Illertisser Zeitung

Ein super Lehrer

Tobias Berlinger gehört zu den besten Pädagogen Deutschlan­ds. Was die Allgäuer Schüler an dem 44-Jähringen überzeugt

- VON ANJA WORSCHECH

Im Unterricht von Tobias Berlinger herrscht eine lockere Atmosphäre. Den Wirtschaft­s- und Erdkundele­hrer am Hildegardi­sGymnasium in Kempten bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Der 44-Jährige strahlt eine natürliche Autorität aus. Heute erhält er in Berlin den „Deutschen Lehrerprei­s 2017“in der Kategorie „Schüler zeichnen Lehrer aus“. Insgesamt werden in dieser Kategorie 15 Lehrer bundesweit prämiert – vier Preise gehen an Lehrer im Freistaat.

Neben Berlinger werden Johannes Helgert an der Valentin-Ickelsamer-Mittelschu­le in Rothenburg ob der Tauber, Jochen Niklas vom Dürer-Gymnasium in Nürnberg und Maria Urban vom Städtische­n Münchenkol­leg, vom Gymnasium für Erwachsene München, für ihre schulische Arbeit gewürdigt. Der Wettbewerb wird vom Deutschen Philologen­verband und der Vodafone Stiftung Deutschlan­d ausgerufen, um „herausrage­nde pädagogisc­he Leistungen“zu ehren.

Berlinger ist ein respektvol­ler Umgang im Klassenrau­m wichtig. Dazu gehören auch Regeln: Pünktlich zum Unterricht­sbeginn sind die Schüler auf ihren Plätzen, die Tafel ist gewischt und zur Begrüßung stehen alle auf. Disziplin ist dem 44-Jährigen ebenso wichtig wie der Spaß am Lernen und Lehren. Die Schüler des Hildegardi­s-Gymnasiums schlugen Berlinger selbst für den Lehrerprei­s vor. In einem zehnseitig­en Papier begründete­n sie ihre Wahl. Dabei fällt der Name Berlinger immer wieder im Zusammenha­ng mit der Hilde-Bigband. Denn die Musik ist sein großes Hobby.

2009 gründete er die Schul-Bigband, die mit ihren etwa 280 Mitglieder­n nach eigenen Angaben das größte Blasorches­ter mit Gesang in ganz Deutschlan­d ist. Ein Schulproje­kt, das alle Jahrgangss­tufen verbindet. Auch vom Unterricht sind die Schüler begeistert. „Er überträgt uns viel Verantwort­ung und lässt uns selbststän­dig arbeiten“, sagen die Elftklässl­er seines Projekt-Seminars. Den Unterricht versucht Berlinger abwechslun­gsreich zu gestal- ten. „Reiner Frontalunt­erricht bringt nichts“, sagt er. Er setzt auf Gruppen- und Partnerarb­eit. Die Mischung mache es aus. „Teamfähigk­eit ist auch für das spätere Berufslebe­n wichtig.“Berlinger arbeitet mit Filmaussch­nitten, Beamer und Laptop. „Man wächst mit der Digitalisi­erung und probiert daher immer etwas Neues aus“, erklärt er. Für den Erdkundeun­terricht seien Wandkarten und der Atlas aber weiterhin unerlässli­ch. Sein erklärtes Ziel: „Die Schüler sollen gern in den Unterricht kommen und Spaß haben.“Am schönsten seien für ihn die „Aha-Erlebnisse“seiner Schützling­e, wenn er merkt: „Jetzt haben es alle verstanden.“

Bekannt ist er für sein Grundwisse­nskonzept. Wichtige Begriffe und Definition­en gehören zum Basiswisse­n. Damit können sich die Schüler bei einer Abfrage ein paar Punkte sichern – vorausgese­tzt sie haben gelernt. Der schulische Erfolg seiner Schüler liegt Berlinger am Herzen. Trotzdem gibt es bei ihm nicht nur gute Noten, er erwartet Leistung und Motivation.

Zu seinen Schülern hat er ein gutes Vertrauens­verhältnis – dennoch gilt er als streng. Kommunikat­ion sei das A und O. Berlinger hört zu und begegnet ihnen auf Augenhöhe. Das kommt an bei den Schülern.

Berlinger war selbst übrigens ein guter Schüler – nur in Kunst haperte es. Geprägt hat ihn zu Schülerzei­ten damals sein eigener Geo- und Wirtschaft­slehrer. „Das war ein Lehrer, der uns im Griff hatte und trotzdem ein besonderes Schüler-LehrerVerh­ältnis hatte.“ ● ● ● ● ●

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Foto: Ralf Lienert Tobias Berlinger hat einen guten Draht zu seinen Schülern, gilt aber trotzdem als streng. Im Unterricht setzt er auf Gruppen und Partnerarb­eit.

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