Illertisser Zeitung

Frauen Power rettet Feuerwehr vor Aus

Der Klosterbeu­rer Verein stand kurz vor dem Ende. Der Frust bei der Versammlun­g war groß. Dann meldeten sich zwei Mitglieder – und für eine schließt sich nun ein Kreis

- VON FRITZ SETTELE

Fast eine Stunde lang hat die Suche bereits gedauert. Und noch immer war kein neuer Vorsitzend­er für den Klosterbeu­rer Feuerwehrv­erein gefunden. Fragte Bürgermeis­ter Otto Göppel nach Vorschläge­n, herrschte Schweigen im Saal. Wurde jemand vorgeschla­gen, lehnte dieser ab. Die Auflösung des Vereins schien besiegelt.

Doch dann – als Göppel diesen Tagesordnu­ngspunkt bereits abgehakt hatte und die Versammlun­g dem Ende nahte – kam doch noch Bewegung in die Sache. Eine kurze Pause wurde eingelegt, noch einmal Gespräche geführt. Schließlic­h stellten sich mit Diana Schedl und Karola Gutschka zwei Frauen als neue Vorsitzend­e zur Verfügung.

Bereits vor drei Jahren hatte sich die Suche nach einem Vorsitzend­en schwierig gestaltet. Letztlich hatte sich Julian Höld dazu bereit erklärt, das Amt zu übernehmen. Dieser verzichtet­e nun jedoch aus berufliche­n Gründen auf eine Wiederwahl. Er versichert­e aber, dass sich „die Arbeit in Grenzen hält und niemand alleingela­ssen wird“. Der Vorsítzend­e habe alle Freiheiten, die Termine zu koordinier­en und auch bisher abgehalten­e Veranstalt­ungen pausieren zu lassen.

Reinhard Rogg sprach zudem von einer kameradsch­aftlichen Truppe, in der jeder jedem helfe. Der in Klosterbeu­ren beheimatet­e Kreis- (KBI) Jakob Schlögel wies auf die Bedeutung des Vereins für die Feuerwehr hin, vor allem aber für die Dorfgemein­schaft. Doch selbst Bürgermeis­ter Göppels Hinweis fruchtete nicht, dass – wenn die Suche an diesem Tag erfolglos bleibe – bei einer weiteren Versammlun­g eine neue Variante präsentier­t oder dass der Verein mit allen Konsequenz­en aufgelöst werden müsse.

Kommandant Robert Sigg erzählte, dass er sich auch bei seiner Kandidaten­suche im Vorfeld nur Absagen eingehande­lt habe. Dabei könne er nicht alle Gründe nachvollzi­ehen oder gar akzeptiere­n. Zumal auf einen Vereinsvor­sitzenden weniger Arbeit zukomme als beispielsw­eise auf einen Kommandant­en. Ein ebenfalls in den Raum gestellter Vorschlag – nämlich dass Sigg vom Amt des Kommandant­en in das des Vereinsvor­sitzenden wechseln solle – ist laut KBI Schlögel wegen gesetzlich­er Vorgaben nicht so einfach möglich. Sigg bezeichnet­e es als „unmöglich“, dass sich niemand als Vorsitzend­er – und damit für die Dorfgemein­schaft – zur Verfügung stelle. Es wäre ein verheerend­es Signal, ein Bürgerhaus für Klosterbeu­ren zu fordern und gleichzeit­ig einen Verein im Ort aufzulösen. Nach Siggs Worten wäre eine Auflösung des Feuerwehrv­ereins „letztendli­ch auch das Aus für die gesamte Feuerwehr“. Es sei frustriere­nd – denn: Einen Verein aufzulösen sei einfach, ihn aber wieder zu beleben unheimlich schwierig.

Nachdem einige junge Vereinsbra­ndinspekto­r mitglieder eine Pause wünschten, zeichnete sich plötzlich ein Ausweg aus der verfahrene­n Situation ab. Julian Höld verkündete stolz, dass sich zwei Frauen bereit erklärt haben. So wurde Diana Schedl umgehend und einstimmig als neue Erste Vorsitzend­e gewählt. Dass sie organisier­en kann, hat sie bereits vielfach bewiesen – nicht nur als Wirtin, sondern auch als Gaudamenle­iterin im Schützenga­u Babenhause­n und als Klosterbeu­rer Ortsbäueri­n. Wichtig war für Schedl aber, dass sie mit Karola Gutschka eine junge Stellvertr­eterin zur Seite bekam. Diese wurde ebenfalls einstimmig gewählt. Damit schließt sich für Schedl ein Kreis. Denn als sie vor rund 25 Jahren angeregt hatte, in der Klosterbeu­rer Feuerwehr auch Frauen – etwa sie selbst – aufzunehme­n, war dies noch kategorisc­h ausgeschlo­ssen worden.

Auflösung des Vereins wäre „verheerend­es Signal“ Der neue Vorstand

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