Wo hilfesuchende Eltern Halt finden
Mehrere Kommunen im südlichen Landkreis wollen bei Familienstützpunkten zusammenarbeiten. Was das für die Bürger bedeutet
Mütter, Väter und Kinder sollen im Landkreis künftig einen Ansprechpartner für alle ihre Fragen und Probleme haben. Zu diesem Zweck richtet das Landratsamt sogenannte Familienstützpunkte ein, an denen ein Sozialpädagoge als Ansprechpartner für Familien zur Verfügung steht.
Drei solchger Stützpunkte sind bisher geplant, und zwar in Illertissen, Weißenhorn und Vöhringen. Zuständig dafür ist Jugendhilfeplaner Lothar Girrbach. Ihm ist wichtig, dass auch Familien außerhalb der Städte im Landkreis die Beratung in Anspruch nehmen können. Kleinere Kommunen können sich über eine Kooperationsvereinbarung an die Stützpunkte anhängen. Diesen Weg gehen zum Beispiel die Märkte Altenstadt und Buch gemeinsam mit der Stadt Illertissen. In Oberroth und Unterroth diskutieren die Gemeinderäte noch, ob sie sich anschließen. In Weißenhorn werden voraussichtlich noch Pfaffenhofen, Roggenburg und Holzheim mitmachen. Für Girrbach ist diese interkommunale Zusammenarbeit die einzige Möglichkeit, auch ländliche Gebiete einzubeziehen.
Girrbach hat kürzlich in einer Ratssitzung erklärt, wie das Beratungsangebot in einem Familienstützpunkt aussehen könnte. Pro Punkt soll ein Sozialpädagoge eingestellt werden, der bei Sprechstunden Beratung anbietet. Und zwar von Fragen zur Ernährung und Erziehung von Kindern bis zu Problemen mit häuslicher Gewalt und Drogen. Bei schwerwiegenden Problemen könne der Sozialpädagoge an entsprechende Experten, etwa die Drogenberatungsstelle im Landratsamt, weitervermitteln, hieß es.
Bei den Familienstützpunkten handelt es sich um ein sogenanntes niederschwelliges Angebot. Das heißt: Wer Beratung wünscht, kann einfach kommen, ohne Anmeldung, ohne bestimmte Voraussetzungen erfüllen zu müssen und ohne etwas für die Beratung zu bezahlen. Auch Kurse zur Familienbildung könnte es bei den Stützpunkten geben.
Finanziert wird das Angebot durch die beteiligten Kommunen, über eine Förderung des Bayerischen Sozialministeriums und durch Zuschüsse des Kreises. Bis zu 20 000 Euro könnte jede Kommune dazu bekommen, sagt Girrbach. Bei den Familienstützpunkten im Landkreis Neu-Ulm richten sich die Zuschüsse nach der Zahl der Kinder und Jugendlichen, die in einer Gemeinde leben. Altenstadt könnte rund 6000 Euro bekommen, Buch etwa 5000 Euro. Diese Förderbeträge müsse dann auch die Gemeinde in das Projekt investieren. Das ist Auflage des Förderprogramms. Aus der Zahl der unter 18-Jährigen hat Girrbach einen Richtwert errechnet – wie viele Stunden der eingestellte Sozialpädagoge in der betreffende Gemeinde sein werde. Dafür müssen die Kommunen auch Räume zur Verfügung stellen. Für Altenstadt hat Girrbach 6,5 Stunden errechnet, in Buch rund fünf. Die genauen Modalitäten müssten im Kooperationsvertrag festgelegt werden. Für Girrbach steht fest, dass die Kooperation mehrerer Gemeinden Vorteile für alle bietet. Denn so könnte eine volle Stelle für einen Sozialpädagogen geschaffen werden, der dann auch die ganze Woche für alle erreichbar ist und nicht nur wenige Stunden. Das wäre der Fall, wenn beispielsweise Buch alleine einen Stützpunkt bilden würde. Aktuell habe die Stadt Illertissen gerade ein Stellenangebot ausgeschrieben, mit dem ein Sozialpädagoge für den Stützpunkt gesucht wird.
Angelegt ist das Förderprogramm des Sozialministeriums derzeit bis 2020, sagte Girrbach. Das habe zunächst finanzielle Gründe: Er rechnet fest damit, dass die Förderung verlängert wird. Der Freistaat habe kürzlich eine Kampagne gestartet, die für das Familienland Bayern wirbt.
Die Altenstadter Markträte zeigten großes Interesse an dem Familienstützpunkt. Das verdeutlichten die vielen interessierten Nachfragen, als Koordinator Girrbach dem Gremium das Projekt genauer vorstellte. Schließlich sprach sich der Rat mit nur einer Gegenstimme für die Kooperation mit der Stadt Illertissen aus. Und auch die Bucher Räte sind offen für das Projekt, das Girrbach dort allerdings noch nicht vorgestellt hat. Thema war es dennoch. In einem Schreiben erläuterte etwa Schulleiter Henry Lang die Probleme in der heutigen Erziehung, der Bedarf an so einem Angebot sei da. Bürgermeister Roland Biesenberger meinte, das Projekt sei ein Bindeglied zwischen Schule und Elternhaus.
Details müssen noch vereinbart werden