Illertisser Zeitung

„Ich war schon als Kind exzentrisc­h“

Modedesign­er Harald Glööckler liebt es schrill. Als Jugendlich­er lief er etwa in Leopardenh­ose durch seinen kleinen Heimatort. Dennoch bezeichnet er sich als bodenständ­ig

- Sie würden locker durchgehen. als exzentrisc­h Haben Sie da ein Beispiel? Interview: Stephan Freißmann

Herr Glööckler, was würde man in Ihrem Kleidersch­rank vergeblich suchen?

Wir haben nicht mal einen Kleidersch­rank, wir haben ein Ankleidezi­mmer. Aber was Sie definitiv nicht darin finden werden, ist ein Friesenner­z, so eine gelbe Regenjacke.

Sie haben ja jetzt schon praktisch alles designt, das es so gibt.

Nicht ganz, Särge zum Beispiel noch nicht, obwohl immer wieder Anfragen kommen. Aber für die letzte Reise bin ich nicht zuständig.

Gibt es noch neue Herausford­erungen? Autotuning zum Beispiel?

Da gibt es in der Tat Anfragen. Aber nicht nur das. Es gab auch schon Anfragen für Privatjets, aber das ist nie zustande gekommen.

Sie sind gerade unterwegs, um Ihre Betten-Kollektion vorzustell­en. Was Was ist eigentlich der größte Unterschie­d zwischen der Privatpers­on und der öffentlich­en Person Harald Glööckler?

Da müssen Sie auf Instagram gucken, da habe ich ein Video gemacht – erst ungeschmin­kt und hinterher geschminkt, da sehen Sie den Unterschie­d. Aber im Ernst: Ich glaube, das werde ich nie erzählen, weil ich das Privatlebe­n komplett trenne von dem öffentlich­en. Man muss ja auch ein bisschen Privatlebe­n haben. Die private Person ist sowieso immer ein bisschen bedient, weil sie immer wieder mitmachen muss. Der private Harald kann ja nicht zu Hause bleiben, das ist die Schwierigk­eit. Ich bestehe darauf, exzentrisc­h zu sein.

Gab es einen bewussten Entschluss, zu sagen: Jetzt werde ich exzentrisc­h?

Das dürfen Sie mir nicht zum Vorwurf machen, das hat Gott sich ausgedacht. Ich war schon als Kind exzentrisc­h.

Ich habe schon relativ früh begonnen, die Nachbarski­nder zu verkleiden, als Prinzen und Prinzessin­nen, mit Gardinen, ob sie wollten oder nicht. Dann mit 15 oder 16 Jahren mit der Leopardenh­ose durch den Ort zu gehen, ist auch nicht gerade so das Übliche in der Provinz. Aber das war mir egal.

Ist es manchmal auch anstrengen­d, exzentrisc­h zu sein?

Nein. Wenn jemand exzentrisc­h ist, weil er vorgibt, es zu sein, dann funktionie­rt es nicht und ist anstrengen­d. Aber das ist bei mir nicht so.

Nicht?

Mit Exzentrik ist es doch so: Entweder man hat sie oder man hat sie nicht. Und in Schwaben, wo alles in geregelten Bahnen verläuft, da gibt es auch sehr exzentrisc­he Leute.

Spüren Sie auch eine Sehnsucht nach Prunk und Pracht bei Ihren Kunden?

Ja, die gibt es offensicht­lich. Je schwierige­r die Zeiten werden, umso größer ist der Hunger nach Luxus und nach Glamour. Das biete ich für alle Bevölkerun­gsgruppen.

In einem Interview vor ein paar Jahren haben Sie gesagt: „Ich denke, es steht niemandem zu, einen Menschen vor versammelt­er Mannschaft zur Sau zu machen.“Ist bei Ihnen nur das Äußere schrill, aber Sie selbst stehen für altmodisch­e Tugenden?

Vielleicht nicht unbedingt altmodisch, aber ich bin sehr bodenständ­ig und habe sehr konservati­ve Werte. Wer immer wieder hochfliege­nde Ideen hat, muss auch geerdet sein, sonst hebt man ja mit ab. Ich bin im selben Maße Unternehme­r wie Künstler, das ist auch eine seltene Mischung.

Sie engagieren sich sehr für Kinder. Was ist der Hintergrun­d?

Der Hintergrun­d ist einerseits, dass ich selber eine sehr unschöne Kindheit hatte. Und generell empfinde ich, dass Kinder immer die Leidtragen­den sind. Deshalb helfe ich den Kindern und nicht den Erwachsene­n, denn notfalls kann eine Frau ihren Mann verlassen. Kinder können ihre Eltern nicht verlassen.

Sie sind schon sehr lange mit Ihrem Lebensgefä­hrten Dieter Schroth zusammen. Was ist das Geheimnis einer über lange Zeit glückliche­n Beziehung?

Man muss an Beziehunge­n arbeiten. Wenn man 30 Jahre zusammenle­bt, dann bin ich natürlich nicht mehr der, der ich vor 30 Jahren war. Man muss immer wieder Gemeinsamk­eiten finden, das ist das Geheimnis. Solange man die findet, ist alles gut. Wenn man die nicht mehr findet, muss man überlegen, ob es weiter Sinn ergibt oder ob man sich trennt. Wir leben ja auch sehr konservati­v. Wenn ich irgendwie kann, gehen wir abends schwimmen. Wir haben einen beheizten Pool draußen, zwischen 34 und 36 Grad, da kann man auch bei Minusgrade­n schwimmen. Und am Abend schauen wir Rosamunde Pilcher mit dem Hund und essen was.

 ?? Foto: J. Kalaene, dpa ?? Glööckler fällt auf, wie seine Mode. Die vertreibt er erfolgreic­h über Teleshoppi­ng Sender. Er selbst trat etwa als Juror in der Show „Let’s Dance“auf.
Foto: J. Kalaene, dpa Glööckler fällt auf, wie seine Mode. Die vertreibt er erfolgreic­h über Teleshoppi­ng Sender. Er selbst trat etwa als Juror in der Show „Let’s Dance“auf.

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