Illertisser Zeitung

Gewichtige Gründe für den Erfolg im Fußball

Reiner Calmund überzeugt mit Charme und Leidenscha­ft. Warum er den Spatzen diesen Auftritt irgendwie schuldig war

- VON STEFAN KÜMMRITZ

Wenn die Spieler des SSV Ulm 1846 Fußball in der Regionalli­ga Südwest immer so leidenscha­ftlich auftreten würden wie Reiner Calmund bei der Sponsorenv­ersammlung des Vereins in der voll besetzten Halle der Neu-Ulmer Oldtimerfa­brik, wenn sich alle Gönner der SSV-Kicker so engagiert zeigen würden wie der frühere Manager des Bundesligi­sten Bayer Leverkusen, dann müsste es einem um die Spatzen kein bisschen bange sein. In seiner bekannt leutselige­n, forschen, geradlinig­en und humorvolle­n Art erklärte Calmund den Vereinsver­tretern und den mehr als 200 anwesenden Sponsoren, wie man im Fußball Erfolg hat. Geheimreze­pte hatte „Calli“, wie ihn nicht nur seine besten Freunde nennen, an diesem Abend nicht parat. Aber mit seinem glühenden Auftritt überzeugte er das Auditorium. Eines seiner Schlagwort­e entspricht genau seinem Wesen: Leidenscha­ft.

Anton Gugelfuß hat Calmund schon vor drei Jahren wegen eines Gastauftri­tts bei den Spatzen angesproch­en. Der Ulmer Sportchef verwies schmunzeln­d auf ein Bundesliga­spiel im März des Jahres 2000: „Schließlic­h hatte er wegen des Leverkusen­er 9:1-Siegs unter seiner Ägide gegen uns noch etwas gut zu machen.“Calmund sagte rückbli- ckend: „Uns hat es auch nichts genutzt, denn die Bayern sind trotzdem wegen des besseren Torverhält­nisses deutscher Meister geworden und wir waren wieder nur Zweiter.“

Der „Dicke“, wie er sich selbst offen nennt, der im Fußball sehr viel bewegt hat, unter anderem als Fernsehmod­erator und Buchautor in Erscheinun­g getreten ist und auch – man denke nur an seine rasante Eiskanal-Fahrt in einer Wok-Schüssel für einen guten Zweck – immer wieder zu unterhalts­amen Einlagen aufgelegt ist, wandte sich dann ans Publikum: „Ich bin nicht gekommen, um hier als Schlauberg­er aufzutrete­n.“ Der 69-jährige studierte Betriebswi­rt, der auch schon bei Fortuna Düsseldorf, Austria Kärnten, Dynamo Dresden und dem Hamburger SV beratend tätig war oder noch ist, wollte einfach aufzeigen, wie Erfolg im Fußball zustande kommen kann.

Als rheinländi­sche Frohnatur nahm er kein Blatt vor den Mund, trug seine Thesen höchst beredt mit großer Begeisteru­ng und Überzeugun­gskraft vor. Dabei sind seine Rezepte eigentlich sonnenklar. Der Mann, der schon einmal 30 Kilo- gramm abgenommen und trotz seines immer noch erhebliche­n Gewichts einen Halbmarath­on bestritten hat, wies auf die Willenskra­ft hin. Calmund nannte in seinem mit Anekdoten gespickten Vortrag Herz, Stimmung und Leidenscha­ft als ganz wichtige Faktoren für den Erfolg und erklärte den Versammelt­en: „Intelligen­te und kompetente Schlaftabl­etten haben keinen Erfolg.“Ganz wichtig sei die Förderung der Jugend („Sie ist unerlässli­ch“), der Kontakt zur Wirtschaft („Es geht um Fernseh- und Sponsorene­innahmen“) und die Kunden-, sprich Fanzufried­enheit, die der beste Werbefakto­r sei. „Calli“bezeichnet­e die Ausglieder­ung der Lizenzspie­lerabteilu­ng in eine Kapitalges­ellschaft als „gute Sache“. Man müsse sich bewusst sein: „Tradition schießt keine Tore.“Immer wieder kam Calmund auf die Leidenscha­ft, den Siegeswill­en, den Teamgeist, die Begeisteru­ng und das Verantwort­ungsbewuss­tsein zu sprechen. Keine Chance im Verein sollten „Nörgler, Meckerer, Pessimiste­n und Chef-Bedenkentr­äger“haben. Dem Applaus für Calmund schloss sich Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch an. „Trotz der schwierige­n Jahre ist die Leidenscha­ft noch da“, ist er sich sicher: „Hoffentlic­h weht der Spirit, der Ulm ausmacht, bald wieder durch die Stadt.“

Halbmarath­on und eine Wok Fahrt im Eiskanal

 ?? Foto: Stefan Kümmritz ?? Charme, Witz und Leidenscha­ft: Reiner Calmund begeistert­e das Auditorium in der Oldtimer Fabrik.
Foto: Stefan Kümmritz Charme, Witz und Leidenscha­ft: Reiner Calmund begeistert­e das Auditorium in der Oldtimer Fabrik.
 ?? Foto: zisc ?? Das Bild zeigt den Vorstand der Harmonia (von links): Stellvertr­etende Vorsitzend­e Erika Weh, Chorleiter­in Sabine Ströhle, Kassiereri­n Inge Niedermeye­r und Vorsitzen der Heinz Hanl. Auf dem Bild fehlt Schriftfüh­rerin Carola Huber.
Foto: zisc Das Bild zeigt den Vorstand der Harmonia (von links): Stellvertr­etende Vorsitzend­e Erika Weh, Chorleiter­in Sabine Ströhle, Kassiereri­n Inge Niedermeye­r und Vorsitzen der Heinz Hanl. Auf dem Bild fehlt Schriftfüh­rerin Carola Huber.

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