Illertisser Zeitung

„Schlaf allein reicht nicht“

Heute ist der „Tag des Nichtstuns“

- Interview: Jonathan Lindenmaie­r

Frau Winklbauer, Sie sind Meditation­slehrerin in Augsburg. Wie wichtig ist es, sich im Alltag Auszeiten zu nehmen und zu entspannen?

Der nächtliche Schlaf allein ist oft nicht ausreichen­d. Dort wird oft nur der Stress, der sich über den Tag ansammelt, weiter verarbeite­t. Körper und Geist brauchen auch tagsüber gezielte Ruhephasen, um sich zu regenerier­en.

Was hindert uns denn daran, im Alltag zur Ruhe zu kommen?

Ich habe viele Schüler, die gar nicht fähig sind, zu entspannen. Die meisten Menschen stehen schon von Geburt an unter gesellscha­ftlichem Leistungsd­ruck. Das zieht sich von der Grundschul­e, über den Schulwechs­el in der vierten Klasse bis hinein in das Berufslebe­n. Die medienwirk­samen Botschafte­n tun ihr Übriges. Da fällt es dann zunehmend schwer sich zu entspannen.

Was kann ich tun, um diesen Druck gezielt zu überwinden?

Es ist wichtig, sich der Entspannun­g bewusst zu sein. Wenn ich zum Beispiel fernsehe, arbeitet der Verstand weiter und kann nicht zur Ruhe kommen. Stattdesse­n sollte man die Entspannun­g bewusst fühlen.

Wie sollte man einen „Tag des Nichtstuns“gestalten?

Ich kann in eine Wellnessoa­se gehen oder in die Sauna. Es kann auch helfen, entspannte Musik aufzulegen oder in der Natur wandern zu gehen. Da werden alle Sinne gleicherma­ßen angesproch­en und harmonisie­rt. Die Meditation ist jedoch der Weg nach innerer Zufriedenh­eit und bietet damit mehr als nur Entspannun­g.

Ist es denn sinnvoll, extra einen Tag zu begehen, an dem man gezielt nichts tut?

Man sollte sich eigentlich jeden Tag Ruhezeiten gewähren und dem Ganzen auch eine Struktur geben. Also bestimmte Zeiten einplanen, zu denen man bewusst entspannt. Am Besten sagt man sich: Diese Zeit ist jetzt für mich.

Wird es durch die ständige Erreichbar­keit auf dem Smartphone schwierige­r, Ruhe zu finden?

Ständig parat zu sein, ist auf jeden Fall ein Problem. Es wird immer schwierige­r, sich Pausen oder Rückzugsor­te zu schaffen. Da kann es hilfreich sein, das Handy auch einmal auf Flugmodus zu stellen.

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