Unschuld beteuert
Im Prozess um eine räuberische Erpressung äußert sich der Angeklagte erstmals
Es war eine Reihe von Briefen, die der Angeklagte an Freunde und an Richter Jürgen Hasler geschrieben hatte. Darin beteuerte der 35-Jährige seine Unschuld. Doch weder die Briefe noch persönliche Äußerungen des Angeklagten brachten Aufklärung in einen Prozess, der das Landgericht Memmingen bereits seit einigen Wochen beschäftigt.
Angeklagt ist, wie berichtet, ein 35 Jahre alter Slowene. Er wird beschuldigt, einen Italiener, dessen Freundin und deren Sohn wegen angeblich nicht bezahlter Kokainkäufe bedroht zu haben. Seit mittlerweile acht Monaten sitzt der 35-Jährige in Untersuchungshaft. Am fünften Verhandlungstag äußerte er sich erstmals persönlich. Die Freundin des angeblichen Opfers bezichtigte er mehrfach der Lüge. Auch ein weiterer Zeuge deckte Widersprüche in der Aussage der Frau auf.
Zur Verlesung der Vorstrafen des Angeklagten brauchte der Vorsitzende Richter Jürgen Hasler beinahe eine Stunde. Wegen einer Reihe einschlägiger Straftaten war er zu mehr als sechs Jahren Haft, teilweise auf Bewährung, verurteilt worden und wiederholt eingesessen. Nun kommt alles darauf an, was der Hauptzeuge, das angebliche Opfer der angeklagten „räuberischen Erpressung“, aussagen wird. Dieser hat sich, wie berichtet, vor dem ersten Prozesstag nach Italien abgesetzt. Am 8. Februar soll er nun zur Videovernehmung aus Italien zugeschaltet werden. Das Gericht wird sich dazu eigens ins Neu-Ulmer Amtsgericht begeben, wo die technischen Voraussetzungen für die Schaltkonferenz gegeben sind.