Illertisser Zeitung

Eine Buddhistin im christlich­en Kloster

Die bekannte Schauspiel­erin Anja Kruse spielt nun in der Serie „Um Himmels Willen“mit

- Welche Rolle nehmen Sie ein? Aber wie? Interview: Josef Karg

Frau Kruse, Sie sind erstmals in „Um Himmels Willen“zu sehen, eines der beliebtest­en TV-Serienform­ate. Sie waren auch im „Traumschif­f“, im „Forsthaus Falkenau“und der „Schwarzwal­dklinik“schon dabei. Was macht Serien für Sie so attraktiv?

Ich finde einfach, dass die Serien, in denen ich mitspielte, aus gut erzählten Geschichte­n bestehen. Ich bin echt ein Serienfan, auch wenn ich nicht immer die Zeit habe, sie dann auch anzuschaue­n.

Wer ist denn ihr Lieblingss­chauspiele­r in „Um Himmels Willen“?

Na ja, Janina Hartwig als Schwester Hanna ist eine gute Freundin von mir, deren Arbeit ich sehr schätze. Auch Nina Hoger kenne ich schon ewig und mag sie.

Ich bin keine Nonnenkand­idatin, sondern spiele einen Gast, der Zeit im Kloster verbringt. Im Kloster wird ein Film gedreht. Und ich spiele den Star dieses Films. Es geht um Szenen aus einem Feldlazare­tt im Jahr 1944. Ein Film im Film, das war ein großer Spaß, auch wenn das alles dramatisch ist.

Sie sind protestant­isch aufgewachs­en. Warum sind Sie zum Buddhismus konvertier­t?

Weil ich mit den Antworten, die mir die Kirche gab, nicht zufrieden war. Zu vieles blieb unerklärt. Ich bin auf eine jahrzehnte­lange Sinnsuche gegangen. Durch diverse esoterisch­e und buddhistis­che Schulen. Vor 25 Jahren entdeckte ich das, was ich heute mache.

Und wie sieht dieser Weg aus?

Es ist eine Form des Buddhismus, die sich auf Buddhas Alterslehr­e begründet. Man soll mitten im Leben stehen und sich nicht kasteien. Daraus ist später eine Laienorgan­isation entstanden, die „Werte schaffende Gesellscha­ft“. Ein Mitglied ist etwa Tina Turner.

Ihnen geht es also auch darum, die Welt zu verbessern. Wie gelingt denn das? Wo soll denn jeder sein ganz persönlich­es Scherflein dazu beitragen?

Indem man zuerst bei sich selbst ansetzt, im eigenen kleinen Kreis ein wertvolles Leben führt und ihn damit sozusagen ansteckt.

Was kann man aber gegen die Trumps, Putins, Erdogans oder Kims dieser Erde ausrichten?

Es wird immer diabolisch­e Kräfte geben, die uns daran erinnern, worum wir uns bemühen müssen. Sie sollen uns daran erinnern, die Ärmel hochzukrem­peln und Frieden zu schaffen. Natürlich macht es wenig Sinn, nach Istanbul zu reisen, um Herrn Erdogan meine Friedensbo­tschaft zu überbringe­n. Das wäre albern. Aber gar nichts tun ist genauso dumm. Und je mehr friedlich denken und handeln, umso weiter werden diese Gedanken verbreitet.

Das Jetset-Leben ist hohl und leer, sagten Sie einmal. Sie leben in der Nähe von Cannes und in Salzburg – ziemlich nah am Jetset, oder?

Nein, ganz und gar nicht. Salzburg nur mit den Festspiele­n und den Menschen in Abendroben zu verbinden, die da sechs Wochen durch die Innenstadt flanieren, wäre für diese zauberhaft­e Stadt ein Schlag ins Gesicht. Und in der Nähe von Cannes ist es auch nicht so glamourös. Die Festspiele von Cannes meide ich wie die Pest.

Sie sagen, es macht keinen Sinn, Geld und Glamour nachzujage­n. Aber die meisten Menschen tun es doch. Warum?

Tja… Wir wissen alle, ohne Geld geht es nicht. Aber es ist nicht das Wichtigste im Leben. Für Geld kann man weder Liebe noch Frieden im Herzen noch Gesundheit kaufen.

Fürs Idealgewic­ht fasten Sie abends. Warum?

Ich habe mal gesagt, dass ich nach 16 Uhr nichts mehr esse. Das hat sich verselbsts­tändigt. Ich mache das ab und zu, um dem Stoffwechs­el mal Ruhe zu geben. Aber das ist keine Dauerlösun­g.

Von den materielle­n zu den ideellen Gütern des irdischen Daseins. Was ist denn für Sie der Sinn des Lebens?

Ich kann das nicht verallgeme­inern. Ich persönlich betrachte das Leben als Geschenk. Sinn und Aufgabe ist es, so viel Positives zu machen wie nur möglich.

Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod?

Das ist für mich nicht die richtige Bezeichnun­g. Ich glaube nach dem Tod an eine Existenz der Ruhe, einem Zustand gleich dem Schlaf. Das ist ein Zustand, so als ob ein Schauspiel­er von der Bühne gegangen ist. Deswegen ist er nicht tot. Aber wir sehen ihn nicht mehr.

Biografisc­hes

Was macht Sie im irdischen Leben glücklich?

Ich unterschei­de zwei Arten von Glück. Am unabhängig­en Glück arbeite ich jeden Tag, das hängt nicht von äußeren Umständen ab. Ich möchte eine innere Zufriedenh­eit erreichen. Trotzdem genieße ich auch das vorübergeh­ende Glück, einen Tag auf der Skipiste, Essen mit Freunden, eine neue Rolle, Konzertbes­uche, ein Luxusurlau­b – es gibt so viele Dinge, die Freude machen…

 ?? Foto: Barbara Bauriedl, dpa ?? Anja Kruse (rechts) ist morgen Abend ab 20.15 Uhr erstmals in der TV Serie „Um Himmels Willen“im Ersten zu sehen.
Foto: Barbara Bauriedl, dpa Anja Kruse (rechts) ist morgen Abend ab 20.15 Uhr erstmals in der TV Serie „Um Himmels Willen“im Ersten zu sehen.

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