Ihre Uniform heißt Kluft
Der Leiter vom Stamm Oberelchingen kennt alle Klischees gegenüber den Pfadfindern – und hält dagegen
Wer Pfadfinder ist, wird nicht selten von anderen Jugendlichen belächelt. Dafür gibt’s eigentlich keinen Grund. Im Gegenteil. Pfadfindergruppen kennzeichnet einen engen Zusammenhalt und Freundschaft. Um einmal mit ein paar Vorurteilen gegenüber Pfadfinder aufzuräumen, haben wir Nico Lange vom Stamm Oberelchingen mit den sieben stärksten Vorbehalten gegenüber der Jugendorganisationen konfrontiert.
Falsch. Zum einen heißt die Uniform Kluft und zum anderen tragen Pfadfinder diese nur bei Gottesdiensten, auf Zeltlagern und bei festlichen Anlässen. Beim wöchentlichen Treffen dagegen bleibt die Kluft aus. Da laufen die Kinder und Jugendlichen in ihrer ganz normalen Freizeitkleidung herum.
Pfadfinder gehen oft in die Kirche!
Der Stamm Oberelchingen ist katholisch. Trotzdem besuchen wir gerade zwei Mal im Jahr geschlossen die Kirche. Wer in einem Stamm Mitglied werden will, muss auch nicht einer bestimmten Konfession angehören. Ob Christ, Moslem oder konfessionslos – das ist völlig egal. Hauptsache man hat gemeinsam Spaß. Es gibt aber auch Stämme, die bewusst nicht kirchlich sind.
Pfadfinder schlafen am liebsten im Wald!
Ganz falsch. Auch Pfadfinder lieben ihre Betten und würden es nicht gegen den Waldboden eintauschen wollen. Aber ein Hang zur Natur, den haben die Pfadfinder natürlich schon. Daher geht es jedes Jahr an Pfingsten gemeinsam ins Zeltlager und dort wird natürlich Bett gegen Zeltboden getauscht. Isomatte und Schlafsack dürfen natürlich trotzdem nicht fehlen und sorgen zumindest für ein bisschen Komfort.
Pfadfinder verkaufen ständig selbst gebackene Kekse!
Die Vorstellung stammt aus amerikanischen High-School-Filmen. Dort sieht man ständig Pfadfinder in Wohnorten von Haus zu Haus marschieren und Cookies in der Nachbarschaft verteilen. Meist gegen eine kleine Spende. Ich habe mein ganzes Leben noch keine Kekse irgendwo verkauft. Manchmal verkaufen die Jüngeren Selbstgebasteltes, was dann gespendet wird. Zuletzt hat man aber auch für eine gemeinsame Reise in den Europapark Geld gesammelt. Dazu haben die Älteren eine Party veranstaltet und den Verdienst aus dem Getränkeverkauf gesammelt und die Jüngeren haben bei Nachbarn Rasen gemäht.
Bei den Pfadfindern sind nur Jungs dabei!
Gerade bei den jungen Pfadfindern zwischen sieben und zehn Jahren sind in der Regel mehr Mädchen dabei. Während der Pubertät ändert sich das ein wenig. Da finden die Mädchen die Pfadfinder dann plötzlich nicht mehr so cool. Einige bleiben aber doch dabei. Ich schätze, bei den älteren Pfadfindern vom Stamm Oberelchingen etwa zwei Drittel Jungs sind. Ich hoffe, dass sich in Zukunft noch mehr Mädchen beim Stamm beteiligen.
Pfadfinder sitzen im Kreis und singen Lieder!
Während des Zeltlagers stimmt das tatsächlich. Da wird abends ein Lagerfeuer angezündet, um das herum sich alle versammeln. Dann holt schon mal jemand die Gitarre raus und es werden ein paar Lieder angestimmt. Allerdings findet das Lager nur einmal im Jahr statt. Sonst trifft sich der Stamm jede Woche zu allen möglichen Unternehmungen: Spieleabende, Pizzabacken, aber natürlich auch Knotenmachen und Kompasslesen. Pfadfinder sind gute Freunde, die Zeit miteinander verbringen wollen.
Pfadfinder waschen sich selten und sind ungepflegt!
Es soll früher schon mal vorgekommen sein, dass das Pfadfindass derhaar die ein oder andere Woche ohne Shampoo auskommen musste. Gerade in den Zeltlagern gab es früher meist keine vernünftigen Sanitäranlagen. Da half dann nur Katzenwäsche mit einem Schwamm. Inzwischen hat sich das aber geändert. Kein Zeltplatz ist heute noch ohne Dusche und Toiletten. Und Wildcampen ist verboten. Die Pfadfinder waschen sich vor Ort genauso wie zu Hause auch. Also auch im Zeltlager wird Hygiene großgeschrieben.