Illertisser Zeitung

Auf dem Weg zum schuldenfr­eien Landkreis

Der Unterallgä­uer Kreiskämme­rer hält eine Entschuldu­ng des Kernhausha­lts innerhalb der nächsten acht Jahre für sehr gut möglich – wenn sie denn politisch gewollt ist

- VON SANDRA BAUMBERGER

Es ist ein ehrgeizige­s Ziel, das Kreiskämme­rer Sebastian Seefried bei der ersten Vorstellun­g des diesjährig­en Haushaltsp­lans im Kreisaussc­huss präsentier­te: Bis 2026 könnte der Kernhausha­lt des Landkreise­s komplett schuldenfr­ei sein. „Nach heutigem Stand ist das sehr gut möglich“, sagte er. Es handle sich allerdings um eine politische Entscheidu­ng – und die trifft der Kreistag bei der Verabschie­dung des Haushaltsp­lans Anfang April. Sollten die Kreisräte die Entschuldu­ng befürworte­n, empfiehlt Seefried, die Kreisumlag­e in bisheriger Höhe beizubehal­ten. „Dann wäre ein sehr großer Schritt möglich.“

Wäre der Landkreis schuldenfr­ei, hätte er das geschafft, was dem Landkreis Donau-Ries bereits vor zwei Monaten gelungen ist: In den vergangene­n neun Jahren hat er 25 Millionen Euro Schulden abgebaut. Im Unterallgä­u ist der Schuldenbe­rg sogar etwas niedriger: Die Verbindlic­hkeiten im Kernhausha­lt und bei der Gesellscha­ft „Bayern Grund“, über welche die Generalsan­ierung der Berufliche­n Schulen Bad Wörishofen vorfinanzi­ert wurde, belaufen sich insgesamt auf 17,36 Millionen Euro – und sollen bis Ende des Jahres auf 13,48 Millionen Euro sinken.

Dazu sollen in diesem Jahr die Kredite bei Bayern Grund in Höhe von rund 2,63 Millionen Euro komplett getilgt werden. Außerdem will der Kämmerer eine Sonderrück­lage Schuldenti­lgung aufbauen, die ausschließ­lich dafür verwendet werden darf. Sie soll gewährleis­ten, dass die Generalsan­ierungen der Schulen wie besprochen innerhalb der zehnjährig­en Zinsbindun­gsfristen zurückgeza­hlt werden können. Weil es zudem Kredite gibt, die bis 2026 entweder getilgt oder verlängert werden müssen, müsste die Sonderrück­lage bis dahin auf 8,4 Millionen Euro angewachse­n sein. Werden in dieser Zeit keine neuen Kredite aufgenomme­n und die bestehende­n wie vorgesehen getilgt, wäre der Kernhausha­lt dann aber schuldenfr­ei.

Dieses Ziel würde sich der Landkreis – die Zustimmung des Kreistags vorausgese­tzt – schon in diesem Jahr einiges kosten lassen: Insgesamt 6,36 Millionen Euro sind für den Aufbau der Sonderrück­lage und die Abfinanzie­rung von Krediten und den sogenannte­n kreditähnl­ichen Rechtsgesc­häften bei Bayern Grund eingeplant.

Möglich macht das nicht zuletzt die unveränder­t gute wirtschaft­liche Lage im Unterallgä­u: Die Gemeinden haben 2016 erneut mehr Steuern eingenomme­n als in den Vorjahren – und davon profitiert über die Kreisumlag­e auch der Landkreis. Bliebe der Hebesatz unveränder­t, würde der Landkreis 76,62 Millionen Euro einnehmen und damit 6,24 Millionen mehr als im Vorjahr.

Weil jedoch auch seine eigene Umlagekraf­t gestiegen ist – auf einer Rangliste aller schwäbisch­en Landkreise steht das Unterallgä­u nun hinter dem Landkreis Donau-Ries an zweiter Stelle – erhöht sich auch die Umlage, die er an den Bezirk Schwaben zahlen muss, und zwar um gut drei Millionen Euro auf dann 37 Millionen Euro.

Um fast 970000 Euro gestiegen sind die Personalko­sten, die sich im ● ● 2,5 Millionen Euro (Vorjahr: 2,5) ●

11,92 Millionen Euro (Vorjahr: 8,63) ● nen Euro. (baus) 2,56 Millio jetzigen Entwurf auf rund 19,7 Millionen Euro belaufen. Als Gründe nannte Seefried unter anderem die zu erwartende­n Tariferhöh­ungen und Mehrkosten durch erhöhten Personalbe­darf. Wie Landrat HansJoachi­m Weirather betonte, liegen die Personalko­sten des Landkreise­s aber weiter unter dem Bezirks- und Landesdurc­hschnitt. Trotzdem gelte es „eine sparsame Personalbe­wirtschaft­ung zu betreiben“.

Das Gesamtvolu­men des Haushalts ist im Vergleich zu den Vorjahren erneut gestiegen. Er umfasst nun 167,35 Millionen Euro und damit rund 6,67 Millionen Euro mehr als im Jahr zuvor. Weil 2017 mehrere Großprojek­te abgeschlos­sen wurden, fällt das Investitio­nsvolumen in diesem Jahr jedoch geringer aus: Während 2017 17,24 Millionen Euro für Investitio­nen zur Verfügung standen, sind für dieses Jahr 14,17 Millionen Euro eingeplant. Sie fließen unter anderem in Hochbaupro­jekte (3,6 Millionen) wie eine Fluchttrep­pe für das Landratsam­t, in die Sanierung von Straßen (4,7 Millionen Euro) sowie in Zuschüsse und Zuweisunge­n an Zweckverbä­nde (4,3 Millionen).

Der jetzige Entwurf wird in den nächsten Wochen noch in drei weiteren Ausschüsse­n vorgestell­t, ehe der Kreisaussc­huss einen Empfehlung­sbeschluss fasst und ihn der Kreistag am 9. April verabschie­det.

Weniger Geld für Investitio­nen vorgesehen Die wichtigste­n Eckpunkte

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Symbolbild: Ralf Lienert Im April verabschie­det der Kreistag den Haushaltsp­lan.
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Sebastian Seefried

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