Gemeinsam gegen die Stille
Eine Zeit lang mussten die Kirchenglocken von Dattenhausen schweigen. Der Grund: Die Stelle des Mesners lag brach. Nun wollen vier Frauen neues Leben in das Gotteshaus bringen
Katharina Bierbaum ist Schülerin. Maria Egg und Liesel Fuchs sind Rentnerinnen. Anja Kanz arbeitet bei der Kriminalpolizei Memmingen. Gemeinsam haben sie die Initiative ergriffen und wollen, dass wieder Leben in die Dattenhauser Kirche kommt.
Wie berichtet, war die Kirche in dem Altenstadter Ortsteil seit Oktober komplett geschlossen, da die Stelle des Mesners beziehungsweise der Mesnerin nicht mehr besetzt war. Ende September des vergangenen Jahres fand dort der letzte Gottesdienst statt. Auch die Kirchenglocken waren – zumindest eine Zeit lang – ausgeschaltet. Kein Gebetsläuten kündigte etwa am Morgen den Tag an. Stattdessen herrschte Schweigen vom Glockenturm aus. „Da hat man besonders wahrgenommen, dass etwas fehlt“, sagen die vier übereinstimmend. Es sei der Eindruck entstanden, dass alles brachliegt, beschreibt Kanz die Situation – „dabei ist die Kirche doch das Herz unseres Dorfes.“
Zusammen mit Liesel Fuchs hat Kanz nun das Amt der Mesnerin übernommen. Diesem Entschluss ist ein Treffen vorausgegangen, das Pfarrer Benjamin Beck wegen der Mesnerfrage in die Wege geleitet hat. Die Einladungen dazu hat die 14-jährige Katharina Bierbaum an alle katholischen Haushalte des Ortes verteilt. Sie habe die Leute dabei zudem persönlich auf die Situation angesprochen. Auch dadurch sei das anschließende Treffen zu einem Erfolg geworden, berichten die drei Erwachsenen über den Einsatz von Katharina, die seit sechs Jahren auch Ministrantin in Dattenhausen ist.
Dem Treffen und Gespräch lassen sie nun Taten folgen. Maria Egg, die schon als Stellvertreterin für die vormalige und langjährige Mesnerin Hildegard Sauter tätig war, will künftig für den Blumenschmuck im sorgen. Katharina wird als Oberministrantin agieren. Der Mesnerdienst von Kanz und Fuchs hat offiziell bereits am 1. Januar begonnen. Ihre Vorgängerin habe sie auch schon eingewiesen, berichten die beiden. Denn für die Frauen ist dieses Tätigkeitsfeld Neuland. Fuchs hat zuvor den Bahnhofskiosk in Altenstadt geführt. Kanz hat ne- ben ihrer Arbeit bei der Kriminalpolizei eine Landwirtschaft und ist zweifache Mutter.
Lieber selbst versuchen, in der Kirche etwas zu bewegen, als ihr vielleicht unzufrieden den Rücken zu kehren – dieser Gedanke habe sie bei ihrem Entschluss begleitet und motiviert, erklärt die Polizistin. Neben diesem Beruf Mesnerin zu werGotteshaus den, sei im Übrigen gar nicht so außergewöhnlich. „Auch ein Kollege ist Mesner“, berichtet sie. Vor allem aber gehe es darum, dass von der Kirche in Dattenhausen wieder Leben ausgehe und dass die Kirchenglocken wieder den Alltag der Menschen in dem 100 Einwohner zählenden Ort begleiten. Darauf freuen sie sich.