Frauen Power rettet Feuerwehr vor Aus
Der Klosterbeurer Verein stand kurz vor dem Ende. Der Frust bei der Versammlung war groß. Dann meldeten sich zwei Mitglieder – und für eine schließt sich nun ein Kreis
Fast eine Stunde lang hat die Suche bereits gedauert. Und noch immer war kein neuer Vorsitzender für den Klosterbeurer Feuerwehrverein gefunden. Fragte Bürgermeister Otto Göppel nach Vorschlägen, herrschte Schweigen im Saal. Wurde jemand vorgeschlagen, lehnte dieser ab. Die Auflösung des Vereins schien besiegelt.
Doch dann – als Göppel diesen Tagesordnungspunkt bereits abgehakt hatte und die Versammlung dem Ende nahte – kam doch noch Bewegung in die Sache. Eine kurze Pause wurde eingelegt, noch einmal Gespräche geführt. Schließlich stellten sich mit Diana Schedl und Karola Gutschka zwei Frauen als neue Vorsitzende zur Verfügung.
Bereits vor drei Jahren hatte sich die Suche nach einem Vorsitzenden schwierig gestaltet. Letztlich hatte sich Julian Höld dazu bereit erklärt, das Amt zu übernehmen. Dieser verzichtete nun jedoch aus beruflichen Gründen auf eine Wiederwahl. Er versicherte aber, dass sich „die Arbeit in Grenzen hält und niemand alleingelassen wird“. Der Vorsítzende habe alle Freiheiten, die Termine zu koordinieren und auch bisher abgehaltene Veranstaltungen pausieren zu lassen.
Reinhard Rogg sprach zudem von einer kameradschaftlichen Truppe, in der jeder jedem helfe. Der in Klosterbeuren beheimatete Kreis- (KBI) Jakob Schlögel wies auf die Bedeutung des Vereins für die Feuerwehr hin, vor allem aber für die Dorfgemeinschaft. Doch selbst Bürgermeister Göppels Hinweis fruchtete nicht, dass – wenn die Suche an diesem Tag erfolglos bleibe – bei einer weiteren Versammlung eine neue Variante präsentiert oder dass der Verein mit allen Konsequenzen aufgelöst werden müsse.
Kommandant Robert Sigg erzählte, dass er sich auch bei seiner Kandidatensuche im Vorfeld nur Absagen eingehandelt habe. Dabei könne er nicht alle Gründe nachvollziehen oder gar akzeptieren. Zumal auf einen Vereinsvorsitzenden weniger Arbeit zukomme als beispielsweise auf einen Kommandanten. Ein ebenfalls in den Raum gestellter Vorschlag – nämlich dass Sigg vom Amt des Kommandanten in das des Vereinsvorsitzenden wechseln solle – ist laut KBI Schlögel wegen gesetzlicher Vorgaben nicht so einfach möglich. Sigg bezeichnete es als „unmöglich“, dass sich niemand als Vorsitzender – und damit für die Dorfgemeinschaft – zur Verfügung stelle. Es wäre ein verheerendes Signal, ein Bürgerhaus für Klosterbeuren zu fordern und gleichzeitig einen Verein im Ort aufzulösen. Nach Siggs Worten wäre eine Auflösung des Feuerwehrvereins „letztendlich auch das Aus für die gesamte Feuerwehr“. Es sei frustrierend – denn: Einen Verein aufzulösen sei einfach, ihn aber wieder zu beleben unheimlich schwierig.
Nachdem einige junge Vereinsbrandinspektor mitglieder eine Pause wünschten, zeichnete sich plötzlich ein Ausweg aus der verfahrenen Situation ab. Julian Höld verkündete stolz, dass sich zwei Frauen bereit erklärt haben. So wurde Diana Schedl umgehend und einstimmig als neue Erste Vorsitzende gewählt. Dass sie organisieren kann, hat sie bereits vielfach bewiesen – nicht nur als Wirtin, sondern auch als Gaudamenleiterin im Schützengau Babenhausen und als Klosterbeurer Ortsbäuerin. Wichtig war für Schedl aber, dass sie mit Karola Gutschka eine junge Stellvertreterin zur Seite bekam. Diese wurde ebenfalls einstimmig gewählt. Damit schließt sich für Schedl ein Kreis. Denn als sie vor rund 25 Jahren angeregt hatte, in der Klosterbeurer Feuerwehr auch Frauen – etwa sie selbst – aufzunehmen, war dies noch kategorisch ausgeschlossen worden.
Auflösung des Vereins wäre „verheerendes Signal“ Der neue Vorstand