Wie der Traum vom eigenen Laden in Erfüllung ging
Lukas Zacher betreibt ein deutsch-türkisches Lebensmittelgeschäft in Illertissen. Dabei hatte er zunächst eine Abfuhr vom Bauausschuss erhalten
Eigentlich war Lukas Zachers Traum schon beinahe geplatzt: Der Einzelhandelskaufmann hatte vor, einen deutsch-türkischen Lebensmittelladen an der JosefHenle-Straße in Illertissen in der Nähe des Garten- und Baufachmarkts Baywa zu errichten. Oliven sollte es dort geben, genauso wie frischen Fisch, exotische Früchte und Lammfleisch. Doch daraus wurde vorerst nichts.
Im Mai vergangenen Jahres hatten sich die Mitglieder des Bauausschusses gegen die Änderung des Bebauungsplanes an der besagten Straße ausgesprochen. Denn die Änderung hätte eine bisher ausgeschlossene Ansiedlung von Handelsbetrieben mit einer Verkaufsfläche von bis zu 800 Quadratmetern ermöglicht. Die Räte befürchteten, dass damit der Handel in der Innenstadt gefährdet werden könnte. Zachers Konzept – in einem Geschäft sowohl deutsche als auch typisch türkische Nahrung und Spezialitäten anzubieten – kam jedoch schon damals gut an. Und jetzt, mehr als ein halbes Jahr nach dieser „Abfuhr“, reicht Zacher Oliven, Fisch und Landjäger über die Ladentheke. Allerdings an einem anderen Standort als ursprünglich geplant.
Im Vorbeifahren haben die ein oder anderen Autofahrer das Ge- an der Memminger Straße wahrscheinlich längst wahrgenommen. Zacher kann sogar Stammkunden auflisten. Der Inhaber von „Ali Baba’s“ist zufrieden: Im Durchschnitt kämen 1000 Kunden pro Woche durch die Tür, die meisten davon eher abends nach der Arbeit. Am Samstag stöberten besonders viele Deutsche in den Regalen. „Der Fokus liegt bei mir auf den türkischen Lebensmitteln – kombiniert mit deutschen“, sagt der 34-jährige Erolzheimer. So gibt es in seinem Geschäft typisch deutsche Wurst statt aus Schweine- aus Rind- oder Lammfleisch. „Wenn Sie sich selbstständig machen, brauchen Sie eine Idee, die es noch nicht gibt“, sagt Zacher und lacht. Hätte er einen herkömmlichen deutschen Le- bensmittelladen eröffnet, hätte er verloren, glaubt er. Die Feinkostsparte hingegen fehle in der Vöhlinstadt.
Dass Zachers Pläne in Illertissen ankommen würden, haben im vergangenen Jahr auch einige Stadträte so gesehen. Es gab Lob für die Vorstellungen des zweifachen Familienvaters. „Es ging nie um das Konzept. Es ging immer um den Standort“, betont Zacher. Nach dem geplatzten Traum an der Josef-HenleStraße habe er sich weiter umgesehen. Per Zufall sei er dann auf das Gebäude an der Memminger Straße aufmerksam geworden – und habe sofort zugeschlagen. „An der JosefHenle-Straße war aus meiner Sicht der Standort besser, wegen der Parkplätze“, räumt er ein. Beschäft schweren kann er sich trotzdem nicht – im Gegenteil, bisher gebe es nur positive Resonanz. „Es gab keine Alternative für mich. Ich habe gesagt, jetzt oder nie.“Zacher mietete die rund 330 Quadratmeter große Verkaufsfläche. Innerhalb von sieben Wochen hat er aus dem Gebäude, in dem zuvor schon Kleidung verkauft worden war, einen aufgeräumten und hellen Laden gemacht. „Wir müssen uns erst zurechtfinden, wir wachsen noch“, sagt der 34-Jährige. Mit „wir“meint er sein Team, zu dem auch seine türkische Frau Emel gehört. Die beiden verkörpern das Konzept ihres Unternehmens: Sie verbinden die Kulturen. Das sehe Zacher auch an seinen Kunden, denn die seien genauso multikulturell wie das Paar. „50 Prozent sind Türken und 50 Prozent Deutsche, Russen aber auch viele Italiener.“
Besonders beliebt sind bei dem ehemaligen Lidl-Filialleiter, der auf rund 13 Jahre Supermarkt-Erfahrung zurückblicken kann, „Simit“, also Sesamringe. 1000 Stück gehen davon pro Woche weg. Als Konkurrent zu anderen Anbietern in Illertissen sieht Zacher sich nicht unbedingt, außer zum Markt. Denn der Erolzheimer verkauft mehrmals die Woche Fisch. Illertissen hat mit Zacher also einen Händler mehr zu bieten – und für ihn ist ein Traum doch noch in Erfüllung gegangen.