Warum sind die Bäume weg?
Die Stadtverwaltung hat in der Vöhlinstraße kürzlich drei Birnen entfernen lassen. Einige Anwohner übten daraufhin Kritik. Was der Bürgermeister dazu sagt
Nur noch drei kleine Stümpfe im Boden erinnern an die Bäume, die bis vergangenen Freitag in der Vöhlinstraße standen. Nun fragen sich einige Anwohner, warum die Gewächse in einer Stadt weichen mussten, die sich das Thema Umwelt- und Naturschutz unter anderem als Bienenstadt auf die Fahnen geschrieben hat?
Bürgermeister Jürgen Eisen hat bei verschiedenen Gelegenheiten bekräftigt, sich für die Bäume in der Stadt einsetzen zu wollen. Keiner solle unnötig gefällt werden, sagte er zum Beispiel bei der Bürgerversammlung in Betlinshausen. An diesen Aussagen hält der Rathauschef nach wie vor fest. In diesem Fall hätte es aber schlicht keine andere Möglichkeit gegeben, als die Pflanzen zu beseitigen. Hauptgrund seien die an der Straße anstehenden Baumaßnahmen. Im April sollen die Arbeiten beginnen, bei denen unter anderem der Kanal erneuert werden muss. So einen Eingriff in den Boden könnten die Pflanzen nicht überleben, erklärt Silvia Berger, die bei der Stadt Illertissen im Amt für Stadtplanung und Hochbau arbeitet und auch an der Planung für die Maßnahmen in der Vöhlinstraße beteiligt war. Wird die Straße aufgebaggert, würden die Wurzeln unweigerlich stark beschädigt. Die Bäume zu erhalten und umzupflanzen, sei also nicht möglich gewesen, sagt Berger. Einer der entfernten Bäume sei außerdem krank gewesen.
Am vergangenen Freitag haben Bauhofmitarbeiter dann drei Bäume gefällt, sagt Berger. Aus umweltrechtlichen Gründen hatte diese Maßnahme jetzt im Winter durchgeführt werden müssen, solange keine Gefahr bestehe, Tieren, beispielsweise brütenden Vögeln, zu schaden, erklärt die Stadtplanerin. Ein vierter Baum müsse wegen der Bauarbeiten noch weichen. Doch an der Stelle rücken die Maschinen erst gegen Ende der Maßnahmen an der Vöhlinstraße an. Der Birnbaum soll so lange wie möglich erhalten bleiben, sagt Berger.
Für die dann insgesamt vier entfernten Zierbirnen sollen laut Plan acht Hainbuchen gepflanzt werden. Wie bereits bei der Sanierung der Straße Auf der Spöck sind für die Setzlinge richtige Pflanzgruben geplant. „Wir legen größten Wert darauf, dass die Bedingungen für die Bäume gut sind“, sagt Eisen. Sie sollen auch dauerhaft bessere Überlebenschancen haben. In den neuen Pflanzgruben werden die Bäume mehr Platz haben als bisher, sagt Bauexpertin Berger. Rund zwei mal zwei Meter groß seien die Bereiche an der Straßenseiten. Außerdem werde ein spezielles Substrat in den Boden eingebracht, sodass es den Buchen und Birnen an keinen Nährstoffen mangeln soll.
Die Gelegenheit, ohnehin neue Bäume pflanzen zu müssen, wird genutzt, um die Sortenvielfalt in Illertissen zu vergrößern. „Es wird nicht mehr überall die Stadt-Birne stehen“, sagt Eisen. Mit den verschiedenen Arten wolle man ausprobieren, welche das Stadtklima am besten ertragen. Außerdem könne so das Risiko vermindert werden, dass eine Krankheit alle Bäume der Stadt beschädigt, denn die betreffen oft nur eine bestimmte Sorte. So werden die Birnen in der Vöhlinstraße durch Hainbuchen ersetzt und an der Straße Auf der Spöck wurde auf beiden Seiten Apfeldorn gepflanzt. In der Hauptstraße bleiben die weißblühenden Stadt-Birnen erhalten.
Generell wird der Baumbestand in der Kommune größer. „Wir pflanzen mehr als wir fällen“, sagt Eisen. Sein erklärtes Ziel lautet: Illertissen soll grüner werden. Und da sei man derzeit auf dem richtigen Weg, glaubt der Bürgermeister.
Illertissen soll grüner werden Mehr Sortenvielfalt in der Stadt