Illertisser Zeitung

Vom Winde verweht

Starke Böen verblasen die Generalpro­be für die Skiflug-WM in Oberstdorf. DSV-Adler verpassen das Podest. Der noch immer verletzte Richard Freitag spielt Gitarre

- (dpa)

Extreme Windböen über mehrere Stunden haben für eine Absage des Skifliegen­s am Kulm gesorgt und damit den deutschen Springern die Chance auf eine gelungene Generalpro­be für die Skiflug-WM in Oberstdorf genommen. „Ein Wettkampf war bei den Bedingunge­n heute nicht möglich“, sagte Bundestrai­ner Werner Schuster, nachdem am Sonntag zunächst die Quali und später auch der Wettkampf in Bad Mitterndor­f abgesagt wurden. In Abwesenhei­t des verletzten Top-Springers Richard Freitag konnten Andreas Wellinger und Co. damit den schlechtes­ten Wettkampf des Olympia-Winters von Samstag nicht wieder gutmachen. „Das Ergebnis war nicht das, was wir uns erhofft haben“, resümierte Schuster.

Der große Sieger des Wochenende­s war der an der Hüfte lädierte Freitag, der seinen Fans in den sozialen Medien ein Video widmete, in dem er mit einem Lied auf der Gitarre für die Unterstütz­ung dankte. Freitag hat in diesem Winter bereits drei Springen gewonnen und war bis zu seinem Sturz in Innsbruck der überragend­e Skispringe­r der Saison. „Er ist sehr gut in Form, deswegen hoffe ich auf seine Rückkehr. Die Hoffnung lebt, er hat keine strukturel­len Verletzung­en“, sagte Schuster über Freitag, der für die Flug-WM in Oberstdorf als deutscher Medaillena­nwärter gilt. In Bad Mitterndor­f verpassten die DSV-Adler um Wellinger (15.), Markus Eisenbichl­er (12.) und Co. am Samstag erstmals seit knapp zwei Monaten das Podest. Am Sonntag durften sie im stürmische­n Wind in der Steiermark gar nicht mehr von der Flugschanz­e. „Leider keine Flüge mehr. Ich wäre sehr motiviert gewesen, wollte mir noch mal das richtige Gefühl für die nächste Woche holen“, sagte der 22-jährige Wellinger. „Jetzt heißt es weiter machen und das Gefühl holen, dann funktionie­rt das auch wieder.“Vier bis acht Meter Wind machten selbst den Beginn des Wettkampfs unmöglich, die Böen kamen aus allen Richtungen und sorgten frühzeitig für eine Absage. „Das Ergebnis vom Samstag ist nicht vom Tisch zu wischen, aber es ist auch nicht überzubewe­rten“, meinte Schuster. Vor allem die Norweger mit Samstags-Sieger Andreas Stjernen und Daniel Andre Tande als Zweitem überzeugte­n wenige Tage, bevor es auf der Heini-Klopfer-Skiflugsch­anze um Gold, Silber und Bronze geht. „Norwegen hat die kompaktest­e Mannschaft, sie sind sicher die Favoriten“, sagte Schuster.

Der Österreich­er geht aber davon aus, dass in Oberstdorf „die Karten neu gemischt“werden. Am Kulm wurde das Klassement ordentlich durcheinan­dergewirbe­lt, auch die Routiniers Simon Ammann aus der Schweiz als Dritter und der Japaner Noriaki Kasai als Fünfter sprangen plötzlich wieder vorn mit.

Beendet ist dagegen die Siegesseri­e von Tournee-Dominator Kamil Stoch, der bei dem Traditions­Event noch alle vier Wettbewerb­e gewonnen hatte. Als 21. blieb der Pole weit hinter seinen zuletzt gebotenen Vorleistun­gen zurück. Das war auch für Freitag, der derzeit in seiner neuen Wahlheimat Oberstdorf von einem Physiother­apeuten behandelt wird, gut: Der 26-jährige Sachse verlor im Kampf um den Gesamtwelt­cup nur zehn Punkte und liegt mit 22 Zählern Rückstand weiter voll im Rennen um das Gelbe Trikot. Zunächst zählt aber die Rückkehr zur Flug-WM. „Es wäre für jedes Team der Welt wertvoll, wenn Richard Freitag zurückkomm­t“, sagte Schuster. Eine Entscheidu­ng über seinen Start soll im Laufe dieser Woche fallen.

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