Vitaminpillen schlucken?
Manchmal hätte ich gerne einen Tricorder, Sie wissen schon, so ein piepsendes Gerät im Handyformat aus den Star-Trek-Filmen. Diese Scanner sehen sofort, was einem fehlt. Beim Sport umgeknickt? Scann, piep, piep – ein Glück, nur verstaucht, nichts gerissen. Kind ist aus dem Bett gefallen? Scann, piep, piep – halleluja, nur eine harmlose Beule. Ein Traum! Und auch in Sachen Nährstoffmangel wäre so ein Gerät ganz hilfreich. Ob Vitamin-D-, Eisen- oder Magnesiummangel – scann, piep, piep, ganz schnell wüsste man mehr, ganz ohne Spritze und Blutbild.
Leider gibt es keine Tricorder und so essen Millionen Menschen einfach auf Verdacht Nahrungsergänzungsmittel, damit sie sich besser fühlen. Ein bisschen schlapp im Winter? Das muss doch ein Vitamin-D-Mangel sein. Haarausfall? Her mit Zink oder Kieselerde! Am Wochenende etwas viel Alkohol gehabt? Gleich mal vorsichtshalber eine Mariendistel-Leberkur machen. Das Geschäft mit der Angst vor dem Krankwerden, vor dem Altwerden, vor dem Zerfall boomt. Rund 165 Millionen Packungen mit Nahrungsergänzungen werden pro Jahr in Deutschland verkauft und damit über eine Milliarde Euro Umsatz gemacht. Fast jeder dritte Erwachsene schluckt solche Präparate, an die man ohne Arzt rankommt. Dabei sind die vermeintlich harmlosen Pillen nicht ohne. Manch einer riskiert Gesundheitsschäden durch Überdosen. Zu viel des Guten ist nämlich auch schlecht. Dabei gibt es eine einfache und günstige Methode, seinem Körper Gutes zu tun: sich ausgewogen ernähren. Gesunde Menschen können alle Nährstoffe über normale Lebensmittel aufnehmen. Das setzt voraus, dass man sich damit befasst, was man isst, und nicht aus Bequemlichkeit oder auf Verdacht einfach Pillen einwirft.