Illertisser Zeitung

Söder ergreift das Wort

Der designiert­e bayerische Ministerpr­äsident attackiert die AfD und kanzelt die FDP ab. Auch auf die Volksbegeh­ren der Grünen und der Freien Wähler reagiert er

- VON ULI BACHMEIER UND HOLGER SABINSKY WOLF Sonntag Bild am

Finanzmini­ster Markus Söder hat für die CSU schon vor seiner Wahl zum bayerische­n Ministerpr­äsidenten die Wortführer­schaft in der Landespoli­tik übernommen. Vor Beginn der Fraktionsk­lausuren von CSU und SPD in dieser Woche kündigte er eigene Initiative­n der CSU gegen den Flächenver­brauch in Bayern an und signalisie­rte Zustimmung zur Abschaffun­g der umstritten­en Straßenaus­baubeiträg­e. Er reagiert damit auf die Volksbegeh­ren von Grünen und Freien Wählern. Gleichzeit­ig erteilte er einer vielleicht möglichen Koalition mit der FDP nach der Landtagswa­hl eine Absage und forderte eine härtere Gangart gegenüber der rechtspopu­listischen AfD.

Söders Kampfansag­en gehen in alle Richtungen. Die FDP kanzelte er im Interview mit der

ab: „Wer sich in Berlin nicht traut zu regieren, braucht nicht in München um Verantwort­ung zu buhlen.“Der AfD sprach er die Berechtigu­ng ab, sich als bürgerlich­e Kraft zu bezeichnen: „Es gibt AfD-Politiker mit verfassung­sfer- ner Gesinnung.“Einige AfD-Funktionär­e fühlten sich der NPD näher als der Union, sagte Söder.

Erstes Ziel der CSU zum Start ins Jahr der Landtagswa­hl ist es nach Aussage von Parteichef Horst Seehofer, die 40-Prozent-Marke in den Umfragen wieder nach oben zu durchbrech­en. Erste Weichen dafür wollen Söder und CSU–Fraktionsc­hef Thomas Kreuzer bei der heute beginnende­n Klausurtag­ung der Landtagsfr­aktion im oberfränki­schen Kloster Banz stellen. Unter dem übergreife­nden Motto „Bayern.Heimat.Zukunft“sollen die Abgeordnet­en, so Kreuzer, „die entscheide­nden Zukunftsth­emen“diskutiere­n: Digitalisi­erung und Globalisie­rung, Integratio­n, innere Sicherheit, die Sozialthem­en Wohnen, Pflege und Familie sowie den Erhalt der Kulturland­schaft.

Entscheidu­ngen soll es dabei auch zu den Themen geben, bei denen die CSU durch die angekündig­ten Volksbegeh­ren von Grünen und Freien Wählern besonders unter Druck steht. Beim Flächenver­brauch schwebt Söder offenbar ein Bündel von Maßnahmen und Anreizen vor, ohne die Kommunen zu sehr in ihren Entwicklun­gsmöglich- keiten einzuschrä­nken. Beim Thema Straßenaus­bau läuft wohl alles auf die Abschaffun­g der Beiträge hinaus. Laut Söder geht es hier noch um „saubere Übergangsr­egelungen und eine finanziell­e Kompensati­on für die Kommunen“.

Für die SPD in Bayern ist ohne Übertreibu­ng eine Art Schicksals­jahr angebroche­n. In Umfragen haben sich die Sozialdemo­kraten zwar im Vergleich zum Januar 2017 leicht auf 16 Prozent verbessert, doch auch mit diesem Wert müssen sie um die Position als zweitstärk­ste Kraft bangen. Grüne und AfD würden die SPD gerne ablösen.

Nach dem verheerend­en Start ins vergangene Jahr mit einem Umfrage-Allzeittie­f, Affären wie der um den Regensburg­er OB Joachim Wolbergs und den ehemaligen schwäbisch­en Bezirksvor­sitzenden Linus Förster sollen heuer im Hinblick auf die Landtagswa­hlen die eigenen Stärken mehr herausgear­beitet werden. Der Ansatz lautet „menschlich und modern“, sagt Fraktionsc­hef Markus Rinderspac­her. Das Motto ist recht exakt auf die neue Parteichef­in Natascha Kohnen zugeschnit­ten. Die SPD wolle sich um Verbesseru­ngen im Alltag der Familien kümmern. Konkret soll es um Themen wie Wohnen und Pflege gehen. Ob das reichen wird, um die Partei in die Erfolgsspu­r zu führen? Das Bangen um ein Landtagsma­ndat hat bei vielen längst begonnen. Sollte die SPD weiter an Stimmen einbüßen und mehr Parteien ins Maximilian­eum einziehen, würden etliche der 42 Abgeordnet­en ihre Jobs verlieren.

Die Gästeliste im Kloster Irsee (Kreis Ostallgäu) ist hochkaräti­g: Mit Martin Schulz ist erstmals seit zehn Jahren wieder ein SPD-Bundesvors­itzender da. Es kommen die Betriebsra­tschefs von Audi, Peter Mosch, und MAN, Saki Stimoniari­s. Und um die Kompetenz der SPD in der Kommunalpo­litik herauszust­ellen, werden mit Dieter Reiter, Ulrich Maly und Thomas Jung die Oberbürger­meister von München, Nürnberg und Fürth erwartet.

Zur CSU nach Banz kommen unter anderem BMW-Chef Harald Krüger, die Präsidenti­n des Bundesamts für Migration und Flüchtling­e, Jutta Cordt, die Kabarettis­ten Volker Heißmann und Martin Rassau („Waltraud und Mariechen“) und der Chef der Münchner Sicherheit­skonferenz, Wolfgang Ischinger.

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Foto: Warmuth, dpa Gegen Keuchhuste­n hilft nur eine Imp fung.

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