30 Jahre alter Mann im August in einer Wohnung in Bellenberg seine Ex-Freundin und die gemeinsame Tochter im Kleinkindalter attackiert haben. Die Frau wurde dabei erheblich verletzt und entkam offenbar nur knapp dem Tod. Sie konnte fliehen und die Illertisser Polizei verständigen: Die Beamten konnten den Vater kurz darauf vor Ort festnehmen. Nun muss sich der Mann wegen gefährlicher Körperverletzung vor dem Amtsgericht in Memmingen verantworten. Der Prozess beginnt am Dienstag.
Bei dem Einsatz ging es damals um jede Sekunde: Nach den dramatischen Schilderungen der Frau rückte die Polizei mit einem großen Aufgebot zur Wohnung aus. Sechs Beamte in drei Streifenwagen und ein Hundeführer eilten zum Tatort, wo sich das kleine Mädchen noch in der Obhut des rasenden Angreifers befand. Gewalt mussten die Ordnungshüter nicht anwenden: Der 30-Jährige öffnete die Tür und begab sich ohne Widerstand in Polizeigewahrsam, hatte es damals geheißen. Wegen des Verdachts der versuchten Tötung wurde der Mann beim Amtsgericht in Memmingen vorgeführt, die Ermittlungsrichterin erließ einen Haftbefehl. Der Vater schwieg zunächst zu den Vorwürfen. Er saß erst in Untersuchungshaft und verbüßt zwischenzeitlich eine Gefängnisstrafe wegen eines Drogendelikts, wie auf Anfrage vom Gericht zu erfahren war. Der Angeklagte dürfte zur Verhandlung also aus der Justizvollzugsanstalt vorgeführt werden. Es war wohl ein bizarrer Streit, der sich Anfang August in der Wohnung zugetragen hat. Das geht aus der Anklageschrift hervor, die den Hergang schildert.
Es begann an jenem Morgen kurz vor 8 Uhr: Die Frau brachte das kleine Mädchen in die Wohnung des Vaters, der wohl auf das Kind aufpassen sollte. Unvermittelt schlug der 30-Jährige die Tür hinter den beiden zu und ging auf sie los. Er soll die Frau geschlagen und mit Tritten malträtiert haben, als sie am Boden lag. Daraufhin drohte die Mutter angeblich, sich umzubringen – wohl um ihn aufzuhalten. Sie legte sich ihren Schal um den Hals. Das brachte den Mann möglicherweise auf eine Idee: Er nahm ein Handtuch des Kindes und würgte die Frau damit. Er soll gedroht haben: „Ich kann auch euch beide umbringen.“Angeblich ging er auch kurz seine Tochter an, ließ dann aber von ihr ab. Das Mädchen blieb körperlich unversehrt. Die Mutter zwang er dann, Tabletten zu schlucken, sagte ein Gerichtssprecher auf Anfrage. Es handelte sich um Herzmedikamente. Währenddessen überlegte es sich der Angreifer wohl zum Glück anders: Die Frau durfte die Tabletten ausspucken. Dass das Vorgehen wirr wirkt, könnte mit den illegalen Drogen zu tun haben, die der 30-Jährige zum Tatzeitpunkt konsumiert hatte. Von Marihuana und Amphetaminen ist die Rede.
Die Angegriffene konnte fliehen. Ein Arzt stellte später fest, dass die Frau durch die Misshandlungen des Mannes in Lebensgefahr geschwebt hatte. Deshalb ist der wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Das Strafmaß hierfür liegt bei einer Gefängnisstrafe von sechs Monaten bis zehn Jahren.