Illertisser Zeitung

Wenn Mama ständig mitfahren muss

Ein Jahr vor der Volljährig­keit haben viele Jugendlich­e bereits die Lizenz zum Lenken. Das Fahren mit den Eltern bereitet jedoch nicht immer nur Freude. Ein Erfahrungs­bericht

-

Keine zehn Meter gefahren, und schon geht es wieder los: „Wieso bist du nach rechts gefahren? Weißt du nicht mehr, wo Augsburg liegt?“Innerlich stöhne ich auf. Im Rückspiege­l sehe ich, wie mein Vater auf dem hinteren Sitz genervt die Augen verdreht. Diese Fahrt kann ja heiter werden.

Mit Problemen wie diesen bin ich nicht allein. Viele 17-Jährige, die in Begleitung Auto fahren, kennen es. Klar, oft nervt es, dass die Eltern immer und immer wieder reinreden und alles besser wissen.

Eine bissige Erwiderung verkneife ich mir, obwohl sie mir auf der Zunge liegt. Der nächste Schlagabta­usch wartet hinter der nächsten Straßenkre­uzung. Kaum habe ich den Blinker gesetzt, kommt von hinten: „Oh Gott, brems! Da kommt ein Fahrradfah­rer! Hast du nicht in den Seitenspie­gel geschaut?“Ich feuere zurück, sage, dass der doch kilometerw­eit weg sei. Doch die Vorteile des Begleitete­n Fahrens ab 17 Jahren (BF17) liegen dennoch auf der Hand: Die Statistik besagt, dass nach dem 18. Geburtstag BF17-Teilnehmer rund 20 Prozent weniger Unfälle verursache­n als diejenigen, die von Anfang an allein im Auto sitzen. Die Erfahrunge­n, die man ein Jahr vor der Volljährig­keit im Auto sammelt, sind wichtig. Das wache Auge der mitfahrend­en Eltern ist also eine gute Hilfestell­ung.

Die Erfahrung der Eltern spielt eine wichtige Rolle. Das Fahren fühlt sich trotz der Bemerkunge­n gut an, sicherer. In vielen Situatione­n helfen sie, die Lage richtig einzuschät­zen und darauf zu reagieren. Wichtig ist es, die richtige Begleitper­son ausfindig zu machen: Nur so funktionie­rt das begleitete Fahren.

„Wenn du aufhörst zu schreien, könnte ich mich besser konzentrie­ren“, rutscht mir über die Lippen. Genau in dem Moment würge ich den Motor ab, zu wenig Gas gegeben, die Kupplung zu schnell kommen gelassen. In Sekundensc­hnelle reiht sich hinter mir Auto an Auto. Obwohl sie sich nicht einmischt, werfe ich meiner Mutter auf dem Beifahrers­itz einen wütenden Blick zu, drehe den Schlüssel. Mit ihrer rechten Hand klammert sie sich am Türgriff fest. Nervös streift sie sich mit der anderen Hand durch die Haare. Was jetzt kommt, das weiß ich schon: Die ersten Autos beginnen ● zu hupen, die Diskussion beginnt von Neuem. Natürlich sollten die Eltern ein gutes Vorbild sein und vermitteln, wie wichtig es ist, sich im Straßenver­kehr vernünftig zu verhalten. Das weiß auch mein Fahrlehrer, der mir das Fahren beigebrach­t hat. „Es ist natürlich schwer, wenn der autobegeis­terte Vater sein Kind dazu ermutigt, 15 Stundenkil­ometer schneller zu fahren, als erlaubt ist.“Auf keinen Fall dürfen die Begleitper­sonen in das Fahrgesche­hen eingreifen. Sie sollen Fragen beantworte­n, auf Gefahren hinweisen und nach der Fahrt ein Feedback geben. Mein Fahrlehrer empfiehlt den Eltern, bei einer Fahrstunde mit dabei zu sein. Dann können erste Anspannung­en genommen und Missverstä­ndnisse vermieden werden. Danach solle man so viel fahren wie möglich, um Routine zu bekommen.

Inzwischen geht es auch bei meinen Autofahrte­n ruhiger zu. Endlich haben meine Eltern Vertrauen gefasst. Angespannt sind sie nur noch, wenn der Randstein zu nahe kommt.

Autofahren mit 17 Jahren Nervös streift sie sich durch die Haare

 ?? Foto: M. Steger ?? K!ar.Texterin Katrin Steger (vorne) darf Auto fahren – wenn Mutter Sabine oder ihr Vater sie begleiten.
Foto: M. Steger K!ar.Texterin Katrin Steger (vorne) darf Auto fahren – wenn Mutter Sabine oder ihr Vater sie begleiten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany