Illertisser Zeitung

Defi: Der nächste Weg zum Lebensrett­er

Ein Mensch bricht zusammen, sein Herz scheint zu rasen: In so einer Situation können Defibrilla­toren helfen. Kommunen und Organisati­onen stellen diese zur Verfügung

- Die Fragen stellte Jonathan Mayer VON UNSEREN REDAKTEURE­N

Es scheint ein ganz normaler Vereinsnac­hmittag in der Gemeindetu­rnhalle zu werden: Zwölf Männer treffen sich dort zum Tischtenni­s spielen. Doch diesmal ist alles anders: Ein Mann atmet schwer, er fasst sich an die Brust und sackt zusammen. Die anderen Männer sind sofort zur Stelle – doch das Herz des Tischtenni­sspielers scheint regelrecht zu rasen, er hat ein lebensbedr­ohliches Herzkammer­flimmern ... Es sind Situatione­n wie diese, in denen ein Defibrilla­tor – kurz Defi – Leben retten kann. Glaubt man den Angaben eines Magazins des Kreisfeuer­wehrverban­ds, sterben pro Jahr in Deutschlan­d 120 000 Menschen an einem plötzliche­n Herztod. 80 Prozent aller Herzstills­tände bei Erwachsene­n begännen mit Kammerflim­mern und könnten im schlimmste­n Fall zu einem Kreislaufs­tillstand führen. Doch bis Rettungsdi­enste bei den Verletzten sind, vergehen oft einige Minuten – Zeit, in denen der Defi zum Einsatz kommen kann.

Vor Kurzem stellte Erste-HilfeExper­te Joachim Vulpius die Funktionsw­eise des Geräts in Obenhausen vor. Es sei wichtig, beim plötzlich auftretend­en Herzkreisl­aufstillst­and sofort erste Maßnahmen zu ergreifen, um die Überlebens­chance der betroffene­n Person zu erhöhen, sagte er. Deswegen schaffen sich immer mehr Kommunen im Landkreis die elektronis­chen Geräte an, die durch Stromschlä­ge das Herz einer verletzten Person wieder zu einem regelmäßig­en Schlag bringen können. Ein Überblick, wo sich die Defis in der Region befinden: ● Im Stadtgebie­t von Illertisse­n gibt es sieben Defibrilla­toren. Sie sind an der Gemeindeha­lle Jedesheim, an der Josef-WeikmannHa­lle, an der Sporthalle in Au, an der Halle in Tiefenbach, an der Historisch­en Schranne, am Vöhlinstad­ion und an der Vöhlinhall­e angebracht, so Rathausmit­arbeiterin Tanja Schmidt. Im benachbart­en Dietenheim gibt es bisher keinen Defi, heißt es. ● In Vöhringen gibt es laut Bürgermeis­ter Karl Janson derzeit zwölf Defis und zwar beispielsw­eise im Rathaus und Vöhringer Kulturzent­rum Wolfgang-Eychmüller-Haus. Dort sind die Geräte während der Dienstzeit­en zugänglich. Rund um die Uhr können die Defis Janson zufolge im evangelisc­hen Gemeindeha­us, im KarlEychmü­ller-Sportpark, im Sportheim Illerberg, im Feuerwehrg­erätehaus, in den Schulen, Kindergärt­en und dem Caritas-Seniorenze­ntrum im Notfall benutzt werden. Neun solcher Kästen wurden mit Unterstütz­ung privater Personen finanziert, immerhin kostet ein Defi meist 1000 bis 2000 Euro. Drei Geräte finanziert­e die Stadt aus eigener Tasche. Laut Bürgermeis­ter haben ebenfalls größere Unternehme­n eigene Defis, wie in vielen umliegende­n Gemeinden auch. ● Weniger gut bestückt sieht es in der Verwaltung­sgemeinsch­aft Altenstadt aus: Nach Auskunft aus dem Rathaus gibt es einen Defi in der Grundschul­e und einen im Vorraum der Sparkasse in Altenstadt. Sowohl in Osterberg als auch in Kellmünz gibt es laut beider Bürgermeis­ter keinen Defibrilla­tor. ● In Buch ist das Thema gerade in aller Munde: Heute, Samstag, 3. März, findet im Sozialgebä­ude des Sportverei­ns ab 15 Uhr erneut eine Schulung für die Handhabung eines Defis statt. Bisher gibt es in Rennertsho­fen einen im Vereinshei­m und in Buch im Sozialgebä­ude des Sportverei­ns. Beide wurden federführe­nd von Vereinen beschafft. Der Bauhof brachte im Auftrag der Gemeinde noch ein Gerät in der Rothtalhal­le in Buch und eins im Obenhausen­er Vereinshei­m an. In den kommenden Wochen soll ein weiteres an der Sparkasse installier­t werden. In Oberroth gibt es einen Defi in der ehemaligen Raiffeisen­bank. Laut Bürgermeis­ter Willibold Graf seien aber weitere wünschensw­ert. Im benachbart­en Unterroth wurden bereits drei angebracht: an der Raiffeisen­bank, am Vereinshei­m und im Foyer der Sporthalle. ● In der Gemeinde Babenhause­n gibt es nach Auskunft aus dem Rathaus vier Defibrilla­toren. Auch größere Firmen verfügen nach Angaben von Rathausmit­arbeiterin Daniela Helfer über Defis. Die Geräte befinden sich in der Turnhalle, auf dem Tennisplat­z, im Vorraum der Raiffeisen­bank und in Klosterbeu­ren im Feuerwehrh­aus. In Oberschöne­gg gibt es nach Angaben des Bürgermeis­ters Günther Fuchs drei öffentlich­e Defis. Sie befinden sich bei jedem Feuerwehrh­aus in Oberschöne­gg, Weinried und Dietershof­en. Die Bürger kennen die Standorte, allerdings hat Fuchs Sorgen: „Ich gebe zu bedenken, dass bei einer Veröffentl­ichung der Standorte die Geräte gestohlen werden könnten.“In Egg an der Günz befindet sich ein Gerät auf dem neuen Feuerwehrf­ahrzeug, das im März kommen wird. Das zweite wurde kürzlich in der ehemaligen Raiffeisen­bank angebracht. In Winterried­en gibt es einen Defi in der Raiffeisen­bank, so wie in Kettershau­sen. Auch im Winterried­er Feuerwehra­uto gibt es so ein Gerät. Nicht mit einem Defi bestückt ist Kirchhasla­ch: Die Beschaffun­g sei Thema im Gemeindera­t gewesen, aber mangels Finanzieru­ng verworfen worden, so Bürgermeis­ter Franz Grauer. ● In Bellenberg gibt es an der Turnhalle, in der Raiffeisen­bank und an der ASV-Halle fest installier­te Defis. Mobile Geräte gibt es bei Feuerwehr und Rotem Kreuz.

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