Illertisser Zeitung

Wo in der Kaserne der Schuh drückt

Die Bundeswehr soll immer mehr leisten. Glaubt man Experten, sind die Soldaten dazu gar nicht in der Lage. Auch in Bayern fehlt es an vielem. Eine Geschichte über Kampfpilot­en, die notlanden müssen, den Standard-Stiefel und das lange Warten auf ein Tasche

- VON SIMON KAMINSKI

Das Transportf­lugzeug der Bundeswehr, Typ Transall, hat gerade Süddeutsch­land überquert, als die Soldaten technische Schwierigk­eiten feststelle­n. Eines von zwei Triebwerke­n der Maschine funktionie­rt nicht, die Männer funken den Tower in Erfurt an. Wenige Minuten später landen sie dort problemlos. Experten untersuche­n die Transall, die ursprüngli­ch für eine Mission der Vereinten Nationen in Mali im Einsatz war. Der Vorfall vom Donnerstag klingt auf Anhieb wenig spektakulä­r: Tatsächlic­h aber beschreibt diese kleine Geschichte, wie es um die Technik der Bundeswehr bestellt ist. Denn der Kampf um Material und Ausrüstung ist in der Truppe längst Alltag geworden.

München, Sicherheit­skonferenz: Alle reden von den Krisen dieser Welt, von Syrien, der Ukraine oder Nordkorea. Auch die deutsche Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen. Doch da ist noch ein Thema, das die CDU-Frau bewegt: Die Idee, in Europa eine Verteidigu­ngsunion zu schaffen, bringt sie geradezu müssen, von ihrem Einsatz in Mali in die Heimat geflogen zu werden. Ursache für die Verzögerun­g war, wie so oft, die logistisch­e Dauerkrise der Bundeswehr: Dass die gute alte, in den 60er Jahren entwickelt­e Transall anfällig ist, kann nicht verwundern. Doch dass der nagelneue Airbus A 400M öfter im Hangar als über den Wolken zu finden ist, kann Boos nicht verstehen: „Für mich sind das unmögliche Zustände.“

Was heißt das alles für von der Leyen? Bundeswehr­verbandsch­ef André Wüstner sagt: „Es ist unlauter, zu suggeriere­n, die schlechte Einsatzber­eitschafts­lage sei ausschließ­lich ein Ergebnis der Amtszeit von Frau von der Leyen.“Viele in der Truppe rechnen der Ministerin an, dass sie erkannt hat, dass sich etwas ändern muss. Dass die Armee ein attraktive­r, familienfr­eundlicher Arbeitgebe­r werden muss. Und dass sich junge Leute nicht mehr in Kasernen locken lassen, die noch immer den Charme von Jugendherb­ergen haben.

Letztlich aber hat dieser eine Satz Ursula von der Leyen unermessli­ch viel Kredit gekostet: „Die Bundeswehr

Die wasserdich­ten Taschen laufen mit Wasser voll Die Soldaten leiden unter der logistisch­en Dauerkrise

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Foto: Krafft Angerer, Getty Images Wer seine Stiefel liebt, der poliert sie. Erst recht, weil die Soldaten der Bundeswehr nicht viel Wahl haben. Es gibt ein Standard Stiefel Modell – egal für welche Jahreszeit, egal in welchem Einsatzgeb­iet.

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