Die Mauer von Otay Mesa
Was manch einer für Wahlkampfgetöse von Donald Trump hielt, lässt der US-Präsident derzeit an der Grenze zu Mexiko testen. Dort in der Wüste stehen acht wuchtige Prototypen aus Beton und Metall, die illegale Einwanderer abhalten sollen. Doch wird es diese
Einen Zaun haben sie schon in Otay Mesa. Er zieht sich östlich des US-Grenzübergangs zwischen den USA und Mexiko schnurgerade über die Ebene und einen Hügel hinauf und trennt das amerikanische Territorium von der mexikanischen Grenzstadt Tijuana. Teilweise besteht er aus Maschenund Stacheldraht, an anderen Stellen aus Wellblech, doch Donald Trump will mehr als einen Zaun. Darum ragen östlich von Otay Mesa ein paar Meter vor der Grenzlinie acht Kolosse in die Höhe: Prototypen für Trumps Mauer, errichtet von Baufirmen, die sich um den Großauftrag für den Grenzwall bewerben wollen.
Während im fernen Washington noch heftig über das Projekt gestritten wird, werden außerhalb von Otay Mesa bei San Diego im Bundesstaat Kalifornien schon mögliche Varianten des geplanten Schutzwalls getestet. Die acht Mauerteile stehen in Reih und Glied nebeneinander, die Abwehrseiten Richtung Süden, Richtung Mexiko.
Eines der Segmente besteht aus einer fünfteiligen Betonwand mit einem abgewinkelten Stacheldrahtzaun auf der oberen Kante, ein anderes sieht aus wie die Berliner Mauer auf Stelzen: 23 Säulen tragen eine graue Platte, gekrönt von einer runden Stahlröhre, die das Überklettern verhindern soll. Möglicherweise hat die Berliner Mauer von Otay Mesa – der Vorschlag der Baufirma KWR Construction aus Arizona – besonders gute Chancen, dem Präsidenten zu gefallen. Trump sagte kürzlich, die Mauer müsse so beschaffen sein, dass die US-Grenzer illegale Einwanderer schon auf mexikanischem Boden orten könnten.
Zehn Meter hoch sind die Mauerteile aus Beton und Metall, und sie Kopf schütteln. „Das sind unsere Steuern dahinten“, sagt er und zeigt in Richtung der Mauerteile von Otay Mesa. Gutierrez, 47, Amerikaner mexikanischer Herkunft, pendelt als Gebrauchtwagenhändler ständig zwischen San Diego und Tijuana. Jetzt steht er auf dem Parkplatz einer kleinen Ladenzeile in der Nähe des Grenzübergangs von Otay Mesa und wartet auf den Anruf eines Kunden.
Komplett überflüssig findet Gutierrez den Plan des Präsidenten. „Schau mal, die Leute nehmen die Gefahr in Kauf, in der Wüste zu verdursten, wenn sie über die Grenze kommen. Warum sollen sie sich dann von einer Mauer abschrecken lassen?“, fragt er. „Die Leute werden einen Weg finden.“Das wüssten die Deutschen vielleicht besser als andere, fügt er hinzu: „Die Berliner Mauer hat ja auch nicht gehalten.“
Auch Experten äußern Zweifel am Sinn der Mauer. Ein Großteil der Drogen, die aus Mexiko in die USA geschmuggelt werden, kommen nicht über die ungesicherte Grenze, sondern über die offiziellen Grenzübergänge ins Land, versteckt in Geheimfächern in Autos oder unter der Ladung von Lastwagen.
Bei mehreren tausend Fahrzeugen und Menschen, die jeden Tag ganz legal die Grenze überqueren, sind Drogenfunde fast Glücksache, stellte die Sicherheitsexpertin Vanda Felbab-Brown in einem Bericht für die Denkfabrik „Brookings Institution“fest. Trump-Kritiker in Otay Mesa und anderswo stellen die Frage, ob eine geregelte und zeitlich befristete Aufnahme von Zuzüglern nicht billiger und besser wäre als eine Mauer.
Sollte Trumps Wall tatsächlich die meisten illegalen Grenzgänger abwehren, wäre das für die amerikanische
Die Mauerteile reichen zwei Meter unter die Erde Auf Plantagen schuften eine Million illegale Einwanderer