Narren stürmen die Rathäuser
Morgen soll die Obrigkeit in Au, Altenstadt und Dietenheim abgesetzt werden. Was, wann und wo geboten sein wird – im Überblick
Die Fasnacht fällt heuer kurz aus und der Gumpige Donnerstag, 8. Februar, an dem sich die Narren der Rathäuser bemächtigen, steht unmittelbar bevor. Gestürmt wird im Illertisser Ortsteil Au, in Altenstadt sowie in Dietenheim, Vöhringen und Weißenhorn.
Natürlich handelt es sich um eine symbolische, mit allerlei Brauchtum verbundene Übernahme. Deren Ursprünge sind vielleicht im Karneval des ehemals in preußischer Hand befindlichen Rheinlands zu suchen. Längst hat der Brauch Anklang gefunden, bei dem der Bürgermeister „gezwungen“wird, den Rathausschlüssel an die Narren zu übergeben. Damit wird während der „fünften Jahreszeit“die gewohnte Ordnung außer Kraft gesetzt. Zur Zeremonie gehört es, den sogenannten Amtsschimmel anzuprangern. Die Narren bringen spektakuläre Ereignisse oder vermeintliche Misswirtschaft der Verwaltung ans Tageslicht. Im Folgenden die größten Rathausstürme der Umgebung und ihre Besonderheiten: ● In Au stürmen die „Aumer Kröpf“das Rathaus, das gebaut wurde, als das Dorf noch selbstständig war. Nun hält sich darin der Illertisser Stadtrat auf, „den es zu vertreiben gilt“, wie Brigitte Drabert, Chronistin der Zunft, weiß. Die Zeremonie beginnt um 18.30 Uhr. Die „Aumer Kröpf“holen dann den Narrenbaum und stellen ihn am Rathaus auf. Dabei gibt es musikalische Unterstützung von der Blaskapelle Au. Das Rathaus wird schließlich unter Beihilfe der „Bellenberger Käppelesräuber“gestürmt. Der Illertisser Bürgermeister muss daraufhin den Schlüssel an das Prinzenpaar des Carneval Clubs Au (CCA), Selina und Werner, abgeben. Die Stadträte werden gefesselt und am langen Strick im fröhlichen Zug zum Kulturstadel abgeführt. Dort haben sie sich dem Hohen Gericht zu stellen. Der gerechten Strafe können sie nur gegen eine Auslöse von etlichen Litern Bier entgehen. ● Die „Unteroichr Keazalälle“sind seit jeher verantwortlich für den Rathaussturm in Altenstadt. Er beginnt um 19 Uhr. Vor 44 Jahren haben sie sich im damals selbstständigen Untereichen gegründet und ihrem Gemeindeoberhaupt die Leviten gelesen. Im Eingemeindungsvertrag haben sie sich das Rathausstürmen zusichern lassen. „So sind wir die älteste Narrenzunft im Markt“, erklärt Zunftrat Hans Mayer. Zusammen mit Günther Jakob hält er den Markträten die Schandtaten vor, sobald sie gefangen sind. Unterstützung erhalten sie von ihren Zunftfreunden, den „Schedder-Häxa“, „Grias-Boale“und „Henker-Hexa“bei lautstarker Musik der Bläach-Gugga-Fätzzer. Nach der Machtübernahme geht es im Fackelzug zur Turnhalle, wo die Zünfte ihren Triumph feiern. ● Den Gumpigen Donnerstag organisiert die Ranzenburger Narrenzunft. Für kleine Mäschkerle beginnt er um 10.31 Uhr mit dem Schulhaussturm. Es geht mit dem „Fasnetsausgraba“ab 18.18 Uhr bei der „Narahalla“an der Pfarrer-Debler-Straße weiter. Von dort wird mit Spielmannszug, Stadtkapelle und Bürgerwehr in den Ort gewandert. Ab 19.01 Uhr wird das Rathaus mit der Proklamation des Prinzenpaares Lisa I. und Sebastian II. gestürmt. ● Am Gumpigen Donnerstag findet ab 15 Uhr, wie berichtet, der Kinderumzug in Vöhringen statt. Danach folgt der Rathaussturm. ● In Weißenhorn wird nicht morgen, sondern am Faschingssamstag, 10. Februar, das Rathaus ab 12 Uhr von der Narrenzunft „Eschagore“und den Kindergärten gestürmt. Der Gumpige Donnerstag wird morgen trotzdem in der Innenstadt ab 20 Uhr gefeiert.