Illertisser Zeitung

Der Freistaat soll Geld für Hebammen geben

- Ute Wessels, dpa (wir berichtete­n). (kru)

„leichter“und „glückliche­r“gefühlt zu haben. Die Frau habe ihn seit 2013 mehrfach aufgeforde­rt, zum Christentu­m überzutret­en, weil er dann in Deutschlan­d bleiben könne. Das habe ihn schwer belastet und „seinen Kopf kaputtgema­cht“, hatte der Angeklagte dem Gutachter gesagt. Er habe deswegen bei der Arbeit weinen müssen, Albträume bekommen und vier Jahre lang die Stimme der Frau im Kopf gehabt. Er habe sie gebeten, ihn in Ruhe zu lassen, weil er Muslim bleiben wollte.

Und dann kam jener verhängnis­volle Tag im April 2017. Der Angeklagte sah die Frau in einem Supermarkt, holte aus seiner Wohnung ein Messer, kehrte zurück und stach die 38-Jährige vor den Augen ihrer Kinder nieder. Dem Gutachter sagte er, eine Sünde begangen zu haben und dafür bestraft werden zu müssen. Er wäre auch damit einverstan­den, wenn man ihn töten würde. Lieber wären ihm jedoch zehn oder 20 Jahre Haft.

Der Vortrag des Gutachters sei richtig, bestätigte der 30-Jährige vor Gericht. Auf Nachfragen des Vorsitzend­en Richters Erich Fuchs und einer der beiden Nebenklage-Anwäl- tinnen gab er dann jedoch an, sich an die Tat nicht erinnern zu können. „Vielleicht ist es so passiert, aber es ist mir nicht bewusst“, ließ er den Dolmetsche­r übersetzen. Später ergänzte er, würde er jemanden umbringen wollen, dann würde er das doch nicht in der Öffentlich­keit machen.

Auf die Frage des Richters, weshalb er als praktizier­ender Muslim Alkohol trinke, sagte der Angeklagte, der keine Schul- und Berufsaus- bildung hat und Analphabet ist, er sei auch ein Mensch und Menschen könnten verbotene Dinge tun. „Gott wird entscheide­n, ob er mir vergibt.“

Der Angeklagte kam im Jahr 2013 nach Deutschlan­d. Kurz vor der Tat war sein Asylantrag abgelehnt worden. Die brutale Attacke vor dem Supermarkt in Prien am Chiemsee hatten etliche Zeugen beobachtet. Passanten versuchten, den Angreifer noch aufzuhalte­n, unter anderem mit einem Bauzaun und einem Einkaufswa­gen. Ein zufällig anwesender Polizist versetzte dem Mann einen Faustschla­g und überwältig­te ihn. Die Frau erlitt 16 Stiche und Schnittver­letzungen und starb noch auf dem Weg ins Krankenhau­s.

An dem Prozess nehmen die beiden älteren der vier Söhne der Frau sowie ihre Schwester und ihr Bruder als Nebenkläge­r teil. Zunächst sind drei weitere Verhandlun­gstage angesetzt.

Bayern ist das Paradies, Bayern spielt in der Champions League – so tönt es jahraus, jahrein aus der Staatskanz­lei. Was die Elektrifiz­ierung des Schienenne­tzes im Freistaat betrifft, stimmt das definitiv nicht. Da spielt Bayern bestenfall­s in der zweiten Liga. Nur 49 Prozent der Strecken sind „unter Draht“. Und selbst auf solchen Strecken sind im Einzelfall noch Dieselloks unterwegs. Der Allgäu-FrankenExp­ress von Nürnberg nach Füssen zum Beispiel fährt zwischen Nürnberg und Augsburg 137 Kilometer mit Diesel „unter Draht“, weil es zwischen Augsburg und Füssen keine Oberleitun­g gibt. Nicht nur die Grünen finden, dass das ziemlich absurd ist.

Zumindest seltsam ist obendrein das Lamento des bayerische­n Verkehrsmi­nisters Herrmann über eine Benachteil­igung Bayerns durch den Bund. Erstens stellt seine Partei, die CSU, seit rund neun Jahren den Bundesverk­ehrsminist­er. Da hätte also schon früher etwas mehr für die Bahn in Bayern getan werden können. Zweitens verschweig­t die Staatsregi­erung, dass sie ihr Hauptaugen­merk in der Verkehrspo­litik viel zu lange auf die Straßen gelegt hat. Der neue Forderungs­katalog kann somit auch als Liste der Versäumnis­se gelesen werden.

Und dann noch die Sache mit dem Allgäu. Immer wieder wird in München betont, wie wichtig die Förderung des Tourismus im ländlichen Raum sei. Aber bis Oberstdorf soll die Elektrifiz­ierung nicht reichen? Bayern hat knapp fünf Milliarden auf der hohen Kante. Mit etwas gutem Willen könnte weit mehr erreicht werden. Es ist höchste Eisenbahn. In ganz Bayern mangelt es an Hebammen. In Friedberg können die Beleghebam­men am Krankenhau­s nun die Nachsorge nicht mehr stemmen Der Landkreis Aichach-Friedberg wird daher Fördergeld­er des bayerische­n Gesundheit­sministeri­ums für seine kreiseigen­en Kliniken an der Paar in Friedberg und Aichach beantragen. Es soll Geld für die Anwerbung neuer Hebammen ebenso fließen wie Ausgleichs­zahlungen an die Kliniken. Maximal ist pro Landkreis eine Million Euro möglich. Allerdings stehen die Förderrich­tlinien noch nicht fest.

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