In Ulm hat der Frühling begonnen
Trotz Schnee und Kälte strömen die Besucher schon am Freitag zur Messe „Gartenträume“in die Friedrichsau
In den Messehallen in der Friedrichsau ist der Frühling schon eingezogen, daran besteht kein Zweifel. Blumen blühen und sommerliche Erfrischungsgetränke stehen gratis bereit: stilles Wasser, das durch Apfelschnitze, Ingwerstückchen und Kräuter wie Minze, Thymian und Rosmarin aromatisiert wird. Wer aber durch die Glastüren am Eingang und bei den Notausgängen nach draußen schaut, sieht noch immer bergeweise Schnee.
„Ein bisschen irritierend ist das schon“, gesteht Kathleen Erhart. Die Messebesucherin lebt in Österreich und nutzt einen Aufenthalt in Ulm für ihren Abstecher auf die Messe „Gartenträume“. Zum 14. Mal sind die „Gartenträume“in Ulm zu Gast, wieder rechnen die Veranstalter mit rund 20000 Besuchern. „Das ist immer sehr stabil. Hier in der Halle hat man sowieso gleich Lust auf Frühling“, sagt Merle Brunninkhuis. Die Projektleiterin der niederländischen Agentur Event Creators ist für die Messe in Ulm verantwortlich. Dass zumindest der erste Messetag noch tief winterlich ausfällt, hält Brunninkhuis für nicht weiter problematisch.
Für die Christ- und Lenzrosen, die eine belgische Gärtnerei verkauft, wäre Tauwetter nicht nötig. Die Züchtungen halten eisige Minusgrade aus, bis 25 Grad unter null stellen für die Pflanzen kein Problem dar, versichert Gärtnerin Francine Meers. Die Fass-Saunen in Halle zwei sind wohl eher für den Winter als für den Hochsommer ausgerichtet. Und auch die BonsaiBäume, die Michael Cerny aus Nersingen in ausgehöhlten Lavasteinen gezüchtet hat, halten Kälte aus. Cernys „schwebende Gärten“stehen auf Metallfüßen – halten das ganze Jahr im Freien aus.
Einen völlig neuen Trend zeigt die „Gartenträume“nicht, dafür aber eine Entwicklung, die schon vor einiger Zeit eingesetzt hat: Der Garten wird mehr und mehr zum zweiten Wohnzimmer. Das zeigen nicht nur komfortable Möbel und außergewöhnliche Hängematten, sondern auch richtige Outdoor-Küchen, die viel mehr sind als ein reiner Grillplatz. Wem das noch nicht genügt, der kann sich ein zweites Haus in den Garten stellen.
Hochbeet-Hersteller Wolfgang Huchler aus Gutenzell im Kreis Biberach fertigt gemeinsam mit einem Schreiner eine Art Wohnwagen aus Echtholz. „Flex Home“heißen die 17 Quadratmeter großen Ein-Zimmer-Appartements auf Rädern. Manche Kunden, berichtet der Unternehmer, lebten sogar in den Holzbuden, die nach Wunsch gestaltet werden: Hochbett, Küchenzeile, Dusche, WC, vielleicht Esstisch, Schreibtisch und Sofa. Knapp 20 000 Euro kostet das günstigste Modell.
Von Trends hält der Ulmer Landschaftsgärtner Steffen Denner, der ebenfalls einen Stand auf der Messe hat, indes nicht viel. Man brauche sein Grundstück nicht jedes Jahr umgestalten. „Der Garten soll so aussehen, wie er dem Kunden gefällt – und wie er zur Umgebung passt.“Denner hat mit Kiesflächen in Gärten kein Problem.
Die werden einerseits immer beliebter, andererseits von Naturschützern kritisiert, weil Insekten dort keine Nahrung mehr finden. Denner sagt: „Maß und Ziel sind wichtig. In vielen Gärten lebt’s nicht mehr.“ Die Schau ist am Samstag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet.