Konzertpremiere im Vöhringer Kulturzentrum
Florian Götz und Pianist Georg Michael Grau begeistern mit neuem Projekt
In der Fülle kultureller Veranstaltungen im WolfgangEychmüller-Haus ist ein Liederabend mit der „Winterreise“von Franz Schubert eine musikalische Preziose. Damit erlebte die junge Konzertreihe „Klang.lokal“eine Premiere im Oberen Foyer des Kulturzentrums. Florian Götz, Bariton, wusste stimmlich zu überzeugen und fand in Georg Michael Grau einen kongenialen Partner am Flügel.
Berühmte Sänger wie Dietrich Fischer-Dieskau haben in ihrem Künstlerleben die Zuhörer mit diesem Liederzyklus von der Winterreise in ihren Bann gezogen. Fischer-Dieskau hatte als Klaviersekundanten so berühmte Pianisten wie Alfred Brendel oder Daniel Barenboim an seiner Seite.
Florian Götz mit seinem klangvollen Bariton, dem die Opernerfahrung auf großen Bühnen anzumerken war, hatte Georg Michael Grau als Begleiter. Sein Part war mit ebensolcher Empathie getragen wie die des Sängers Götz, der sich auf diese Winterreise machte.
„Die Winterreise“ist geprägt von Düsternis – ganz der Jahreszeit entsprechend. Schubert konzentriert sich in seiner Vertonung der Gedichte von Wilhelm Müller auf den Seelenzustand jenes Wanderers, der die Tristesse, das Grau-in-Grau des Himmels über sich, durchschreitet. Florian Götz brachte Facetten seines warmen Baritons zum Klingen, wenngleich auch die Überakustik im Oberen Foyer nicht zu überhören war. Doch dieser – dem Raum geschuldeten, unerwünschten Nebeneffekt – konnte nur das Publikum selbst abhelfen, in dem es den Saal füllte. Allerdings blieben einige Reihen im Foyer unbesetzt.
Es gibt mannigfache Interpretationen der Winterreise. Florian Götz hatte seine eigene – souverän, schwärmend, romantisierend, dramatisch, ja, sogar voller Verzweiflung.
Gestik und Gesang harmonierten, nicht überzogen, sondern von einem Sänger zeugend, der sich mit Schuberts Musik voll identifiziert. Seine in „mezza voce“– also in zurückgenommener Stimme – gesungenen Passagen machten deutlich, über welchen Facettenreichtum der Sänger verfügt. So wurde das Lied „Am
„Klang.lokal“in Vöhringen Eigene Interpretation der Winterreise
Brunnen vor dem Tore“in seiner Zartheit und Sehnsucht zu einem Höhepunkt des Konzerts.
Georg Michael Grau am Flügel erlag der Versuchung nicht, sich in Szene zu setzen. Er absolvierte seinen anspruchsvollen Part stets mit Blickrichtung auf den Solisten. Als Zugabe wählte Götz das Lied „Mondnacht“von Robert Schumann nach dem Eichendorff-Gedicht „Es war, als hätte der Himmel die Erde still geküsst.“
Mit diesem berührenden Lied wurden die begeisterten Zuhörer in die trüb-nasse Winternacht entlassen.