Illertisser Zeitung

Ehrmann produziert bald zwischen Palmen

Das Unternehme­n aus Oberschöne­gg hat Anteile einer Molkerei in Brasilien gekauft. Wie es dazu kam

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Die Firma Ehrmann wird sich vergrößern. Das Unternehme­n aus Oberschöne­gg hat Anteile an einer brasiliani­schen Molkerei erworben. Das teilte das Unternehme­n kürzlich mit. Der südamerika­nische Staat ist damit nach den USA und Russland das dritte Land, in dem Ehrmann ausländisc­he Produktion­sstandorte betreibt.

Ehrmann habe sich bereits seit Jahren mit Brasilien beschäftig­t, sagt Jürgen Taubert, der bei Ehrmann zur Geschäftsl­eitung gehört und für Vertrieb und Marketing zuständig ist. „Brasilien ist eines der größten Milchlände­r weltweit.“Mit mehr als 208 Millionen Einwohnern sei es auch ein großer Absatzmark­t. Dabei sei etwa der Pro-Kopf-Verbrauch an Joghurt, verglichen mit dem in Deutschlan­d, bisher eher gering. In Brasilien liege dieser bei etwa sechs Kilogramm pro Jahr, in Deutschlan­d würden rund 16 Kilogramm verspeist. Vorstandsm­itglied Taubert geht aber davon aus, dass diese Zahl in Brasilien weiter wachsen wird. Das südamerika­nische Land sei auch deshalb ein sinnvoller Investitio­nsstandort, weil der Markt in dem Schwellenl­and stärker wächst als beispielsw­eise in Deutschlan­d. Auch sei er in Brasilien noch nicht so stark konsolidie­rt, erklärt Taubert. Das bedeutet, sowohl auf Produzente­n- als auch auf Abnehmerse­ite gibt es noch viele kleine und mittelgroß­e Unternehme­n, mit denen Ehrmann zusammenar­beiten könnte. „In Deutschlan­d haben wir praktisch nur noch vier bis fünf Kunden“, sagt Taubert. Das seien ebenjene Unternehme­nsgruppen, zum Beispiel die Edeka-, Rewe- oder Metro-Gruppe, denen verschiede­ne Supermarkt­ketten in Deutschlan­d gehören.

In Brasilien wird Ehrmann zukünftig mit der Molkerei Trevo Lacteos zusammenar­beiten. Die Aktiengese­llschaft hat ihren Sitz in Sete Lagoas, rund 400 Kilometer nördlich von Rio de Janeiro. Mithilfe lokaler Spezialist­en, die sich in der brasiliani­schen Milchbranc­he gut auskennen, habe Ehrmann nach einem passenden Geschäftsp­artner gesucht, sagt Taubert. In Trevo habe man diesen gefunden. Mit 275 Mitarbeite­rn und einem Jahresumsa­tz von 180 Millionen Brasiliani­schen Real, umgerechne­t rund 50 Millionen Euro, bezeichnet Taubert das Unternehme­n als eine Molkerei mittlerer Größe. Im brasiliani­schen Bundesstaa­t Minas Gerais zählt Trevo damit aber zu den größten milchverar­beitenden Betrieben, wie es in einer Pressemitt­eilung heißt. Beson- in den Bereichen Joghurt und Milchgeträ­nke ist die brasiliani­sche Aktiengese­llschaft laut Pressemitt­eilung gut aufgestell­t. Gerade die Milchgeträ­nke seien bei den Brasiliane­rn besonders beliebt, sagt Taubert. Stark nachgefrag­t würden dort auch Produkte speziell für Kinder und Fruchtjogh­urt. Trevo ist, ebenso wie Ehrmann, ein Familienun­ternehmen.

Der Vorstandsv­orsitzende Christian Ehrmann beschreibt in einer Pressemitt­eilung die aktuelle Firmenstra­tegie Ehrmanns: Die Marktposit­ion in Deutschlan­d soll gestärkt werden, gleichzeit­ig soll das Unternehme­n internatio­nal wachsen. Konkrete Pläne für weitere Joint Ventures, Geschäftsü­bernahmen oder Ähnliches in Brasilien gebe es laut Geschäftsl­eitungsmit­glied Taubert derzeit nicht. „Wir konzentrie­ren uns zunächst auf Trevo.“Mitarbeite­r aus dem Allgäu will Ehrmann nicht nach Südamerika schicken. Wie auch die anderen ausländisc­hen Produktion­sstandorte in den USA und Russland sei diese Molkerei bereits ein gut funktionie­ders rendes Unternehme­n. Das Tagesgesch­äft bleibt daher weiterhin in der Hand des bisherigen Management­Teams, also bei der Gründerfam­ilie des Unternehme­ns.

Auch in Oberschöne­gg selbst wird es bei Ehrmann bald eine Änderung geben. Markus Fehr übernimmt zum 1. März den Posten als Leiter des Bereichs Produktion und Technik von Heiko Modell und steigt damit in die Geschäftsl­eitung ein. Modell verlässt das Unternehme­n nach 15 Jahren. Fehr arbeitete zuvor für die Hochland-Gruppe.

 ?? Foto: Ehrmann AG ?? Ehrmann will auch auf dem brasiliani­schen Milchmarkt mitmischen. Das Oberschöne­gger Unternehme­n hat deshalb ein Joint Venture mit der Molkerei Trevo Lacteos gegrün det, die ihren Sitz rund 400 Kilometer nördlich von Rio de Janeiro hat.
Foto: Ehrmann AG Ehrmann will auch auf dem brasiliani­schen Milchmarkt mitmischen. Das Oberschöne­gger Unternehme­n hat deshalb ein Joint Venture mit der Molkerei Trevo Lacteos gegrün det, die ihren Sitz rund 400 Kilometer nördlich von Rio de Janeiro hat.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany