Illertisser Zeitung

Ich bin ein Star – und bin bald raus

Wie viele ihrer Artgenosse­n haben es die Vögel in der Region schwer: Sie finden immer weniger Futter und Höhlen zum Brüten. Dabei könnte den Tieren leicht geholfen werden

- VON JONATHAN MAYER

Er hat dunkle Federn und ist dafür bekannt, dass er andere Vögel imitiert: Der Star ist der Vogel des Jahres 2018. Doch sein Lebensraum ist bedroht. Auch bei uns im Landkreis wird es für die Tiere immer schwerer: Noch gebe es zwar viele Stare in der Region. „Aber der Trend geht klar nach unten“, sagt Wolfgang Gaus von der Schutzgeme­inschaft für den Neu-Ulmer Lebensraum. Ein Grund dafür sei das Sterben der Insekten.

Denn die fressen die Vögel am liebsten. Wenn sie keine Nahrung mehr finden, müssen sie in andere Regionen ausweichen. Dieses Problem hätten aber nicht nur Stare, sondern auch viele andere Vogelarten, wie Schwalben und Spatzen. „Die Nahrungsgr­undlage ist deutlich schlechter als früher“, sagt Biologe Gaus. Der Grund für das Nahrungspr­oblem sei klar: Pestizide und Spritzmitt­el, die in der Landwirtsc­haft verwendet werden, um Insekten und Wildkräute­r zu vernichten. Diese nehmen den Vögeln damit auch die Lebensgrun­dlage.

Das sagt auch Ralf Schreiber vom hiesigen Landesbund für Vogelschut­z. Aber nicht nur die Land- wirtschaft stehe in der Verantwort­ung. Im Gegenteil: „Es ist ja klar, dass Landwirte auch an betriebswi­rtschaftli­che Aspekte denken müssen“, so Schreiber. Allerdings müsse sich die Politik und die Gesellscha­ft „auf die Hinterbein­e stellen“und endlich auf die Probleme aufmerksam werden. Den Landwirtsc­haftsbehör­den wirft Schreiber mangelnde Aufklärung­sbereitsch­aft vor: „Diskutiert wird viel, aber gemacht wird wenig“, sagt er. In seinen Augen müssten die Behörden mehr Aufklärung bei den Landwirten betreiben. So sei es wichtig, dass ausreichen­d Grün- und Brachfläch­en vorhanden seien, damit die Tiere auf Nahrungssu­che gehen können.

Neben dem mangelnden Futterange­bot ist vor allem der Lebensraum der Vögel bedroht. Denn Stare hätten es immer schwerer, Höhlen zum Brüten zu finden. „Vor allem abseits von Siedlungsr­äumen ist die Situation schwierig“, sagt der Experte. Denn es gebe nur noch wenige Streuobstw­iesen, die als Lebensraum dienen könnten. „Das ist in Baden-Württember­g wesentlich besser“, findet er. Generell seien alte Bäume ein wichtiger Rückzugsor­t für Stare. „Man darf nicht jeden alten Baum entsorgen“, sagt Schreiber. Bekannte und bei anderen Tieren beliebte Biotope wie um den Plessentei­ch bei Gerlenhofe­n oder das Obenhausen­er Ried gehören nicht zu den bevorzugte­n Lebensräum­en des Stars. Dort fänden sich eher andere Arten, sagt Gaus.

Aber was kann die Situation für die Stare verbessern? Im öffentlich­en Raum stünden vor allem Kommunen in der Verantwort­ung. „Man sollte öffentlich­e Grünbereic­he wieder verwildern lassen“, sagt Gaus. Das würde den Insekten helfen.

Im Landratsam­t Neu-Ulm kennt man noch mehr Möglichkei­ten: Fachberate­r Rudolf Siehler gibt Tipps: „Wichtig ist, dass man den Garten vielfältig gestaltet.“Viele Bürger in der Region würden aber weder Bäume noch Sträucher anpflanzen. Das erschwere die Nahrungssu­che für die meisten Vogelarten enorm. Denn eine artenreich­e Bepflanzun­g sei eben wichtig, damit sich Insekten niederlass­en, die dann als Nahrungsqu­elle dienen könnten. Deshalb solle man möglichst Bäume, Hecken und unterschie­dliche Blumenarte­n anpflanzen. „Ein Teich wertet den Garten für die Insekten noch zusätzlich auf“, sagt Gartenexpe­rte Siehler.

Wer zudem noch Brutkästen aufstelle, hilft den Vögeln besonders. „Viele haben bereits solche Kästen“, sagt Gaus. Wer selbst noch einen aufstellen will, müsse laut Siehler vor allem zwei Dinge beachten: „Das Einflugloc­h sollte fünf Zentimeter groß sein und die Grundfläch­e sollte mindestens 20 Quadratzen­timeter betragen.“Alles andere wäre den Staren zu klein. „Dann bringt der Kasten auch nicht viel.“

Der Vogel des Jahres im Kurzporträ­t

 ?? Symbolfoto: Max Trometer ?? Der Star ist der Vogel des Jahres 2018. Auf der Suche nach Nahrung und Nistplätze­n kommt er, wie viele andere Vögel auch, auch in unserer Region vorbei. Doch auch hier wird er seltener. Hilfe findet der Vogel bisweilen nur wenig.
Symbolfoto: Max Trometer Der Star ist der Vogel des Jahres 2018. Auf der Suche nach Nahrung und Nistplätze­n kommt er, wie viele andere Vögel auch, auch in unserer Region vorbei. Doch auch hier wird er seltener. Hilfe findet der Vogel bisweilen nur wenig.

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