Keine Semmeln mehr in Illerberg
Seit Anfang des Jahres gibt es in dem Vöhringer Stadtteil keinen Bäcker mehr, denn „Keller’s Backwelt“musste schließen. Was mit dem Geschäft nun passiert, ist unklar
„Lieber Anrufer. Leider mussten wir unseren Betrieb zum 30. Dezember schließen. Falls Sie doch eine Nachricht an uns haben, sprechen Sie nach dem Signalton“, so meldet sich der Anrufbeantworter von „Keller’s Backwelt“in Illerberg. Denn das Geschäft an der Witzighauser Straße wurde zum Jahreswechsel geschlossen – und somit die morgendliche Nahversorgung mit Brot und Semmeln für die Illerberger Bürger gekappt. Für Inhaberin Sabine Keller-Epple war es privat der richtige Weg: „Irgendwann wird es einfach Zeit“, sagt die Bäckerin auf Nachfrage unserer Zeitung.
Die Gründe, warum das Geschäft geschlossen wurde, werden auf einem Plakat, das im Schaufenster hängt, kurz genannt: Im Jahr 2002 wurde Josef Keller bei einem Autounfall schwer verletzt, was den Bäckereibetrieb erschwerte. 2008 fiel dann die Entscheidung, Brötchen, Semmeln und Co. nicht mehr in der eigenen Backstube herzustellen. Beliefert wurde der Illerberger Laden seitdem von der Bäckerei Hesser aus Vöhringen – bis Ende 2017. Aus privaten Gründen, so heißt es auf dem Plakat weiter, entschieden sich die Verantwortlichen dazu, das Geschäft vollständig zu schließen.
Dass ihr diese Entscheidung nicht leichtgefallen ist, ist Keller-Epple anzumerken. Sie habe alles versucht, einen neuen Bäcker für ihr Heimatdorf zu finden, sagt sie. „Für Illerberg tut es mir natürlich leid.“Sogar bis nach Ulm und Memmingen habe sie telefoniert, um einen geeigneten Kandidaten zu finden. Leider sei ihre Suche nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Auch für einen Verkaufswagen, der die Illerberger regelmäßig mit frischen Backwaren hätte beliefern können, habe sich niemand gefunden. Dementsprechend stehe das Bäckereigebäude aktuell leer, so Keller-Epple. Einen Nachfolger gebe es nach wie vor nicht.
Dass die Vöhringer Bäckerei Hesser das Geschäft in Illerberg weiterführt, schließt Inhaber Florian Hesser aus. Der Standort sei dafür nicht rentabel genug. Neues Personal zu finden, sei außerdem schwierig. Zudem würde die Illerberger Bäckerei nach Angaben von Hesser nicht genug Geld einbringen, um die Löhne zu bezahlen. Unter anderem sei auch das Kassensystem nicht mehr zeitgemäß, wodurch bei einer Übernahme weitere Mehrkosten entstünden.
Für die Bürger in Illerberg bedeutet die Geschäftsaufgabe vor allem, dass die Nahversorgung mit frischen Backwaren plötzlich wegfällt. Wer frische Brötchen holen möchte, muss nach Vöhringen, Weißenhorn oder Wullenstetten fahren. Für Eugen Jehle, Geschäftsführer das Gasthofs Zum Hobel, gibt es aber noch ein anderes Problem: Kaum ein anderer Bäcker in der Region führe kleine Lieferbestellungen über 30 bis 40 Semmeln aus. Ein Service, den er lange mit dem Illerberger Bäcker vereinbart hatte.
Aber auch privat hofft Jehle auf eine Neueröffnung der Bäckerei. Schließlich sei die Nahversorgung der Anwohner sehr wichtig. Iller- berg sei nicht so klein und es werde sich doch „wohl ein Bäcker in der Region Neu-Ulm für die Illerberger finden“, ist der Gastronom überzeugt.
Vöhringens Bürgermeister Karl Janson sieht die Nahversorgung im Dorf dagegen nicht als gefährdet an. Durch die Bäckereien in Weißenhorn und Vöhringen seien die Bürger nach wie vor gut versorgt. Seiner Meinung nach würden viele Illerberger bereits seit Jahren ihren Bedarf in den umliegenden Orten decken. Dass etwa ein Bäckermobil die Illerberger künftig mit Brezen, Semmeln und Brot beliefert, hält Janson nicht für notwendig. Durch das Angebot in den Nachbarorten sei die Wirtschaftlichkeit eines solchen Mobils – oder einer neuen Bäckerei – in Illerberg nicht gewährleistet, so der Bürgermeister auf Nachfrage. Zudem gebe es keine dringlichen Wünsche zu diesem Thema aus der Bürgerschaft.
Wie es in Zukunft mit dem ehemaligen Gebäude der Backwelt in Illerberg weitergeht, ist offen. Für Bäckerin Keller-Epple jedenfalls ist klar: „Lieber hören wir jetzt auf, bevor irgendwas passiert, was uns zum Aufhören zwingt.“
Viele Illerberger kaufen in Nachbarorten ein